Drei Fragen
Boom in der Spielebranche
Mit Spielen und Konsolen wurden im vergangenen Jahr über zehn Milliarden Euro umgesetzt. Mehr als bei Film und Musik zusammen, so Felix Falk, Geschäftsführer des Bundesverbands Games.
Herr Falk, während der Pandemie gingen Ihre Umsätze durch die Decke. Konnten die guten Umsätze gehalten werden?
Wir haben im Games-Bereich im Jahr 2021 ein ganz starkes Wachstum gesehen, und jetzt stabilisiert sich das Ganze. Wir liegen beim Umsatz bei zehn Milliarden Euro. Das ist mehr, als Film und Musik zusammen ausmachen. Mit diesem Wachstum im letzten Jahr von einem Prozent hätten übrigens viele nicht gerechnet. Wir haben ja, wie andere Bereiche auch, das Problem der Inflation. Spielerinnen und Spieler haben damit weniger verfügbares Geld. Dazu kommt die fehlende Verfügbarkeit von Spielekonsolen, Spiele verzögern sich. Das sind Dinge, die das Wachstum bremsen.
Aber irgendwann haben doch alle Spieler ihre Konsole und ihre Spiele. Da müsste doch das Wachstum begrenzt sein?
Sie dürfen nicht vergessen: Viele Interessierte wollten sich zwar mit neuem Equipment eindecken, aber durch die Pandemie waren über Monate Geräte nicht lieferbar. Also da gibt es tatsächlich noch Nachholbedarf. Dazu ging es im Online-Service-Bereich 20 Prozent nach oben. Das betrifft die Bereiche wie Cloud-Gaming oder auch Gaming-Abo-Dienste, wo ich mit meinem Zugang eine ganz große Spieleauswahl habe und auch Funktionen wie Online-Multiplayer nutzen kann. Dazu kommt: Sechs von zehn Deutschen, die spielen, sind viel älter als man denkt. Der Altersdurchschnitt liegt bei 38 Jahren. Das kommt dadurch, dass heute immer mehr Menschen ab 60 spielen, also die Silver Gamer. Für alle Altersstufen gilt: Es spielen genauso viele Männer wie Frauen.
Aber auch innerhalb der Spiele wird ja Geld verdient?
Richtig, das ist einer der wichtigsten Teilmärkte im Games-Bereich, die In-App- und In-Game-Käufe. Da geht es also um die Ausgaben, die ich innerhalb des Spiels selbst tätigen kann, indem ich meinen Spielcharakter ausstatte. Dazu gehört zum Beispiel, dass ich meine Spielfigur neu mit Schild oder Lanze ausrüste, beim Farmerspiel neue Tiere oder Weide anschaffe, oder meinem Rennwagen einen neuen Motor verpasse. Eine weitere Option ist das Freischalten eines Levels, um mich neuen Herausforderungen zu stellen. Das alles ist ein ganz wichtiger Bereich, denn er wächst auch weiter und führt zu einem hohen Umsatz. Interview: Sven Bargel
Aus für E-Scooter in Paris
Noch zirkulieren 15.000 Leih-E-Roller in der französischen Hauptstadt. Doch ihre Tage sind gezählt. Ab September werden sie von den Straßen verbannt. Das haben die Pariser entschieden. Bei einer Bürgerbefragung stimmten fast 90 Prozent der Teilnehmer gegen die Leihgeräte. Repräsentativ ist das Ergebnis der Befragung nicht, an der sich weniger als acht Prozent der rund 1,3 Millionen in die Wählerlisten eingetragenen Einwohner beteiligten. Die Anbieter von E-Scootern haben schon Widerstand gegen das Aus ihrer Fahrzeuge signalisiert. Die sozialdemokratische Bürgermeisterin Anne Hidalgo will sich dennoch nach dem Votum richten, auch wenn das Ergebnis der Befragung rechtlich nicht bindend ist. In Paris sind die Elektro-Kleinfahrzeuge schon lange ein Reizthema. Während die Befürworter sie als unkompliziertes Verkehrsmittel schätzen, beklagen Kritiker die schlechte Ökobilanz und rücksichtsloses Fahrverhalten. Im vorigen Jahr gab es in Paris mehr als 400 Unfälle mit E-Rollern, drei Menschen kamen ums Leben.
