Vor vier Wochen hat Jakub Skarupa in Saargemünd sein „Le Comptoir du Chalet“ eröffnet. Dort bietet er Streetfood aus aller Welt auf hohem Niveau.
Ein Blick über die Landesgrenze zu unseren Nachbarn lohnt sich immer mal wieder. In Saargemünd ist die Stadt gerade dabei, den alten Marktplatz neu zu gestalten. Zurzeit sind sie noch mit Erdarbeiten beschäftigt, am Ende soll der Marktplatz ein weiterer Anziehungspunkt der Stadt werden. Rund um den Markt gibt es viele kleine Geschäfte und Bistros. Die Parkplätze für Autos werden verschwinden, die gesamte Fläche grüner werden. Wenn das neue Marktplatz-Konzept fertig ist, lädt dieser dann mit vielen Sitzplätzen im Freien bei einem gemischten Angebot zum Verweilen ein. Übrigens mit der Saarbahn ganz leicht erreichbar aus dem Saarland.
Ein alter Bekannter von mir ist dann dort auch regelmäßig anzutreffen, denn er hat sein gastronomisches Angebot erweitert. Im Stammhaus „Le Chalet de Zetting“ in Zetting wird nur noch abends gekocht. Außer am Wochenende, da ist auch mittags geöffnet. Die Woche über steht Jakub Skarupa in seinem neuen gastronomischen Projekt am Saargemünder Marktplatz: „Le Comptoir du Chalet“. Hier präsentiert er seinen Gästen täglich eine „Plat du Jour“ und Streetfood auf hohem Niveau. Eine Küche aus der ganzen Welt, oft sind die Gerichte auch vegetarisch oder vegan. Der Chef kocht hier mit „Lebensmitteln der Straße“, wie er sagt.
Das kann sehr unterschiedlich sein, etwa Tacos, Ramen oder Hot Dog. Eine kulinarische Reise hier kann zu den entferntesten Ecken dieses Planeten führen. Schauen Sie doch mal vorbei und lassen sich überraschen!
Jakub Skarupa ist in unserer Region kein Unbekannter. Französischen Feinschmeckern ist er schon lange bekannt durch seine Tätigkeit im Sternerestaurant „Auberge Saint Walfrid“ in Saargemünd. Er arbeitete ebenfalls in der „Brasserie du Casino“ des Sternekochs Stéphan Schneider von der „Auberge Saint Walfrid“, unten in Saargemünd an der Saar, im schönsten Haus der Stadt. Die deutsche Klientel kennt ihn als Chefkoch aus dem Wirtshaus „Unter der Linde“ im Saarbrücker Stadtteil St. Arnual. Auch hier überzeugte er die Gäste mit einer saarländisch-lothringischen Bistrokarte. Danach übernahm er sein erstes eigenes Restaurant in Zetting. Und es dauerte nicht lange, und er hatte auch hier Erfolg.
Geboren ist Skarupa in Tschechien. Schon als Zwölfjähriger liebte er es, in der Küche zu arbeiten. In seiner Heimat machte er eine Ausbildung als Koch und Restaurantfachmann, in einem kleinen Dorf in der Nähe von Ostrava, nicht weit von der polnischen Grenze. Danach ging er auf Wanderschaft, wie es viele gute Köche tun.
In seiner Küche verwendet er Produkte der Region
Zuerst landete er 2008 einen Sommer lang in Griechenland. Dann rief ihn sein alter Schuldirektor an und vermittelte ihn nach Frankreich. Er lernte die Sprache und setzte seinen Berufsweg ab Herbst 2008 im Land der Feinschmecker fort. Er ging wieder zur Schule in Bar-le-Duc und arbeitete in Saargemünd, und zwar gleich in der „Auberge Saint Walfrid“. Das war ein hartes Brot, doch mit seiner Liebe zur großen Küche bekam er das hin.
Seine Ausbildung in Frankreich dauerte erneut drei Jahre. Danach arbeitete er in „Schneiders Sternetempel“ auf unterschiedlichen Posten, sodass er alles mitbekam, was in einer großen Küche notwendig ist. Danach übernahm er den Chefposten in der Brasserie. Doch irgendwann war dort Schluss. Also Neuorientierung! Schnell kam das Angebot von „Unter der Linde“, und er ging nach Deutschland. Vor sieben Jahren machte er sich dann im französischen Zetting mit dem „Le Chalet Zetting“ selbstständig. Vor ein paar Wochen, genauer gesagt am 2. März, folgte nun die Neueröffnung seines zweiten Projektes am Saargemünder Marktplatz. Das Lokal ist etwas verschachtelt. Vorne um den Tresen stehen zwei, drei Tische. Die Küche ist offen und einsehbar. Hier kommen die Leute auch ihr Essen abholen.
