Basketball-Fans weltweit fiebern den Play-offs in der nordamerikanischen Profiliga entgegen. Doch schon die letzten Wochen in der Vorrunde und das Play-In-Turnier lieferten Spannung pur. Für die deutschen Spieler verlief die Hauptsaison unterschiedlich.
Wo LeBron James ist, da ist auch Erfolg. Der Basketball-Superstar ist ein Mann der Rekorde, Titel und Auszeichnungen. Als er Anfang Februar die Basketball-Legende Kareem Abdul-Jabbar nach fast 39 Jahren als besten Punktesammler der NBA-Geschichte ablöste, stieg er endgültig zu einem der größten Sportstars weltweit auf. Doch der US-Amerikaner hat auch schon sportliche Rückschläge in seinem Leben kassiert, er weiß: Nichts kommt von alleine – auch nicht für ihn! „Die Playoffs werden nicht verschenkt. Du musst rauskommen und arbeiten.“ Diese Sätze von James stammen aus dem Jahr 2019, am Ende seiner komplett missratenen Premieren-Saison bei den Los Angeles Lakers. Statt, wie erhofft, mit seinem neuen Club um den Meistertitel zu kämpfen, schied „King James“ schon nach der Hauptrunde aus.
Es war das erste Mal, dass das Ausnahmetalent die Playoffs in der besten Basketball-Liga der Welt verpasst hatte. Ein Rückschlag, der sich aber als wertvoll herausstellte. In der Folge-Saison führte James die Lakers zum Titel und wurde zum wertvollsten Spieler der Finalserie gekürt. Dieses Jahr mussten James und Co. wieder hart um einen Playoff-Platz kämpfen – wie viele andere Teams auch. Das vor drei Jahren eingeführte Play-in-Turnier machte den NBA-Stars mächtig Beine. Weil die Positionskämpfe dadurch noch mal verschärft wurden, kam Langeweile zum Hauptrundenschluss so gut wie nie auf – ganz im Gegenteil. Für viele Mannschaften hatte jede Partie fast Endspielcharakter.
„Beide Teams kämpfen um nicht weniger als ums Überleben“, sagte New-Orleans-Trainer Willie Green nach dem spektakulären 109:120 seines Teams gegen die Golden State Warriors um Superstar Stephen Curry. Die Intensität ist durch die Vor-Playoffs nochmal gestiegen, was gut für die Einschaltquote und damit gut fürs Geschäft ist. Die Spieler sind aber zwiegespalten. „Natürlich mag ich Spiele, in denen es um was geht“, sagte Warriors-Profi Draymond Green: „Das Play-in-Ding würde ich mir aber lieber schenken.“
Das Play-in-Turnier wurde zur Zeit der Corona-Pandemie eingeführt und hat sich bewährt. Bevor also am 15. April die erste Playoff-Runde im Modus „Best-of-seven“ eingeläutet wird, konnten sich noch vier Teams über den Umweg dafür qualifizieren. In dem Turnier entschied jeweils nur ein Spiel über Weiterkommen oder Ausscheiden. Für die deutschen Spieler verlief die Hauptrundensaison höchst unterschiedlich. Das FORUM-Magazin gibt einen Überblick.
DENNIS SCHRÖDER
Für den aktuell besten deutschen Basketballer ging es zum Ende der Hauptrunde nicht nur um die Playoffs. Der 29-Jährige kämpfte auch um seine persönliche Zukunft in der nordamerikanischen Profiliga. Eine ungewohnte Situation ist das für den Point Guard der Los Angeles Lakers nicht, zum dritten Mal hintereinander läuft sein Vertrag am Saisonende aus. Heißt: Zum dritten Mal weiß er im Frühling nicht, wo er im Herbst spielen wird. Trotzdem geht Schröder, zumindest äußerlich, gelassen mit der Situation um. „Mein Agent macht schon seinen Job, glaube ich, sehr gut, fängt jetzt schon an, mit den Leuten zu sprechen. Deswegen mache ich mir da keine Sorgen“, sagte er: „Umso besser wir spielen, umso besser ist die Situation.“ Das Problem ist nur: Zwar spielten die Lakers nach einem schwachen Saisonstart am Ende besser, doch Schröder trug dazu nur bedingt bei. Beim insgesamt überzeugenden 134:109-Auswärtssieg Anfang April bei den Houston Rockets gelang Schröder nur ein einziger Punkt – viel zu wenig für seine Ansprüche. Der Mann, der im deutschen Auswahlteam der unumstrittene Anführer ist, muss sich bei den Lakers mit einer deutlich kleineren Rolle zufriedengeben. Neben dem alles überstrahlenden James hatten auch Anthony Davis und bis zu seinem Wechsel zu den LA Clippers auch Russell Westbrook gern den Ball an den Händen.