Kartellamt: Mehr Befugnisse
Die Bundesregierung hat eine Stärkung des Bundeskartellamtes auf den Weg gebracht. Ausschlaggebend für die angedachte Erweiterung seiner Befugnisse sind die Erfahrungen mit dem Tankrabatt im vergangenen Sommer. Trotz Senkung der Energiesteuer merkten die Kunden an den Zapfsäulen kaum etwas davon. Das Kartellamt spricht von Wettbewerbsstörungen im Markt, die Verbraucherverbände dagegen von Preisabsprachen der Mineralölkonzerne.
Mit der Gesetzesänderung soll zukünftig das Kartellamt befugt sein, die Preisgestaltung schärfer zu kontrollieren. Werden die Kartellwächter fündig bei Überprüfungen, sollen sogar Firmenverbindungen untereinander entflochten und zerschlagen werden können, also mögliche Kartelle. Zu viel verdientes Geld könnte dann auch beschlagnahmt werden, so der Gesetzesentwurf des Bundeskabinetts. Der Bundestag muss diesem Gesetz noch zustimmen, es gilt allerdings als sicher. Einer Zustimmung durch den Bundesrat bedarf die Änderung nicht.
Baby-Boomer werden sich „arm wohnen“
Deutschland wird sich zunehmend „arm wohnen“, so das Ergebnis einer Studie des Pestel-Institut für Raumentwicklung. Der Grund: Innerhalb der kommenden 15 Jahre werden gut 20 Millionen Bundesbürger der Altersgruppe „67plus“ angehören. Die Wissenschaftler warnen, der Anteil der zukünftigen Senioren, die für ihren Lebensunterhalt auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, werde deutlich steigen. Die Wohnkosten würden auch durch die notwendigen Klimaschutzmaßnahmen weiter wie im Tempo der vergangenen Jahre steigen. Für die Senioren von morgen, vor allem die geburtenstarken Jahrgänge, „wird es finanziell eng“, warnt der Leiter des Pestel-Instituts, Matthias Günther. Darum muss es eine Zeitenwende auch beim Wohnungsbau geben. Es braucht jetzt kleineren und günstigeren Wohnraum, aber genau davon gibt es zu wenig. „Deutschland steuert sehenden Auges auf die ‚Graue Wohnungsnot‘ zu“, so Matthias Günther.
IG Metall will Vier-Tage-Woche durchsetzen
Während beim Beamtenbund, bei Verdi und bei der Eisenbahnverkehrsgewerkschaft die Schlichtung beziehungsweise die Tarifverhandlungen noch laufen, bereitet sich die IG Metall jetzt schon auf ihre nächste Runde vor. Ziel ist die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich in der Stahlindustrie. Der Verhandlungsführer der IG Metall in der nordwestdeutschen Stahlindustrie, Knut Giesler: „Wir wollen eine echte Entlastung für die Beschäftigten erreichen, ohne dass sie deshalb weniger verdienen.“ Ein solcher Schritt sei nicht nur ein großer Fortschritt für die Lebensqualität und die Gesundheit der Beschäftigten, sondern auch für die Unternehmen. Ein Beruf in der Stahlindustrie würde damit auch für junge Menschen wesentlich attraktiver, und das würde im Kampf gegen den Fachkräftemangel helfen. Allerdings räumt Verhandlungsführer Giesler ein, eine Vier-Tage-Woche sei ein Prozess über mehrere Jahre und nicht sofort zu erreichen.
Finanzen
Erste Vernehmung naht
Laut der Unionsfraktion im Bundestag soll eine erste Vernehmung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Untersuchungsausschuss Warburg-Bank noch vor der parlamentarischen Sommerpause Anfang Juli stattfinden. Die Union will in diesem Untersuchungsausschuss zur politischen Aufarbeitung des Steuerskandals der Hamburger Warburg-Bank belegen, dass der heutige Kanzler und frühere Erste Bürgermeister Hamburgs Olaf Scholz mehr Einfluss genommen habe, als bislang belegt. „Es gibt viele Widersprüche und Ungereimtheiten, die nicht weniger, sondern mehr geworden sind“, so der Unions-Fraktionsvize im Bundestag Mathias Middelberg gegenüber FORUM. Obendrein habe die Ampelkoalition es mehrfach verhindert, Scholz vor den Finanzausschuss zu laden, darum war der Untersuchungsausschuss des Bundestags unausweichlich, so Middelberg. Ein weiteres Ziel der Arbeit des Ausschusses ist es, zu belegen, dass die bisherigen Erinnerungslücken von Scholz wenig glaubhaft sind.
