Seit Jahrzehnten erforscht die Menschheit das All. Mittlerweile sind wir gedanklich sogar soweit, eine Übersiedlung auf andere Planeten in Betracht zu ziehen, für den Fall der Fälle, dass der Klimawandel unsere Erde irgendwann unbewohnbar macht. Dabei liegt noch so viel Potenzial zu unseren Füßen.
Bei aller Konzentration und Faszination auf diese weiten Sphären Richtung Himmel scheint eines ein wenig in Vergessenheit geraten zu sein: die Erde unter uns. Denn unter uns liegen tatsächlich mehrere Lebenswelten, die zwar nicht gänzlich, aber doch noch zu großen Teilen unerforscht sind oder zumindest oft stark vernachlässigt wurden, ganz gleich, ob es sich dabei um menschengemachte oder natürlich entstandene Lebensräume handelt.
Immerhin wissen wir, dass Bäume im Wald durch das Wurzelwerk und mithilfe von Pilzen im Erdreich regelrecht miteinander kommunizieren und darüber vernetzt sind. Es gibt Kleinstlebewesen, Mikroorganismen und kleine Tiere wie Ameisen, die den Waldboden „aufräumen“ und ständig für Ordnung sorgen, obwohl wir sie kaum wahrnehmen, geschweige denn hören, was sie dort unten alles vollbringen. Es herrscht ein ununterbrochenes reges Treiben.
Darüber hinaus gibt es unzählige natürlich entstandene Lebensräume unter unseren Füßen, nämlich Höhlen, deren Entstehungszeit sich mitunter über Jahrhunderte erstreckt hat. Es gibt auch andere verborgene Schätze. Und diese Räume bieten nicht zuletzt unzähligen schlecht oder nur teilweise erforschten Lebewesen einen ungeahnten Lebensraum. Ähnlich sieht es mit der Tiefsee aus. Wir bekommen nicht mit, was dort unten vor sich geht, doch es ist sicher, dass es auch dort in vielen Kilometern Tiefe keinen Ort gibt, an dem kein Leben existiert, und es Arten immer wieder gelingt, sich diesen widrigen und lebensfeindlichen Umständen anzupassen.
Ungeahnte (Lebens-)Räume
Zu den menschengemachten unterirdischen Systemen wiederum gehören unter anderem Bunkerbauten. Mehr als man glauben mag. Einige sind gerade wieder in den Fokus unserer Wahrnehmung gerückt. Bunker dienen einem bestimmten Zweck – Menschen sollen sich im Kriegsfall unterirdisch in Sicherheit bringen können. Es gibt staatlich gebaute Bunker, aber auch private. Die Bunker von Mariupol zum Beispiel haben unzähligen Menschen in der Ukraine vor etwas mehr als einem Jahr zu Kriegsbeginn Unterschlupf geboten. Sie wurden aber auch zu Fallen, aus denen man sich nicht mehr befreien konnte. Minen, U-Bahn-Systeme, die Kanalisation, Tunnelsysteme: All das wurde außerdem von uns Menschen für die unterschiedlichsten Zwecke geschaffen.
All diesen faszinierenden Dingen „unter uns“ möchten wir uns mit diesem Titelthema widmen. Gesprochen haben wir dafür unter anderem mit Menschen, die sich mit der Geschichte der menschlichen Baukunst auseinandergesetzt haben, die Boden und Untergrund sowie die Tiefsee erforschen.