„Es ist schon kompliziert. Ich spielte bisher mit drei zukünftigen Hall of Famern zusammen“, sagte Schröder der „Sport Bild“ über die große Stardichte bei seinem Club: „Jeder muss etwas abgeben und ein bisschen zurückstecken, damit das Team wirklich zusammenpasst.“ Das bedeutet aber für ihn persönlich: weniger Punkte, weniger Spielzeit. Dass das seine Verhandlungsposition in den Vertragsgesprächen verringert, weiß Schröder. Doch die Zeit, in denen der mitunter exzentrische Profi vor allem auf sich geachtet hat, scheint vorbei. Schröder ist längst ein Teamplayer geworden, das hat er auch bei der Heim-EM im vergangenen Sommer gezeigt, als er das deutsche Team nicht nur spielerisch zu Bronze geführt hatte. Deswegen spielen die sportlichen Perspektiven und das Geld beim nächsten Vertragsabschluss auch nicht die wichtigste Rolle für Dennis Schröder. Das wichtigste Kriterium? „Die Familie“, sagte Schröder, „da muss ich natürlich auch drauf achten jetzt, dass das alles passt“. Und seine Ehefrau Ellen und die gemeinsamen drei Kinder fühlen sich in LA wohl, von daher „hätte ich kein Problem, hier weiterhin zu spielen“. Sein Karriereplan sieht vor, „bis 40 noch als Profi aktiv zu sein, davon noch drei bis fünf Jahre in der NBA“. Bedeutet: Der nächste Vertrag könnte schon sein letzter in Nordamerika sein. Danach will Schröder zu seinem Heimatclub Braunschweig Löwen zurück, an dem er als Gesellschafter Anteile hat. „Da wollen wir dann natürlich eine Meisterschaft holen. Das ist mein großes Ziel“, sagte er. In diesem Spätsommer steht die WM auf den Philippinen, Japan sowie in Indonesien an, bei der er „richtig Bock“ hat, „zu zocken“. Bis dahin dürfte sich auch die Vertragsfrage längst geklärt haben.
MAXI KLEBER
Bei dem Namen Dallas Maverick denken die meisten vor allem an Dirk Nowitzki. Doch inzwischen hat sich bei den Texanern ein zweiter deutscher Profi einen Namen gemacht: Maximilian Kleber. Der Power Forward, der wie Nowitzki aus Würzburg stammt, spielt seit 2017 für die Mavs. Die Wertschätzung, die ihm dort entgegengebracht wird, drückte sich auch in der Vertragsverlängerung bis 2026 aus: Insgesamt 33 Millionen Euro wird Kleber in vier Jahren verdienen. Kleber spricht von einem „fairen Deal“, weil sein Wert oft unterschätzt wird. Er arbeitet hart fürs Team, zieht Gegenspieler auf sich, lässt andere glänzen. Die Verantwortlichen wissen das und schätzen ihn sehr. Doch auch mit Kleber im Team tat sich Dallas in dieser Saison schwer. Der durchwachsene Start zog sich wie ein roter Faden durch die Saison, auf überzeugende Auftritte folgte immer wieder ein Rückschlag. Selbst die Teilnahme am Play-in-Turnier war bei Redaktionsschluss fraglich. Kleber war zwischenzeitlich zudem mit einer Rückenverletzung gehandicapt. Wie man auch mit Rückschlägen klarkommt und daraus womöglich Stärke für künftige Großtaten zieht, kann Kleber von Nowitzki erfahren. Die Basketball-Ikone ist inzwischen Berater bei seinem Ex-Club. „Dirk ist hier in Dallas aktuell die ganze Zeit da. Er ist auch im Training sehr viel dabei. Da sehen wir uns fast jeden Tag“, berichtete Kleber.
FRANZ UND MORITZ WAGNER
Die Orlando Magic überzeugten zwar zum Saisonschluss mit einer kleinen Siegesserie, doch am Ende reichte es nicht mehr für das Play-in-Turnier. Zu miserabel war der Saisonstart, zu inkonstant der Mittelteil der Saison. Am deutschen Bruder-Paar lag das aber nicht. Franz Wagner war mit durchschnittlich 18,8 Punkten Anfang April einer der Top-Scorer seines Teams und auch emotional ein Leader, sein Bruder Moritz verbesserte seinen Punkteschnitt immerhin auch auf über 10. Dass der vier Jahre jüngere Franz in dieser Kategorie die Nase vorn hat, wurmt Moritz. Denn die sportliche Rivalität treibt beide an. Es ist das erste Mal, dass sie in einem Team zusammen spielen. Zuvor war Franz seinem älteren Bruder bei Alba Berlin und der College-Mannschaft der Michigan Wolverines immer nur gefolgt.
„Ich habe sehr, sehr viel zu Moritz aufgeguckt. Mit Basketball habe ich angefangen, weil er Basketball gespielt hat“, sagte Franz. Experten sind sich einig, dass der jüngere der Wagner-Brüder das größere Potenzial mitbringt. Vielleicht sogar das Potenzial eines späteren Champions. „Der Beste seit Nowitzki“, titelte die „Zeit“ während der Heim-EM über den 21-Jährigen. „Er war schon immer einer, der sehr fokussiert war, sehr konzentriert und sehr klar. Der immer schon im Kopf einen Schritt schneller war als alle um ihn herum“, sagte Marius Huth, bei Alba Berlin ein Jugendtrainer von Franz Wagner. Und der beweist das auch in der NBA. Kein Wunder, dass der Berliner immer wieder auch als Wechsel-Kandidat zu einem größeren Club gehandelt wird.
ISAIAH HARTENSTEIN
Relativ zeitig machte Isaiah Hartenstein mit den New York Knicks den Playoff-Einzug perfekt. Der Nationalspieler bekam zuletzt regelmäßig seine Kurzeinsätze, in denen er durchaus zu überzeugen wusste. Dem gebürtigen Amerikaner kommt zugute, dass er anders als die meisten deutschen NBA-Profis in dieser Saison keine Verletzungssorgen hatte. Für den Zweitrundenpick aus dem Jahr 2018 sind die Knicks bereits das fünfte Team in seiner NBA-Karriere.
DANIEL THEIS
Nach dem Gewinn der EM-Bronzemedaille im vergangenen Sommer wollte Daniel Theis auch bei den Indiana Pacers richtig durchstarten. Doch hartnäckige Knieprobleme stoppten den 31-Jährigen früh, und als er wieder fit war, kam der Center bei seinem neuen Club nicht auf die von ihm gewünschte Spielzeit. Das Verpassen der Playoffs machte die Enttäuschung bei Theis perfekt.