Sie sind umschlossen von Süßwasser und fristen gegenüber ihren Pendants im Meer oft ein Schattendasein. Oder sind sie Geheimtipps? Denn wilde Natur, türkises Wasser und auch jede Menge Anreize für Aktivurlauber bieten auch sie. Unsere fünf Vorschläge für Ihren nächsten Inseltrip.
Samosir, Indonesien – Insel im größtem Kratersee der Welt
Er ist mehr als dreimal so groß wie der Bodensee und damit nicht nur der größte See Indonesiens, sondern auch der größte Kratersee der Welt: der Tobasee auf der indonesischen Insel Sumatra auf knapp 1.000 Metern über dem Meeresspiegel. Aber damit nicht genug – es folgt ein verschwurbelter Superlativ: Denn in ihm liegt die weltweit größte Insel in einem See auf einer Insel, so groß in etwa wie Ibiza, 647 Quadratkilometer. Samosir heißt sie.
Und um die Sache weiter zu verkomplizieren: Diese Binneninsel war bis 1906 noch eine Halbinsel. Damals wurde eine Landenge im Westen durchstochen, um einen Kanal zu bauen. Heute gelangen die meisten Besucher in einer halbstündigen Bootsfahrt vom Hafen in Parapat am Ostufer des Sees nach Samosir.
Und damit kommen sie an in der Welt der Batak, eine einst kriegerische Ethnie, die hier ursprünglich siedelte, aber mit dem Tourismus spätestens Geld macht, seit Samosir vor Jahrzehnten von Rucksacktouristen entdeckt wurde. Sehenswert sind die traditionellen Häuser mit ihren strohgedeckten geschwungenen Satteldächern sowie der Ausblick auf den See und das Umland mit seinen Reisfeldern vom Mount Pusuk Buhit aus, der sich über die Insel selbst noch einmal um 1.000 Meter erhebt.
Andere Aktivurlauber umrunden Samosir mit dem Leihfahrrad. Und planen sicherlich auch einen Stopp auf der Tuktuk-Halbinsel, wenn sie nicht ohnehin von dort starten: Hier locken Sandstrände und türkises Wasser. An diesem vielleicht schönsten Ort im Kratersee am Ostufer Samosirs hat sich in den vergangenen Jahrzehnten eine touristische Infrastruktur mit Hotel und Restaurants herausgebildet. Nicht verpassen: Mie Gomak probieren. Es ist ein Curry-Gericht, das die Batak mit dicken, quadratisch geschnittenen Nudeln und Kerisik – das ist geröstete geriebene Kokosnuss – zubereiten.
Hamburg-Wilhelmsburg – größte Binneninsel Europas
Europas größte Binneninsel liegt in: Hamburg. Und sie heißt wie der größte Stadtteil der Hansestadt, dessen größten Anteil sie ausmacht: Wilhelmsburg. In Zahlen haben wir es mit einer 25 Quadratkilometer großen Insel in der Elbe zu tun. Und mit einer kulturellen Vielfalt, wie kaum sonst wo in Hamburg.
Wilhelmsburg war als Arbeiterwohngebiet immer von den Entwicklungen im Hafen geprägt. Zuwanderer aus Polen und den deutschen Ostgebieten fanden hier Arbeit, ab den 1960er-Jahren kamen Einwanderer aus Portugal, Spanien, Italien, Griechenland und der Türkei.
Wilhelmsburg mit über 50.000 Einwohnern und seinen schönen Altbauten ist aber auch in anderer Hinsicht vielfältig. Und gegensätzlich. Während rund ein Drittel der Elbinsel zur Hafenentwicklungsgesellschaft HPA gehört, über weite Flächen Getreidesilos, Containerflächen und Industrieanlagen das Bild prägen sowie auch Autobahnanschlüsse und Schienentrassen nicht gerade unterrepräsentiert sind, warten im Süden Landschaftsjuwelen. Nahe der Bunthäuser Spitze, wo sich Norder- und Süderelbe teilen – übrigens ein schönes Ziel einer Inselradtour – liegt einer der letzten Tideauenwälder Europas: das Naturschutzgebiet Heuckenlock.
