Bei den deutsch-französischen-Beziehungen rumpelt es seit einiger Zeit. Nun will es die neu ernannte Bevollmächtigte beim Bund für die kulturellen Beziehungen, Anke Rehlinger (SPD), richten.
Leicht nervös trappelt die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) vor dem Eingang ihrer Landesvertretung in Berlin-Mitte von dem rechten auf den linken Fuß. Sie erwartet den französischen Botschafter François Delattre. Heute ist der Festakt zu ihrem offiziellen Amtsantritt als deutsch-französische Kulturbeauftragte des Bundes. Eigentlich ein gemütlicher Häppchen-Termin mit Blitzlicht-Gewitter. Nicht erst seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine liegt das Augenmerk auf dem Zustand der deutsch-französischen-Beziehungen.
Das Verhältnis zwischen Präsident Macron und Kanzler Scholz steht ganz offensichtlich nicht zum Besten, was nicht zuletzt die Absage der Deutsch-Französischen Ministerratssitzung vor gut einem Jahr offengelegt hatte. Seitdem hat es immer wieder Verstimmungen zwischen Berlin und Paris gegeben. Zum einen ging es um die militärische Unterstützung der Ukraine, aber auch um Energiefragen, bei denen beide Länder unterschiedliche Strategien verfolgen.
„Ein Scharnier für die Freundschaft“
Nun hat sich die saarländische Ministerpräsidentin selbst auf die Fahne geschrieben, die strapazierte Partnerschaft wieder auf solide Füße zu stellen. Rehlinger ist fortan nicht nur Landeschefin, sondern als Beauftragte für die deutsch-französischen Kulturbeziehungen auch Mitglied der Bundesregierung, wie sie augenzwinkernd anmerkt.
Die Begrüßung zwischen dem französischen Botschafter Delattre und Rehlinger ist dann nicht nur diplomatisch freundlich, sondern ausgesprochen herzlich. Beide kennen sich des längeren, Delattre spricht gut Deutsch, Rehlinger Französisch, wenn auch nicht ganz bühnenreif. Die Chemie zwischen den beiden stimmt, darauf kommt es an. Auch wenn sie in der politischen Hierarchie auf Staatsebene beider Länder „nur“ in der zweiten Reihe agieren, aber dort wird bekanntlich die eigentliche Politik gemacht.
„Das Amt der Bevollmächtigten für die deutsch-französischen kulturellen Beziehungen ist das Scharnier für die deutsch-französische Freundschaft“, betont denn auch Ministerpräsidentin Rehlinger. In den kommenden vier Jahren will Rehlinger vor allem den Bildungsbereich zwischen Deutschland und Frankreich weiter ausbauen und intensivieren. Dazu gehört der Ausbau des Schüleraustauschs, mehr Partnerschulen zwischen beiden Ländern, damit auch eine Ausdehnung des Lehrkräfteaustauschs, aber auch Austauschprogramme im Bereich der beruflichen Bildung. Im Kern aller Maßnahmen soll die Mehrsprachigkeit zwischen Deutschland und Frankreich weiter gefördert werden, übrigens auch ein Herzensprojekt des französischen Botschafters Delattre. Dazu wurden bereits vor Jahren die Elsyée-Kitas eingerichtet, in denen die Kleinsten zweisprachig groß werden.
Sprache im Mittelpunkt
„40 Prozent aller (deutschen) Elysée-Kitas sind im Saarland. Damit sind wir bundesweit Spitze. Mein Ziel ist es, auch im restlichen Bundesgebiet die Gründung von Elysée-Kitas voranzutreiben.“ Anke Rehlinger übersieht dabei nur, dass nicht alle Bundesländer eine direkte Grenze zu Frankreich haben. Also dürfte sich diese Idee mit den französischen Sprach-Kitas in Bayern, Sachsen oder Brandenburg nur schwer umsetzen lassen. Aber Rehlinger legt damit den Finger in eine Wunde der deutschen Sprach-Selbstverständlichkeit. Im grenznahen Raum sollen doch bitte unsere Nachbarn Deutsch sprechen, was sie gegenüber ihren deutschen Anrainern zu einem erheblich größeren Teil tun, als umgekehrt die Menschen auf deutscher Seite die Sprache ihrer Nachbarn.
Immer wieder wird der europäische Gedanke betont, für den Deutschland ohne jeden Zweifel steht. Aber dazu gehört auch, die Sprache der Anderen, unserer Nachbarn, zumindest in Ansätzen zu beherrschen. Also nicht nur für die deutsch-französische Kulturbevollmächtigte beim Bund viel Arbeit. Anke Rehlinger sieht sich da als Vorreiterin.