Pop-Geschichte
David Bowie – Space Oddity (1969)
1968 ist David Bowie einer der ersten, der Stanley Kubricks Meisterwerk „2001: Odyssee im Weltraum“ im Kino sieht. Sofort beginnt er, seine Begeisterung für den Film ins Musikalische zu übertragen, er erfindet den Astronauten Major Tom. Musikerkollege Rick Wakeman (später mit Yes erfolgreich) ist bei der Aufnahme im Studio dabei, gemeinsam lassen sie Major Tom ins Raumschiff klettern.
Der Countdown läuft, die Triebwerke werden gezündet. Der Start ist erfolgreich, alles läuft nach Plan. Im Weltall angekommen, ist Major Tom bereit für den schwerelosen Spaziergang im Orbit. Tom genießt die unendliche Freiheit des Weltalls, er ist so überwältigt, dass er nicht mehr auf die Erde zurückkehren will. Zurück in seinem Raumschiff verlässt er den Kurs, lässt seiner Frau ausrichten, dass er sie liebt, bevor er den Kontakt zur Bodenstation verliert. Major Tom entschwebt unkontrolliert im Weltraum und zieht einsam seine Bahnen. Wohl kalkuliert kommt David Bowies Single am 11. Juli 1969 auf den Markt, während die Vorbereitungen der Nasa zum ersten bemannten Flug zum Mond auf vollen Touren laufen. Nur ein paar Tage später, am 16. Juli, starten Neil Armstrong, Edwin „Buzz“ Aldrin und Michael Collins mit der Apollo-11-Mission zum Mond. Vier Tage später landen sie. Gebannt schauen weltweit 500 Millionen Menschen zu, als die amerikanische Fahne dort gehisst wird. Im Gegensatz zu Major Tom kehren die Astronauten am 24. Juli 1969 wohlbehalten auf die Erde zurück, während der BBC-Fernsehübertragung der Landung läuft David Bowies „Space Oddity“. Major Tom wird weltberühmt, inspiriert Elton John 1972 zu „Rocket Man“ und Peter Schilling lässt seinen Major Tom 1983 aus Deutschland ins All fliegen. Auch David Bowie selbst lässt das ungewisse Schicksal von Major Tom nicht los. Kreist Tom immer noch schwerelos im Weltall oder ist er vielleicht verglüht wie sein Kollege in „Rocket Man“? In „Ashes to Ashes“ meldet sich Major Tom zehn Jahre nach seinem Abgang bei seiner Kontrollstation zurück. Schonungslos entlarvt David Bowie seinen Helden als Junkie, abhängig von der Weite des Himmels. Mit diesem Song setzt David Bowie einen Schlusspunkt unter die 70er-Jahre, die er ebenfalls überwiegend im Rausch verbracht hat.