Stabile Strukturen, Kreativität und Offenheit gegenüber neuen Projekten sind für Sarah Schlimmer, Direktorin des Seniorenwohnparks Am Erbach in Homburg, die wichtigsten Bestandteile einer erfolgreich geführten Einrichtung. Im Interview erzählt sie, worauf es noch ankommt, und wie man dem Pflegenotstand entgegenwirken kann.
Frau Schlimmer, Sie haben im Pflegebereich von der Pike auf gelernt. Würden Sie ihren beruflichen Werdegang kurz anreißen?
Ich komme aus der Krankenpflege und habe im Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg gelernt. Während meiner Tätigkeit als Gesundheits- und Krankenpflegerin habe ich ein Studium an der HTW Saar absolviert und bin dann über ein Studienprojekt in die Altenpflege zu Pro Seniore gekommen. Angefangen habe ich als stellvertretende Pflegedienstleitung in der Residenz Am Steinhübel, durfte dann im Unternehmen das Trainee-Programm zur Assistenz der Pflegedienstleitung (AssPDL) durchlaufen – parallel zu meiner Tätigkeit als Pflegedienstleitung – und konnte dann 2014 die Residenzleitung Am Steinhübel übernehmen. Diese habe ich dann bis letztes Jahr im Oktober ausgeführt und habe parallel im März 2022 hier die Einrichtung als Direktorin übernommen.
Was fällt nun in Ihren Aufgabenbereich?
Mein Aufgabenbereich ist sehr vielseitig und ist mit allen Schnittstellen der Einrichtung verknüpft. Hierbei ist die enge Zusammenarbeit mit meiner Pflegedienstleitung in Bezug auf die Bewohner und das Personal ein wichtiger Grundstein für die qualitative Bewohnerversorgung. Weiterhin gehören betriebswirtschaftliche Prozesse, Personalakquise sowie die Förderung der Belegung und Austausch mit meinen Residenzberatern zu meinen täglichen Aufgaben. Zudem liegt mir sehr am Herzen immer ein offenes Ohr für meine Mitarbeiter, Bewohner und Angehörige zu haben.
Sie haben zuvor bereits schon eine Residenz geführt. Worauf kommt es bei einem gut geführten Haus an?
Aus meiner Erfahrung hat sich gezeigt, dass stabile Strukturen einer Einrichtung Kraft geben den Alltag zu bewältigen um voranzukommen. Dies wird unter anderem unterstützt durch die stetige Entwicklung der Qualität und Anpassung von Prozessen. Zudem sind Wertschätzung, Transparenz und Harmonie essenzielle Bausteine eines guten Miteinanders – denn Erfolg gelingt nur gemeinsam.
Im Gegensatz zu einem etablierten Haus braucht eine neue Einrichtung viel mehr Grundsteinlegung. Wo liegen für Sie dabei die größten Herausforderungen?
Zum einen sehe ich das Teambuilding als große Herausforderung. Neue, ganz unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Berufssparten kommen zusammen und jeder möchte sein Bestes geben. Hier schauen wir genau wie die Mitarbeiter zueinander passen, wie sich Strukturen zusammen aufbauen und somit ein gutes Team zusammenwächst. Dies braucht viel Geduld und Aufmerksamkeit sowie Kreativität bei der Gestaltung der Arbeitszeit. Ein weiterer Grundstein stellt die Entwicklung von individuellen Strukturen und Prozessen dar. In unserem Führungsteam gelingt uns das wirklich gut und es macht Freude zu sehen, wie unsere Einrichtung wächst und an Stärke und Stabilität gewinnt.
Worauf sollte noch geachtet werden?
Vor allem bei einer neuen, modernen Einrichtung ist es besonders wichtig sich am Markt zu orientieren und zu positionieren, indem man etwas Neues anbietet wie in unserem Fall am Beispiel der Vital-Pflege. Sie setzt ein Hauptaugenmerk auf Kunden, die aus dem Krankenhaus entlassen werden und noch nicht rehafähig sind oder in ihre Häuslichkeit zurückkehren können. Wir fördern sie in all ihren Ressourcen mit den verschiedensten therapeutischen Angeboten. Zusätzlich ist die Nachfrage an besonderen Aktivitäten seitens der Kunden gestiegen. Dazu zählen sportliche Aktivitäten, moderne Events und verschiedene Ausflüge, die individuell umgesetzt werden.
Wie könnte man dem Mangel an Pflegekräften aus Ihrer Sicht entgegenwirken?
Das ist eine nicht ganz einfache Frage, die wir uns im Alltag häufig stellen. Wir haben festgestellt, dass Offenheit gegenüber neuen Projekten, Kreativität in der Arbeitszeitgestaltung, Präsentation des Berufsbildes und die Kooperationen mit Bildungseinrichtungen sehr förderlich sind. Zudem Mitarbeitern Möglichkeiten zur individuellen Entwicklung anbieten und unterstützen. Eine Vereinheitlichung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf Bundesebene wäre wünschenswert und sicher ebenso unterstützend wie auch die Anerkennung des Berufsbildes in der Gesellschaft.