Rücktritt in Finnland
Nach ihrer Wahlniederlage ist die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin zurückgetreten. Sie hat ihr Amt als Vorsitzende der sozialdemokratischen Partei abgegeben. Als mögliche Nachfolger Marins gelten Tytti Tuppurainen, Ministerin für Europaangelegenheiten und Eigenverantwortung, und Timo Harakka, Minister für Verkehr und Kommunikation. Der vermutlich stärkste Anwärter ist aber wohl Antti Lindtman, Vorsitzender der Fraktion der Sozialdemokraten. Bis eine Nachfolge gefunden ist, bleibt Sanna Marin geschäftsführend im Amt. Danach will sie als Abgeordnete im Parlament in Helsinki weitermachen. Die 37-Jährige war seit Ende 2019 Ministerpräsidentin und stand einer aus fünf Parteien bestehenden Mitte-Links-Koalition vor. Die Sozialdemokraten wurden bei den Parlamentswahlen am 2. April 2023 nur drittstärkste Kraft hinter der konservativen Nationalen Sammlungspartei und der rechtspopulistischen Partei Die Finnen.
Korruption
Ermittlungen in Brüssel
Die belgische Polizei hat Büros der Europäischen Volkspartei (EVP) in Brüssel bei einer Razzia durchsucht, die im Zusammenhang steht mit einer laufenden Untersuchung zu Korruptionsvorwürfen während des EU-Wahlkampfs 2019. Darin soll auch der Thüringer CDU-Abgeordnete Mario Voigt verwickelt sein, der damals digitaler Wahlkampfmanager von EVP-Chef Manfred Weber war. Laut deutschen Medienberichten geht es um die Vergabe eines Auftrags für die digitale Kampagne an ein Unternehmen in Thüringen. Voigt soll von dieser Firma Geld erhalten haben, nachdem sie den Zuschlag für einen Internetwahlkampf der EVP bekommen hatte. Deshalb ermittelt die Staatsanwaltschaft seit mehreren Monaten gegen ihn wegen des Verdachts auf Bestechlichkeit. Voigt selbst bestreitet die Vorwürfe. Von der EVP hieß es, die Partei kooperiere mit den beteiligten Behörden und stelle alle relevanten Informationen und Unterlagen zur Verfügung.
Entschädigungen in Rekordhöhe
Das Schienennetz der Deutschen Bahn ist alt und störanfällig. Es hat zu wenig Kapazität und muss modernisiert werden. Deshalb waren die DB-Züge 2022 so unpünktlich wie noch nie, so das Fazit der Konzernleitung auf ihrer Bilanzpressekonferenz 2023. Für die Bahn war das sehr teuer. Sie musste 2022 die Rekordsumme von insgesamt 92,7 Millionen Euro an Entschädigungen für Fahrgäste auszahlen – 54,5 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor.
Nur 65,2 Prozent der Fernverkehrszüge waren pünktlich, 2021 waren es noch 75,2 Prozent. Laut Fahrgastrecht gibt es ab einer Verspätung von 60 Minuten eine Entschädigung von 25 Prozent des gezahlten Fahrpreises für die einfache Fahrt, ab 120 Minuten sind es 50 Prozent. Für Bahn-Chef Richard Lutz ist 2022 ein Wendepunkt: „Allen Beteiligten ist klar geworden: Wir müssen umsteuern und die Sanierung und Modernisierung der Infrastruktur gänzlich anders angehen.“
Viele Neukunden durch 49-Euro-Ticket
Seit dem Startschuss für das 49-Euro-Ticket Anfang April verzeichnen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) mehr als 250.000 Buchungen für das neue Angebot. Abzüglich der Kunden, die von ihrem bisherigen Abo zum 49-Euro-Ticket gewechselt sind, macht das einen Zuwachs von mehr als 20.000 Neukunden. Verträge der BVG für das Abo65+ sowie das Firmenticket werden automatisch umgestellt. Somit startet die BVG nach jetzigem Stand mit rund 300.000 Deutschlandticket-Kunden in den Mai. Die Online-Vorbestellung ist wesentlich beliebter als das Anstehen im Kundenzentrum. Mit dem Deutschlandticket gibt es erstmals ein BVG-Abo auch als digitales Handy-Ticket, dafür haben sich bisher rund 40 Prozent der Kunden entschieden. Das 49-Euro-Ticket ist bundesweit in allen Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs gültig und kann als Monatsabo über Apps, im Internet sowie bei örtlichen Verkaufsstellen erworben werden.
