Die SV Elversberg hat ihre Leichtigkeit verloren und stolpert eher in Richtung Zweite Liga. Nach der 1:2-Niederlage in Freiburg kommt nun Wiesbaden zum wohl entscheidenden Spiel. Eine Niederlage wäre eine Katastrophe.
Die Drittliga-Saison 2022/23 biegt auf die Zielgerade ein. Das bedeutet: Sowohl im Aufstiegsrennen als auch im Kampf um den Klassenerhalt kommt es zu den ersten richtungsweisenden Entscheidungen. Richtig spannend war die Frage, ob sich die SV Elversberg frühzeitig zum Meister der Dritten Liga küren kann? Dafür musste die Mannschaft von Erfolgstrainer Horst Steffen das Auswärtsspiel bei der U23 des SC Freiburg gewinnen. Aber: Die SVE konnte dieses Ziel nicht erreichen. In Freiburg verlor der Spitzenreiter mit 1:2 (0:0). Der erste Durchgang bot kaum Highlights. Insgesamt war es eine sehr ausgeglichene Begegnung mit leichten Vorteilen für die Hausherren. Chancen waren Mangelware. In der 58. Minute folgte dann der Schock für Elversberg. Nach einem Foul von Robin Fellhauer an Jordy Makengo gab es Elfmeter für den SCF, den Lars Kehl souverän verwandelte. Zehn Minuten später waren Fellhauer und Kehl auch Protagonisten des zweiten Treffers. Der Elversberger Rechtsverteidiger verlor den Ball, Kehl spekulierte richtig und erhöhte aus kurzer Distanz auf 2:0.
Aufgeben kam für Elversberg aber nicht infrage. Manuel Feil (82.) traf per sehenswertem Distanzschuss zum 1:2 aus Gäste-Sicht. Eine richtige Schlussoffensive gab es aber nicht mehr. Dafür verteidigte Freiburg zu clever und ließ keine Groß-Chancen des Primus zu. Weil mit Dynamo Dresden, Wehen Wiesbaden und Saarbrücken alle Konkurrenten ihre Spiele gewinnen konnten, beträgt der Vorsprung auf Platz fünf nur noch fünf Punkte. Elversberg muss tatsächlich um den Aufstieg zittern. Wer hätte das vor wenigen Wochen gedacht?
Um was es ging, merkte man der SVE sicherlich an. Die Verkrampfung war deutlich spürbar, das Nervenflattern war bis auf die Tribüne zu spüren. Dabei konnte die SVE vor 3.000 Zuschauern, etwa 1.000 aus Elversberg mit der vermeintlichen Topbesetzung antreten. Für große Diskussionen nach dem Spiel sorgte jedoch das 1:0 für den SCF. Denn viel hatte sich der Spitzenreiter für das Topspiel beim Tabellenzweiten vorgenommen, umso größer war am Ende die Enttäuschung. „Das nervt einfach nur unfassbar“, war Manuel Feil im Interview mit „MagentaSport“ angefressen. „Wir haben es nicht geschafft, unser Spiel auf den Platz zu bekommen und waren zu passiv.“
Neben eigenen Unzulänglichkeiten haderte der 28-Jährige aber auch mit dem Elfmeter für den SC Freiburg II nach 57 Minuten, als Jordy Makengo gegen Robin Fellhauer zu Fall kam. Der Kontakt ist unstrittig, jedoch lief Makengo zunächst weiter und kam erst mit Verzögerung zu Fall. Eine Tatsache, die Feil in Rage brachte: „Wie kann man so auf eine Schwalbe reinfallen?“, schimpfte er. „Da fällt mir nichts zu ein. Der Schiri steht perfekt, ich verstehe es nicht.“
Steffen frustriert: „Das war insgesamt nicht gut“
Auch für Trainer Horst Steffen war es kein Elfmeter: „Er macht noch einen Schritt, und dann fällt ihm ein ‚ah, der hat mich berührt, und da fall’ ich hin.‘“ Zur Wahrheit gehört aber auch dazu, dass die Freiburger bereits nach 19 Minuten einen Strafstoß hätten bekommen können, nachdem Baur gegen Sahin zu Boden gegangen war. Zudem leistete sich Fellhauer beim 0:2 nach 68 Minuten einen „krassen Fehler“, wie Steffen bemängelte. Denn anstatt den Ball zu klären, legte er ihn perfekt für Kehl vor. Der Anschlusstreffer durch ein Traumtor von Feil kam dann zu spät. „Es tut einfach weh“, konnte sich der Torschütze über seinen Treffer nicht wirklich freuen. Steffen suchte aber keine Ausreden: „Das war insgesamt nicht gut. Wir haben zu ungenau gespielt, und das Anlaufen hat auch nicht funktioniert. Insgesamt muss man aber auch sagen, dass Freiburg eine richtig gute Mannschaft hat und das Spiel verdient gewonnen hat“, sagte Trainer Horst Steffen.
Denn durch die Niederlage haben die Saarländer nicht nur den vorzeitigen Aufstieg verpasst, sondern müssen nun wieder zittern, nachdem die Konkurrenten allesamt gewonnen haben. Nur noch vier Punkte beträgt der Vorsprung auf Rang vier, der momentan vom SV Wehen Wiesbaden belegt wird. Die Hessen sind am kommenden Samstag auch der nächste Gegner der SVE. Mit einem Sieg wäre Elversberg im zweiten Anlauf durch, bei einer erneuten Niederlage jedoch würde der SVWW bis auf einen Zähler heranrücken. Dann würde es zu einem Herzschlagfinale am letzten Spieltag kommen.
Damit das nicht passiert, gelte es nun, die Enttäuschung über die Niederlage im Spitzenspiel so schnell wie möglich abzuhaken. „Heute wird das nicht gelingen und wahrscheinlich auch morgen noch nicht“, blickte Steffen nach dem Spiel voraus. „Doch wenn wir uns Dienstag wieder zum Training treffen und auf Wehen Wiesbaden vorbereiten, dann sehen wir auch wieder die Chance, die wir haben, vor heimischem Publikum Wiesbaden zu schlagen und damit dann auch unser Ziel zu erreichen. Wir müssen uns jetzt schütteln.“
Den eigentlich sicher geglaubten Aufstieg auf der Zielgeraden noch zu verspielen, wäre eine Katastrophe. Zwischenzeitlich hatten sie 17 Punkte Vorsprung auf einen Nicht-Aufstiegsplatz. In der eigenen Hand hat es die SVE trotzdem noch.
Wenn Wehen Wiesbaden also am Samstag nach Elversberg reist, geht es für beide Teams um alles. Die SVE muss gewinnen, um den Aufstieg perfekt zu machen, Wiesbaden muss gewinnen, um weiterhin die Chance zu haben, am letzten Spieltag aufsteigen zu können. Diese Konstellation macht es auch für die Konkurrenten um den Aufstieg interessant. Egal wie: Es ist ein Spiel, welches die SVE eigentlich nicht spielen wollte. Vor wenigen Wochen sah alles noch anders aus, der Sekt war schon kaltgestellt. So historisch der Aufstieg wäre, ihn jetzt noch zu verspielen, wäre historischer.