Am letzten Spieltag gastiert Viktoria Köln im Ludwigspark. Für die Kölner geht es sportlich um nichts mehr, Marcel Risse bestreitet dann jedoch sein letztes Profispiel. Zudem starb vor einigen Wochen der langjährige Mäzen Franz-Josef Wernze.
An lobenden Worten mangelte es nicht: „Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, der wir in diesem Moment alle Kraft und die nötige Zeit zur Trauer wünschen“, teilte die Kölner Viktoria Ende April „fassungslos und tiefbestürzt“ mit. „Franz-Josef Wernze und sein Werk werden für immer Teil der Geschichte des FC Viktoria Köln 1904 sein. Er war ein Macher, aber vor allen Dingen war er ein herausragender Mensch, der stets den Blick über den reinen Profifußball hinaus für das große Ganze hatte. Dass wir als Verein da stehen, wo wir stehen, verdanken wir nur ihm. Dieses Werk wollen wir in seinem Sinne pflegen und weiter daran schaffen.“
Wernzes Tod schmerzt sehr
Dem Investor Wernze, der im Alter von 74 Jahren nach schwerer Krankheit verstarb, gehörte das Steuerberatungsunternehmen ETL, mit dem er Viktoria zum Aufstieg aus der Fünften in die Dritte Liga verhalf. Im vergangenen Sommer verfolgte er noch von der Tribüne aus das DFB-Pokal Erstrundenspiel gegen den FC Bayern im ausverkauften Rheinenergiestadion. Die ETL ist Trikotsponsor der Viktoria, sein finanzielles Engagement hat das Unternehmen aber mittlerweile zurückgefahren. Wernze war jahrelang der Förderer der Viktoria und verhalf dem Club nach seiner Neugründung mit einer Millionensumme in die Dritte Liga, wo die Höhenberger seit 2019 spielen. 2010 hatte Wernze mit ETL aus dem insolventen SCB Viktoria Köln den Nachfolgeverein FC Viktoria Köln gegründet und ihn mit großem finanziellem und auch persönlichem Engagement in den Profifußball geführt. Viele Kränze am Grab sowohl vom Verein als auch von den Fans wiesen bei der Beisetzung auf diese besondere Beziehung hin. Die Drittliga-Mannschaft hielt mit ihrem Team-Bus auf dem Weg zum Auswärtsspiel in Bayreuth am Friedhof an. Trainer Olaf Janßen hatte die Trainingseinheit gestrichen, wollte mit seinem Team lieber noch einmal an den großzügigen Förderer denken.
Bereits im Februar 2020 hatte sich der 74-Jährige aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und kam seitdem auch nicht mehr zu jedem Heimspiel. Vor eineinhalb Jahren hatte Wernze dennoch 9,95 Prozent der Anteile an der für das Drittliga-Team zuständigen Spielbetriebs-GmbH gekauft. Nun steht eine neue Zeitrechnung an. Zur kommenden Saison wird die Kölner Käse-Marke Peynoos Trikotsponsor. Unumstritten war Wernze nicht. Im vergangenen Jahr geriet der Mäzen in negative Schlagzeilen. Ein von seiner Firma betriebenes Corona-Testzentrum auf dem Gelände von Viktoria Köln soll auffallend mehr Tests abgerechnet haben als tatsächlich durchgeführt worden sind.
Ebenfalls Abschied nehmen, wenn auch nicht auf solch dramatische Art, muss die Viktoria am Ende der Saison von Marcel Risse. Zwar noch nicht direkt beim Spiel in Saarbrücken, sondern am 3. Juni im Mittelrheinpokal-Finale gegen den 1. FC Düren. Vor seinem letzten Heimspiel in der Meisterschaft vergangene Woche gegen den VfL Osnabrück äußerte sich auch der 176-malige Bundesliga-Spieler über sein nahendes Laufbahnende: „Ich hatte viele tolle Momente in meiner Karriere, aber auch einige Tiefpunkte“, sagt der 33-jährige, gebürtige Kölner im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Beides gehört zusammen, diese Augenblicke haben mich sehr geprägt.“ Auf der anderen Seite hat der Blondschopf nun endlich Zeit, sich anderen Dingen zu widmen als dem stets im Mittelpunkt stehenden Fußball: „Klar, fällt es mir schwer, jetzt meine Karriere zu beenden, weil es für mich einfach dazugehört hat zu trainieren und auf dem Platz zu stehen“, so schreibt es der „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Es wird definitiv eine krasse Umstellung für mich, und ich bin gespannt, wie ich damit umgehen werde.“
Auch Wunderlich hört auf
Vor allem den im Profifußball herrschenden Druck wird er dabei nicht vermissen: „Ich bin froh, diesen täglichen Druck nicht mehr zu haben“, bemerkt der Rechtsaußen rückblickend. „Ich denke Jonas Hector hat es sehr gut wiedergegeben. Gerade den öffentlichen Druck bei großen Vereinen wie etwa dem 1. FC Köln spürt man täglich. Das war auch für mich nie einfach.“ Dennoch schätze er sich „alles in allem sehr glücklich, wie es gelaufen ist.“ Ob er weiterhin im Amateurbereich tätig sein wird, lässt er offen. Priorität hat für ihn nun erst die Familie: „Entscheidend für mich ist, möglichst viel Zeit mit meinen Kindern zu verbringen und ein guter Vater zu sein.“ Und auch seine Ehefrau soll nicht zu kurz kommen: „Zum Glück habe ich eine tolle Frau und zwei Kinder, die sich jetzt freuen, dass ich am Wochenende mehr Zeit für sie habe.“
Wie groß der Einfluss von Marcel Risse auch bei Viktoria Köln war, zeigt wie sein derzeitiger Trainer von ihm spricht: „Ohne ihn wäre die Mannschaft nicht die, die sie nun ist“, lobt Janßen seinen scheidenden Kapitän. „Er hat uns unheimlich viel gegeben und ist einfach ein Mensch, den man mögen muss. Vor allem ist er bodenständig und ohne jegliche Starallüren.“ Es ist nicht der einzige Spieler, der seine Karriere beendet. Auch Rückkehrer Mike Wunderlich macht Schluss. Nicht nur neben dem Platz, sondern auch auf dem Feld steht ein Umbruch an.
Die Viktoria spielte in dieser Saison eine grundsolide und teilweise sehr starke Saison. Die junge Mannschaft war für viele einer der Geheimfavoriten auf die vorderen Plätze, dafür reichte es noch nicht ganz. Aber nach einer eher nicht so ruhigen Saison im vergangenen Jahr ist in diesem Jahr die Ruhe zurückgekehrt. Großen Anteil daran hat auch Olaf Janßen, der auch im kommenden Jahr die Geschickte bei der Viktoria als Cheftrainer leiten wird. Einer der dann noch am Höhenberg aktiv sein wird, ist David Philipp. „Ich denke, wir alle haben sein Riesenpotenzial erkannt und gesehen, was in David steckt“, sagt Trainer Olaf Janßen und ist sich sicher, „dass David den absoluten Durchbruch schaffen kann. Dann wäre er für uns ein ganz besonderer Spieler“. Diesen Weg will die Viktoria nun auch in der kommenden Saison gehen. Erfahrung gepaart mit Entwicklungspotenzial.