Michael von Benkel wurde erst Staatsanwalt und ist heute Strafrichter in einer bayerischen Kleinstadt. Dabei ist ihm im Laufe der Zeit so einiges an makabren Kuriositäten untergekommen. In seinen Romanen behandelt er zwar keine realen Fälle, doch es kommen durchaus real erlebte Elemente darin vor. Man kennt dieses Vorgehen vielleicht von Ferdinand von Schirach – bei Michael von Benkel stammen die mitunter tragischen, aber auch komischen Figuren aus allen sozialen Schichten: Denn er macht nicht vor der sogenannten „Unterschicht“ halt, ohne diese deshalb bloßzustellen, wie mancher Fernsehsender es nicht selten tut. Doch auch den „Großkopferten“, den Reichen und Berühmten, bleibt bei Michael von Benkel nichts erspart.
In diesem Buch geht es um Franz Zechinger, höchst verdächtig, ein Kind ermordet zu haben, allerdings noch nicht rechtskräftig verurteilt. Der brillante Anwalt Karl Wiegler verteidigt ihn, um seinen Ruhm zu mehren – doch zu Unrecht, weil er schuldig ist, findet nämlich Polizeihauptkommissar Anton Bolik. Er will deshalb sicherstellen, dass allen juristischen Spitzfindigkeiten zum Trotz der Täter seiner Strafe nicht entgeht – und das tut er mit allen Mitteln. Auch mit fiesen Tricks und solchen, die er als Vertreter des Gesetzes nicht nutzen darf. Doch der Zweck heiligt die Mittel. Und die Gegenseite arbeitet schließlich auch nicht fair …
Funktionieren die Tricks? Wird der Kindesmörder gefasst? Ja, aber … es ist nicht so einfach und die Tricks aller Parteien drohen nach hinten loszugehen. Es wird so unangenehm, dass man fast nicht weiterlesen will. Glücklicherweise nur fast. Und es lohnt sich, bis zum Ende zu lesen, das man wie im echten Leben so nicht kommen sieht. Und mit dem man vielleicht nicht ganz glücklich wird. Aber man muss das Leben nehmen, wie es ist – in dieser Hinsicht ist es kein Kitsch-, auch kein Horror-, sondern ein ehrlicher Roman. Und eine Parabel auf die Frage der bestmöglichen Terrorismusbekämpfung.