Auf einer Fläche von 100 Hektar wird der Wald regelmäßig mit Elbwasser überflutet. Knorrige Weiden stehen herum, Wasserfenchel und seltene Schachblumen gedeihen. Zu Hause fühlen sich Beutelmeise, Nachtigall, Waldohreule, Sumpfrohrsänger, auch Bruterfolge des Seeadlers wurden mitten in Hamburg verzeichnet. Wanderer finden Wege vor, sollten sich zuvor aber über den Stand der Elbe erkundigen.
Sogar ein eigenes Museum hat die Elbinsel, deren geologische Entstehungsgeschichte auf die letzte Eiszeit zurückgeht. Eine Gebäude-Ikone, die für den Wandel des Viertels steht, ist der alte Flakbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, der heute Energiebunker heißt, weil er zu einem regenerativen Kraftwerk mit Großwärmespeicher ausgebaut wurde. In einen der ehemaligen Flaktürme ist außerdem das „Café vju“ eingezogen. Von dort hat man einen tollen Blick, weit über die Elbinsel Wilhelmsburg hinaus.
Manitoulin Island, Ontario, Kanada – Weltweit größte Binneninsel in einem See
Geht es nach den Anishinabe, ist Manitoulin Island, im Süden Kanadas gelegen, das Zentrum der Welt – zumindest allen Ursprungs. Denn hier schuf der Große Geist der Legende nach die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft. Noch heute ist die im Lake Huron in der Provinz Ontario gelegene größte Binneninsel in einem See (2.766 Quadratkilometer). Den Ureinwohnern ist sie noch immer ein magischer Ort, wo die Geister wohnen. „Manitoulin“ heißt übersetzt „Geisterinsel“.
Besucher, die vom Festland über eine alte Eisenbahnbrücke auf die Geisterinsel gelangen, lassen die Anishinabe an ihren Traditionen teilhaben – Powwow-Feste. Männer und Frauen treten in handgefertigten Trachten auf, genannt Regalia. Gäste dürfen bei einigen Ritualen mitwirken. Eines der bekanntesten ist das Smudging-Ritual, bei dem man eine Kräutermischung in einer Muschel entzündet und sich von den dunklen Mächten der Nacht bereinigt. Auf alten Trapperpfaden durch die Wildnis erklären Einheimische die Bedeutung wichtiger Kräuter als Heilpflanzen.
Überhaupt die Wildnis: Die Insel gilt als Outdoor-Himmel. Praktische jede Draußen-Sportart, die es in Kanada gibt, kann auch auf Manitoulin praktiziert werden: Wandern, Mountainbiking, Kajak- und Kanufahren, Angeln in forellen- und lachsreichen Flüssen, Reiten, Ranches bieten Kutschfahrten an. Im Winter wandern die Eisfischer auf die zugefrorenen Seen, ein Loipennetz wird gezogen. Die Nächte können Besucher im Tipi unter dem sternenklaren Himmel verbringen.
Es gibt über 100 Seen, darunter der Lake Manitou als der – jetzt bitte noch mal genau lesen – weltweit größte See auf einer Insel in einem See. Und Wasserfälle, Flüsse, atemberaubende Küstenlandschaften, dichte Wälder sowie etliche Trails, die sich kreuz und quer durch die Wälder schlängeln. Einer der abwechslungsreichsten Pfade ist der zwölf Kilometer lange Cup and Saucer Trail, der auf 100 Meter hohe Steilklippen im Inseldickicht führt. Von dort oben fühlt man die Insel als Insel: Die Sicht auf den azurblauen Huronsee ist ein 360-Grad-Blick.
Ukerewe, Tansania – Größte Binneninsel Afrikas im Viktoriasee
Unweit vom bekannten Serengeti-Park, aber trotz der prominenten Lage vom Tourismus kaum entdeckt liegt sie da, mitten im Victoriasee: Afrikas größte Binneninsel Ukerewe. Mit rund 500 Quadratkilometern ist sie gut halb so groß wie Berlin – aber natürlich ganz anders. Allein, weil sie nah am Äquator liegt, wo es immer warm ist, und Ukerewe während zwei Regenzeiten immer wieder von heftigen Wolkenbrüchen heimgesucht wird.
