Als 2008 der historische Kriminalroman „Der nasse Fisch“ erschien, konnte niemand ahnen, dass sich daraus eine der erfolgreichsten literarischen Krimiserien überhaupt entwickeln würde, auch nicht der Autor selbst. Volker Kutscher hatte seine Romane mit der Hauptfigur Kommissar Gereon Rath von vornherein als mehrteilige Buchreihe angekündigt, die historisch einen Bogen spannt von der späten Weimarer Republik bis hin zu den unrühmlichen Zeiten des Nationalsozialismus, die in die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs mündeten.
„Transatlantik“ ist bereits das neunte Buch aus der Reihe. Es spielt im Jahr 1937, also in einer Zeit, in der die Nationalsozialisten bereits an der Macht waren und führende politische Positionen eingenommen hatten.
Die Schreibkunst von Volker Kutscher besteht vor allem darin, dass er Fiktives derart mit historischen Elementen verknüpft, dass man sich beim Lesen in diese Zeit versetzen kann, die von politischen Umwälzungen geprägt war.
Dabei setzt er in jedem seiner Bücher, auch bei „Transatlantik“, einen literarischen Kniff ein: Jedes Kapitel wird aus der Perspektive einer anderen Figur erzählt. So kann man sich nicht nur in die jeweiligen Charaktere hineinversetzen, sondern wird auch in einen Sog der Spannung hineingezogen, der es schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen. Auch in „Transatlantik“ gelingt Kutscher dieser Spannungsaufbau in vortrefflicher Weise.
Die größte Leistung des Schriftstellers besteht jedoch darin, die Entwicklung der Weimarer Republik zum Aufstieg des Nationalsozialismus aufzuzeigen und greifbar zu machen. Und zwar auf eine Art und Weise, die nicht einfach in Gut und Böse einteilt oder schwarz-weiß malt, sondern immer die Zwischentöne miteinbezieht.
„Transatlantik“ ist wie alle Rath-Romane nicht nur ein großartig geschriebener, spannender Kriminalroman, sondern auch ein sorgfältig recherchiertes Mahnmal einer dunklen Zeit, in die wir nie wieder zurückkehren wollen.