Sogenannte Influencer tragen dazu bei, dass die Fitness-Branche derzeit richtig floriert. Der junge Hesse Sam Katzenmeier ist einer von ihnen. Er erzählt, wie man in dem Business Geld verdienen kann.
Zu Beginn des Gesprächs stellt er schon einmal eines klar: „Ich heiße Samuel, aber das mag ich nicht so. Nenn mich Sam, das ist mir lieber.“ Sam Katzenmeier ist auf den ersten Blick ein „normaler“ junger Mann. Er kommt aus der Nähe von Darmstadt, lebt mit vier Geschwistern und einem Hund noch im heimischen Elternhaus, und in seinem Leben dreht sich alles um Sport. Doch im Gegensatz zu seinen Altersgenossen lebt Sam sein Leben öffentlich. Er zählt zu den Fitness-Influencern und postet in den sozialen Medien täglich mehrere Videos aus seinem Alltag. „Als ich damit angefangen habe, hätte ich nie gedacht, dass ich das am Ende mal professionell machen würde“, erzählt der 21-Jährige. Er war noch Gymnasiast und aktiver Fußballer, als es ihn erstmals ins Fitnessstudio verschlug. „Ich war ein ganz guter Kicker, aber ich habe Wachstumsprobleme in den Waden gehabt und konnte längere Zeit nicht spielen. So bin ich dann im Gym gelandet“, erzählt er. Katzenmmeier ist ein offener, lustiger und aufgeschlossener Typ. Vermutlich muss man so sein, um das Leben und den Job so zu führen, wie er sie führt. „Ich spiele keine Rolle. Das merken die Leute. Ich versuche, mich so rüberzubringen, wie ich bin“, sagt er.
Facebook „nicht wirklich interessant“
Influencer wird man nicht von heute auf morgen und schon gar nicht in der umkämpften Fitness-Branche. „Du stehst nicht morgens auf und fasst den Entschluss, das mache ich jetzt. Mir hat es Spaß gemacht, Leute an meinem Alltag teilhaben zu lassen. Am Anfang habe ich hauptsächlich Inhalte aus dem Fitnessstudio gepostet, weil ich den Leuten auch ein bisschen helfen und Interesse für den Sport wecken wollte“, erzählt der 21-Jährige. Auf Instagram hat er mittlerweile rund 20.000 Follower, auf Tiktok sind es mehr als 100.000. Seine Stories werden teilweise von mehreren Hunderttausend Personen angeklickt. Damit verdient Katzenmeier seinen Lebensunterhalt. Derzeit ist Facebook das größte soziale Netzwerk der Welt mit über 2,7 Milliarden monatlich aktiven Benutzern. Doch dort ist Katzenmeier nicht vertreten. Auch das ist typisch für die neue Generation der Influencer. „Letztlich kommt es darauf an, eine möglichst große Reichweite zu erzielen. Das ist aufgrund der Struktur von Facebook nicht möglich, daher ist diese Plattform für mich nicht wirklich interessant“, sagt er.
Was für ihn als Hobby begann, ist mittlerweile sein Beruf geworden. Und das eher zufällig. „Du kannst nicht in diesen Bereich einsteigen und aktiv Firmen anschreiben, dass sie dich unterstützen sollen. Das funktioniert so nicht“, erklärt er. Es brauche vor allen Dingen Kreativität und Geduld. Katzenmeier hat jahrelang kleine Videos für den Spaß an der Freude produziert, bis einer seiner Follower einen Hersteller für Sportnahrung auf den jungen Hessen aufmerksam machte. Später kam dann noch eine Sportbekleidungsmarke dazu. „Davon kann ich ganz gut leben“, verrät der 21-Jährige und schildert das Prinzip: „Es wird abgesprochen, in welchem Umfang ich Inhalte produzieren muss, in denen die Marken präsentiert werden. Dafür gibt es eine bestimmte Summe, außerdem werde ich zu einem gewissen Prozentsatz an den Verkäufen, die über meinen Rabattcode laufen, beteiligt.“ Es ist ein neuartiger Geschäftszweig und sicher nicht der Traumberuf, den sich Eltern für einen Abiturienten wünschen. „Ich hatte daheim schon ein bisschen Erklärungsbedarf“, sagt Katzenmeier lachend, „aber ich habe mit meinen Eltern die Abmachung getroffen, dass ich diesen Weg gehen darf, wenn ich mir ein anderes Standbein aufbaue.“ So hat er nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung als Fitness-Trainer absolviert und gleichzeitig ein Studium der Fitness-Ökonomie begonnen. „Das lasse ich aber seit rund einem Jahr ruhen, weil sich mein Business als Influencer trägt. Aber ich habe die Gewissheit, dass ich das Studium jederzeit wieder aufnehmen oder als Trainer arbeiten könnte. Das war meinen Eltern auch wichtig“, sagt er.
Katzenmeier ist sich darüber bewusst, dass er eine Rolle spielt. Und dass es in seinem Geschäftszweig eine Rolle auf Zeit ist. „Es ist schwer vorhersehbar, wohin sich das Business entwickelt. Es war in der Corona-Zeit beispielsweise so, dass die Leute noch häufiger mit mir interagiert haben. Da hatten sie eben auch viel mehr Zeit“, erklärt Katzenmeier, der zusätzlich noch als Personaltrainer arbeitet und nach wie vor ein ambitionierter Kraftsportler ist. „Man spielt ja eine Rolle nicht einfach so, man muss sie auch mit Leben füllen. Die Leute folgen mir ja nicht einfach so, sondern sie wollen auch gute Sport-Inhalte sehen.“
Nicht nur freundliche Nachrichten
Die Kommunikation mit seinen Followern ist dabei nicht etwa nervige Zusatzpflicht, sondern Teil seines Berufs. „Dankbarkeit ist wichtig. Ich kann mein derzeitiges Leben so leben, weil sich die Menschen meine Inhalte ansehen. Deswegen antworte ich auf jede Nachricht, auch wenn es manchmal etwas zeitversetzt ist. Voraussetzung ist natürlich, dass der Tonfall halbwegs in Ordnung ist“, sagt er und spricht damit die Schattenseiten seines Geschäfts an. Denn er erhält nicht nur freundliche Nachrichten, sondern teilweise auch Beschimpfungen von sogenannten „Hatern“. „Man spricht manchmal nicht zu Unrecht von einer Neidgesellschaft. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass man es sich nicht zu Herzen nimmt“, verrät er. Als überwiegend positiv schildert er dagegen Erlebnisse aus dem „realen“ Leben. So komme es schon mal vor, dass er beim Eis-Essen mit seiner Freundin von Followern angesprochen und um ein Foto gebeten wird. „Das ist natürlich absolut okay, und es freut mich schon, wenn mich Menschen erkennen und mir sagen, dass sie meine Inhalte mögen.“ Doch auf seiner derzeitigen Popularität will sich Sam Katzenmeier nicht ausruhen. Ein Teil seiner Einnahmen legt er auf die hohe Kante, um das Geld später zu investieren. „Im Moment erfüllt mich mein derzeitiges Leben total. Aber langfristig möchte ich mir ein eigenes Business aufbauen. Am liebsten eine Agentur, die sportaffine Menschen bei ihren Social-Media-Aktivitäten berät“, sagt er. Bekannt genug dafür dürfte er bald sein.