Aber es finden sich deutsche Spuren auf der heute von über 200.000 Menschen bevölkerten Insel, von denen mindestens eine zurück nach Berlin führt. Von 1885 bis 1918 bestand die deutsche Kolonie Deutsch-Ostafrika, zu der Ukerewe zählte. Die Eindringlinge gründeten eine Schiffszimmerei namens „Station Peterswerft“ sowie eine katholische Missionsstation, die sie „Neuwied“ nannten. Im Dorf Kagunguli kann die erste Kolonialkirche von 1898 besichtigt werden. Dem Inselherrscher Lukonge stahlen die Deutschen eine sakrale Holzfigur, die schließlich im Berliner Völkerkundemuseum landete und verdeutlicht, wie wenig museales Handeln von der Kolonialpolitik zu trennen war.
Eine weitere Sehenswürdigkeit Ukerewes ist heute der im Kolonialstil erbaute Palast Bukindo des letzten Inselherrschers, der bis in die 1930er-Jahre lebte. Guides führen durch Räume, die über ein halbes Jahrhundert verschlossen waren. Er liegt unweit des Hauptortes Nansio, wo sich auch die meisten Touristen-Unterkünfte finden, meist einfache Hotels oder traditionelle Hütten.
Gäste können die Insel per Fahrrad entdecken, da nur wenige Autos unterwegs sind. Geprägt ist Ukerwe von weitem Buschland, felsigen Landschaften, Mais-, Süßkartoffel-, Maniok- und Reisanbaugebieten und letzten Waldresten wie dem Rubya Forest. An den Ufern gibt es teils Sandstrände. Auch geführte Tagestouren über die Insel werden angeboten.
Beim Dorf Buzegwe im Nordosten wartet der Irondo-Aussichtspunkt. Von hier aus hat man einen tollen Blick auf die Stadt Mwanza, von dem aus die Fähren zur Insel fahren. Bei klarem Wetter lassen sich sogar Entebbe in Uganda und Nairobi in Kenia in der Ferne sehen –
es sind urbane Gegensätze zum ländlichen Inselleben.
Ilha do Bananal, Brasilien – Größte Flussinsel der Welt
Aus europäischer Sicht ist die Bananal-Insel im brasilianischen Bundesstaat Tocantins ein exotisches Naturwunder. Eingefasst von den Flüssen Rio Araguaia und Rio Javaés ist sie mit fast 20.000 Quadratkilometern bei einer Länge von 350 Kilometern die größte Binneninsel der Welt – auf der es bei tropisch-feuchter Hitze von bis um die 40 Grad im Sommer kreucht und fleucht. Öko-Touristen aufgepasst!
Im Araguaia-Nationalpark, der große Teile des Eilands ausmacht, sind Kaimane und Flussschildkröten zu Hause, in den Flüssen tummeln sich Amazonasdelfine, auch die Anakonda kommt vor, eine der größten Schlangen der Welt und ein ausgewiesenes Tauchtalent. Wasserschweine, Sumpfhirsche, Riesenameisenbären, Mähnenwölfe, Jaguare, Riesenotter, Gürteltiere – die Liste ließe sich fortsetzen.
Und muss es auch. Denn Tukan, Nashornvogel, Orinokogans oder Hoatzin machen die Insel zu einem Top-Ziel für die Vogelbeobachtung. Selbst der Spix-Ara, ein Papagei, der fast überall als ausgestorben gilt, soll auf der Ilha do Bananal noch vereinzelt vorkommen.
Die Ilha do Bananal ist teils savannenartig flach und trocken, aber auch von Urwald mit Palmen und Baumexoten wie dem bis zu 45 Meter hohen Souarinussbaum bewachsen. In der Regenzeit werden große Teile des Parks überflutet – kein idealer Zeitpunkt, die nur per Boot erreichbare Insel zu besuchen.
Die Ilha do Bananal ist auch ein Reservat der Ureinwohner. Mit Erlaubnis der Funai, der Nationalen Indigenenstiftung, darf man Dörfer und traditionelle Feste besuchen, das bekannteste ist das Hetohoky. Es ist das größte indigene Ritual unter den Völkern Tocantins.