Vor dem Heimspiel gegen 1860 München hat beim 1. FC Saarbrücken das große Rechnen begonnen. Nach dem ernüchternden 0:1 beim SV Meppen muss das Team von Rüdiger Ziehl alle fünf Spiele gewinnen.
Rüdiger Ziehl wird nicht müde zu betonen, dass in der letzten Phase einer Saison immer wieder überraschende Ergebnisse zustande kommen. „Es gibt Teams, für die geht es ums Überleben, die versuchen alles, ihre letzte Chance zu ergreifen. Dann gibt es Mannschaften, für die es eigentlich um nichts mehr geht, die aber ein Stück weit befreit aufspielen können und entsprechend agieren“, sagte der Trainer des Drittligisten 1. FC Saarbrücken in der vergangenen Woche. Sein Fazit: „Da gibt es keine leichten oder schweren Gegner. Da gibt es allenfalls mehr Überraschungen als man es vorher glaubt.“
Gesagt, getan, könnte man mit Blick auf den zurückliegenden Spieltag in der Dritten Liga meinen. Für die größte Überraschung sorgte sicherlich der FC Erzgebirge Aue, der nach dem 1:0-Erfolg bei Spitzenreiter SV Elversberg für eine weitere Saison in der Dritten Liga planen kann. Dass der SV Wehen Wiesbaden in quasi letzter Sekunde den Sieg beim MSV Duisburg aus der Hand gab, sorgte für zusätzliche Spannung im Titelrennen. Plötzlich scheinen auch die ersten beiden Plätze nicht mehr sicher vergeben, der Kampf um den dritten, den Relegations-Rang hat sich ohnehin zugespitzt. Der VfL Osnabrück mischt nach dem schweren Auswärtserfolg beim formstarken Halleschen FC wieder mit und Dynamo Dresden korrigierte die 0:2-Auswärtsniederlage beim FCS mit einem 2:1 gegen Waldhof Mannheim. Und als hätte Ziehl es geahnt, lieferte seine Mannschaft den besten Beweis, dass vermeintlich leichte Aufgaben am Ende unlösbar werden können.
Nach einem enttäuschenden, ernüchternden, weil über die gesamte Dauer behäbigen Auftritt, kassierte der FCS beim so gut wie abgestiegenen SV Meppen eine am Ende völlig verdiente 0:1-Niederlage. Der gegen Dynamo Dresden mit viel Engagement und Euphorie erkämpfte dritte Platz ist wieder futsch, der FCS hat das Geschehen fünf Spieltage vor dem Ende nicht mehr in der eigenen Hand.
Umständlich und fehlerhaft
Wie sehr Unwägbarkeiten die Planungen beeinflussen können, musste FCS-Coach Ziehl dann unmittelbar vor dem Auswärtsspiel beim SVM erfahren. Kapitän Manuel Zeitz wurde mit starken Rückenbeschwerden wach und musste passen. Für ihn rückte Bjarne Thoelke in die Startelf. Vor der Partie hatte der Trainer von seinen „Problemen“ erzählt, die ihn auf den defensiven Außenbahnen „plagen“. Im Verlauf der Hinrunde teilweise eine Schwachstelle, hatte Ziehl vor dem Meppen-Spiel die Qual der Wahl. Am Ende durfte Marcel Gaus auf der linken Seite bleiben und Calogero Rizzuto kehrte auf seine Wunschposition zurück. Lukas Boeder rückte dafür an die Seite von Thoelke und Boné Uaferro in die Startelf. „Wir dürfen das Spiel auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen. Für Meppen geht es um die allerletzte Chance, sie werden alles raushauen“, hatte Ziehl im Vorfeld gewarnt. Und der Trainer sollte bestätigt werden. Die Gastgeber schenkten die Partie keineswegs her und hatten in der ersten halben Stunde durch Beyhan Ametov die beste, weil einzige Chance. Beim FCS reichte es bis weit in die erste Hälfte nur zu einer Kopfball-Chance von Luca Kerber nach einer Ecke von Kasim Rabihic: „Wir sind nicht gut in die Partie gekommen, waren etwas umständlich und teilweise fehlerhaft“, kritisierte Ziehl und konnte mit seinen Mannen von Glück sagen, dass ein Schuss des Ex-Lautrers Marvin Pourié kurz vor der Pause über das Saarbrücker Gehäuse ging. Nach der Pause war der FCS dann deutlich aktiver, kam aber nicht zu wirklich zwingenden Chancen. Ziehl wechselte im Verlauf der zweiten Halbzeit offensiv, aber wirklich präzise wurde seine Mannschaft nicht. Am Ende agierte der FCS zunehmend planlos und kassierte in der ersten Minute der Nachspielzeit durch Pourié den nicht unverdienten Gegentreffer. „Wir müssen uns jetzt schütteln und versuchen, das Beste aus der Situation herauszuholen. Die Niederlage tut weh und ist wahnsinnig ärgerlich“, sagte der sichtlich schockierte Ziehl, der sich aber auch die Frage gefallen lassen muss, ob der hochgelobte Kader nicht mehr Optionen als nur zwei Wechsel angeboten hat. Nicht zählen lassen wollte der Trainer die Tatsache, dass sein Team kurz vor dem Ende einen Foulelfmeter hätte bekommen können, als Ernst im Strafraum zu Fall kam. Der Schiedsrichter hatte den ersten Kontakt wohl vor dem Sechszehner gesehen. „Wir sind nicht in der Position, heute über Kleinigkeiten zu diskutieren. Wir waren nicht auf dem hohen Niveau, das wir benötigen, um in der Dritten Liga Spiele zu gewinnen.“
Mittelfeldspieler Dave Gnaase zeigte sich nach dem Schlusspfiff konsterniert über den Auftritt seines Teams. „Wir wussten, dass es gegen einen tiefstehenden Gegner schwer wird. Aber es ist uns nicht gelungen, über die gesamte Dauer wirklich zwingend zu werden.“ Am Sonntag kommt 1860 München in den Ludwigspark. Was als Topspiel gedacht war, ist nun eine Partie um die letzte Chance.