Wesentlich ruhiger und gemütlicher sind dann rechter Hand drei kleine Räume. Sie hatten gerade erst 14 Tage geöffnet, als ich sie besuchte, doch um 12.30 Uhr war der Laden voll. Es waren vor allem Leute aus der Nachbarschaft, die hier ihre Mittagspause verbrachten. Jakub hat sich in der kulinarischen Welt umgesehen, das Ergebnis seiner Expeditionen bietet er hier an. Von China bis Skandinavien, von Griechenland bis Südamerika. Das Angenehme hier: Er hat von mittags bis abends um 23 Uhr durchgehend geöffnet.
Die Woche über wird auch ein Menü für 25 Euro angeboten, am Wochenende für 35 Euro. Wochentags gibt es Stammessen um die 13 Euro. Da gibt es dann eher das, wonach die Gäste fragen. Gefüllte Champignons etwa, Lachs und Gemüse, Lasagne oder Rinderroulade mit Rotkohl. Ich habe die Karte quer probiert und fand alle Kreationen vom Chef sehr gut. Das ging los mit einer tollen Tapas-Auswahl. Danach aß ich etwa „Powerbol“, ein Gericht aus Hawaii. Als Gast kann man wählen zwischen Fisch oder Fleisch. Hervorragend! Danach servierte uns der freundliche Kellner eine libanesische Platte, bestehend nur aus Gemüse. Auch dieses Essen gefiel mir sehr gut. Hummus, Falafel, Taboulet, Gemüseschips und gefüllte Auberginen.
Ich wollte danach noch eine elsässische „Dampfnudle“, aber nicht wie sonst, sondern gefüllt nach
Jakubs Vorstellungen. Sehr gut. Diese Idee mit Streetfood hatte er, weil viele Gäste nicht wissen, was man da auf höherem Niveau anbieten kann. Und es kommt an! Dabei arbeitet er mit regionalen Händlern zusammen. Das Gemüse etwa kommt aus dem saarländischen Lisdorf, Bäcker und Metzger haben ihre Geschäfte nebenan, auch am Saargemünder Marktplatz. Es schmeckt, es ist einfach, es ist gut – und es ist eine Reise um die Welt.
Ungewöhnliche Weine auf der Karte
Bei ihm verkehren auch Jäger, Deutsche und Franzosen, die in der Nähe von Bliesbruck gemeinsam zur Jagd gehen. Er selbst geht mit dieser Gruppe auch zur Jagd. Und so gibt es hier auch mal etwas aus den Wäldern rund um Saargemünd: Paté de Gibier (Paté vom Wild), Reh und Wildschwein. Aber nicht getrennt, Jakub vermischt das durchgedrehte Fleisch. So hat es auch ausreichend Fettanteile vom Wildschwein. Diese Paté schmeckte so ungemein intensiv, wie ich solche Zubereitungen nur aus großen Häusern kenne. Jakub Skarupa hat uns gezeigt, wie toll Streetfood schmecken kann. Er brachte von seinen Reisen Rezepte aus der ganzen Welt mit. Diese interpretiert er nach seinem Gusto und seinem großen Wissen um gutes Kochen.
Die Weinkarte hat hier natürlich auch eine besondere Handschrift. Das scheint in diesem Haus bei allem so zu sein. Kreszenzen nur aus Frankreich. Viele Weine aus Frankreichs Süden, aus der Provence und dem Languedoc-Rousillion. Oft von kleinen, unbekannten Winzern mit hohem Qualitätsanspruch. Weine aus Häusern, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Im Stammhaus in Zetting etwa mit Weinen von der Rhône, der Loire, aus Bordeaux und Burgund. Natürlich auch Elsässer. Aus Pfaffenheim haben sie dort einen Muscat. Den habe ich mir schon lange vorgemerkt. So auch hier. Kreszenzen, da musste ich nachfragen. Doch ich vertraue seiner Kochkunst und seiner Weinauswahl, denn Jakub Skarupa überzeugt mich immer wieder mit Können und Qualität!