Zahl der Straftaten auf Vor-Pandemie-Niveau
Für das vergangene Jahr hat die Polizei im Saarland zwar eine deutlich gestiegene Zahl von Straftaten gegenüber dem Vorjahr registriert. Insgesamt sind es aber weniger als 2019, also vor der Pandemie und den Lockdowns. Für 2022 weist die Statistik rund 68.000 Fälle auf, das sind knapp 10.000 mehr als im Jahr zuvor. 2019 waren es über 74.000. Gleichzeitig habe sich die Aufklärungsquote weiter leicht verbessert. Landespolizeivizepräsidentin Natalie Grandjean hebt hervor, dass die Kriminalitätsbelastung damit zwar deutlich unter der vor Ausbruch der Pandemie liegt, allerdings rechnet sie auch mit steigenden Entwicklungen: durch Kinderpornografie, digitale Hasskriminalität und organisierte Kriminalität. Bei den politisch motivierten Straftaten gab es einen starken Anstieg beim Phänomen „ausländische Ideologie“ (71 Fälle), was auf den Krieg in der Ukraine zurückgeführt wird. Ebenfalls angestiegen sind Straftaten mit rechter Ideologie: Knapp 300 Delikte bedeuten einen Anstieg um 32 Prozent, oftmals Propagandadelikte. Gestiegen ist auch die Zahl der Fälle von „Hasskriminalität“ von 120 auf mehr als 160 Fälle.
Coronamaßnahmen beendet
Seit Ostern sind auch im Saarland die letzten Corona-Schutzmaßnahmen ausgelaufen. Gesundheitsminister Magnus Jung erklärt: „Die Pandemie geht Expertinnen und Experten zufolge derzeit in eine Endemie über. Das Auslaufen der Corona-Verordnung ist damit ein letzter wichtiger Schritt in Richtung Normalität.“ Die Bilanz des Gesundheitsministeriums listet bis kurz vor Ostern insgesamt knapp eine halbe Millionen laborbestätigter Infektionsfälle sowie 2.177 Todesfälle im Saarland auf. Insgesamt sind demnach in den landeseigenen Impfzentren und durch mobile Teams knapp 1,1 Millionen Impfungen durchgeführt worden. Seit Anfang März ist die letzte Winterwelle abgeebbt, kurz vor Ostern lag die Sieben-Tages-Inzidenz im Saarland nach RKI-Angaben klar unter 30. Das Saarland ist zudem mit Hamburg und Bremen deutscher Impf-Spitzenreiter.
EU für Bienen und Bauern
Die Europäische Kommission macht Druck beim Schutz der Bienen. Das Europäische Parlament und die EU-Länder sollten vorgelegte Gesetzesentwürfe „rasch und ohne Abstriche“ annehmen. Dies geht auf eine europäische Bürgerinitiative zurück, die eine „bienenfreundliche Landwirtschaft und eine gesunde Umwelt“ fordert. Dazu sollten bis 2035 synthetische Pestizide aus dem Verkehr gezogen werden, um biologische Vielfalt wiederherstellen zu können. Bauern sollten bei der Umstellung unterstützt werden. Im vergangenen Oktober hatte die Bürgerinitiative dafür die notwendigen eine Million Unterstützerunterschriften zusammen. Frans Timmermans, EU-Vizepräsident für den Green Deal, erklärt: „Weniger chemische Pestizide einzusetzen ist eine Voraussetzung dafür, dass sich die Natur wieder erholen kann und Bienen, Schmetterlinge und andere Bestäuber ihre unverzichtbare Arbeit auf den Feldern und in den Obstgärten in Europa fortsetzen können.“ Nach Angaben der Kommission geht in der EU der Bestand jeder dritten Bienen-, Schmetterlings- und Schwebfliegenart zurück. Gleichzeitig sind 80 Prozent der Nutz- und Wildpflanzenarten auf die Bestäubung durch Tiere angewiesen. Der Hälfte der landwirtschaftlichen Flächen in der EU droht bereits ein Bestäubungs-Defizit. Ohne Bestäuber sind die Ernährungssicherheit und letztlich das Leben auf der Erde in Gefahr. EU-Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski verweist auf Hilfen der EU, „indem sie beispielsweise die Erhaltung von Lebensräumen, den ökologischen Landbau, die Agrarökologie und nachhaltige Imkereiprogramme unterstützt.“