Der Klassenverbleib ist gesichert, die Finanzen für die kommende Saison noch nicht. Dennoch laufen die Planungen beim MSV Duisburg auf Hochtouren. Die großen Talente sollen nicht verkauft werden.
Sportlich ist der MSV gesichert, schleifen lassen wollen die Zebras deshalb aber nicht. „Trotzdem sind wir auf jeden Fall gewillt, so viele Punkte wie möglich noch zu holen“, versprach Trainer Torsten Ziegner vor dem letzten Drittliga-Heimspiel der laufenden Runde gegen den 1. FC Saarbrücken: „Für uns als Mannschaft und für die Stimmung in und um den Verein herum ist es total wichtig, dass wir mit positiven Erlebnissen aus einer Saison herausgehen.“
Ob dann am Ende der zehnte oder zwölfte Platz auf dem Papier stünde, sei dann nicht mehr von außerordentlicher Relevanz. Gerade an der Wedau will Ziegner den Fans, die nur drei Heimsiege in dieser Saison zu sehen bekamen, im Endspurt „guten Fußball bieten“. Dafür wird der Cheftrainer die bestmögliche Elf auf den Platz schicken – unabhängig davon, bei welchen Spielern der Vertrag in der kommenden Saison besteht oder ausläuft. „Das spielt in meinen Gedanken gar keine Rolle“, erklärte Ziegner, dass er keine Einsatzminuten für Präsentationen oder Bewerbungen verschenken wird. Darüber hinaus sei die Kaderplanung für die kommende Saison in vollem Gange. „Ich bin optimistisch, dass wir Spieler dazubekommen, die uns besser machen werden“, betonte Ziegner und gab an, dass man in „sehr guten, sehr weiten und sehr aussichtsreichen Gesprächen“ sei. Und zwar alles im Zeitplan, denn die finanzielle Ungewissheit aufgrund der Lizenzierung soll keine Rolle spielen. „Die entsprechenden Leute innerhalb des Vereins wissen, was sie tun und was wir benötigen. Wir können keine zehn neuen Spieler holen oder extrem teure Spieler, aber wir können Spieler holen, die uns besser machen.“
Finanziell gibt es wieder mal Probleme
Zum Trainingsauftakt, der in der Woche vor dem 1. Juli sein wird, dürfe Ziegner nach aktuellem Stand schon 20 Spieler begrüßen. Optimistisch war er, dass bis dahin noch weitere „wichtige Personalien geklärt“ sein werden. Auch auf der Abgangsseite? Eigengewächse wie Julian Hettwer und Caspar Jander machten im Saisonverlauf auf sich aufmerksam. „Da habe ich ehrlicherweise gar keine Sorgen, wirklich nicht. Die Möglichkeit gibt es immer, aber sie besteht insofern, dass es erst einmal Vereine geben müsste, die bereit wären, unsere Schmerzgrenze zu überschreiten“, so Ziegner.
Trotz der wirtschaftlichen Situation gäbe es auch keine Vorgabe, dass ein Spieler verkauft werden müsse. So soll auch der talentierte MSV-Nachwuchs zum Auftakt weiter dabei sein. Und das natürlich in der Dritten Liga. Denn finanziell plagen die Zebras derzeit Sorgen. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für einen Traditionsverein wie den MSV mit diesen Strukturen sind jedes Jahr eine Herausforderung“, gestand Thomas Wulf, Geschäftsführer Finanzen bei Magenta Sport. „Wir hatten die letzten zwei Jahre relative Ruhe, und jetzt stehen wir wieder vor einer Herausforderung.“ Bis zum 7. Juni haben die Meidericher nämlich Zeit, einen siebenstelligen Betrag zu zahlen, um damit die Lizenzbedingungen für die neue Saison zu erfüllen. Wie kommt es dazu? „Der MSV Duisburg gibt seine Daten an den DFB, und dieser hat entsprechende Rückfragen und glaubt vielleicht, die ein oder andere Planposition nicht in der Weise, wie wir davon überzeugt sind – und vielleicht in der Vergangenheit bewiesen haben. Dann ist das der normale Prozess“, erklärte Wulf. Das heißt, der DFB rechnet eine Liquiditätslücke aus. Und mit dieser stimmen die Zebras offenbar nicht überein. „Wir sehen das anders und haben entsprechend gegen die Entscheidung Beschwerde eingelegt“, betonte der Geschäftsführer. Ein Prozess, der in Duisburg „durchaus auch üblich ist“, wie er sagte, und gegen Ende der Woche durfte er sich bestätigt fühlen.
Der DFB kam dem MSV in Sachen Zahlen entgegen. Eine höhere Summe muss der Verein dennoch aufbringen. „Es sind Beträge, die wir durchaus in der Vergangenheit bewältigt haben. Das kommt nicht unerwartet. Wir wussten bereits vergangene Saison relativ früh, dass dies eine Saison wird, in der wir Hilfe brauchen“, sagte Wulf. Es gebe einen großen Maßnahmenkatalog, den der Verein erarbeitet habe. „Wenn der abgearbeitet ist, dann sollten wir auch die Lizenz bekommen.“ Eine Option, um das erforderliche Geld zu beschaffen, wäre der Verkauf von Spielern – und mit Caspar Jandar und Julian Hettwer stehen zwei äußerst talentierte und damit wertvolle beim MSV Duisburg unter Vertrag. „Stand jetzt ist das eine Maßnahme im Hinterkopf, aber nicht die präferierte“, sagte Wulf, ehe er ergänzte: „Aktuell schließe ich es aus.“ Bis 2025 möchte der MSV Duisburg bekanntlich wieder in die 2. Bundesliga aufsteigen. Und das ist eher eine Notwendigkeit. „Man sieht, was los ist in der Dritten Liga, alle Vereine streben nach oben“, sagte Wulf, „weil die Rahmenbedingungen der Dritten Liga einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb noch nicht hergeben.“
Bis 2025 in die Zweite Liga
Einer der in den vergangenen Jahren zum Inventar des MSV gehörte, ist Moritz Stoppelkamp. Der ist ein echter Duisburger Jung, lief bereits in der Jugend für die Zebras auf und war 2017 zum MSV zurückgekehrt. Seitdem hat er sich als echter Schlüsselspieler etabliert, auf den das Spiel der Duisburger voll und ganz ausgerichtet ist. Gespräche, ob es auch nach dem Ende der Spielzeit in der bestehenden Konstellation mit Stoppelkamp als Lenker im Mittelfeld des Drittligisten weitergeht, gab es noch nicht. „Wir haben uns dazu entschieden, die ersten Spiele abzuwarten und dann mit den Spielern zu sprechen. Das sind Themen, die auch vom Etat der nächsten Saison abhängen, und wie der ausfällt, steht noch nicht abschließend fest“, erklärte Sportdirektor Ralf Heskamp vor einigen Tagen. „Er ist für uns ein unverzichtbarer Spieler“, unterstrich auch Cheftrainer Torsten Ziegner. Klar ist aber: Stoppelkamp wird im Dezember 37 Jahre alt. Da rückt die Frage nach dem Karriereende zwangsläufig in den Fokus, wenngleich der Mittelfeldmann zuletzt noch betonte, dass er sich ein weiteres Jahr vorstellen könne. Die Verantwortlichen müssen an diesem Punkt eine genaue Abwägung treffen.