Der 1. FC Saarbrücken lässt in Duisburg wichtige Punkte liegen und war fast schon raus aus dem Aufstiegsrennen. Doch dann patzte Dynamo Dresden.
Es gibt Phrasen, die sagt man als Fußballer nun mal. „Es ist noch nicht vorbei, es ist jetzt nur ganz schwer. Aber wenn wir am Samstag gegen Viktoria Köln gewinnen, haben wir vielleicht noch eine Chance. Die Konkurrenz hat ja auch Druck“, sagte Kasim Rabihic nach dem bitteren 2:2 des FC Saarbrücken beim MSV Duisburg.
Doch ein Blick in die Gesichter der Akteure sprach eine andere Sprache. Der Aufstiegstraum, der in den vergangenen Wochen real zu werden schien, schien an diesem schwülen Ruhrgebietssonntag jäh geplatzt.
Doch als wäre die Saison nicht schon verrückt genug gewesen, patzte Dynamo Dresden am Montag in Meppen. In der eigenen Hand hat der FCS nichts mehr. Aber selbst der direkte Aufstieg ist nicht ausgeschlossen. Voraussetzung ist naütrlich ein Sieg gegen Viktoria Köln am letzten Spieltag. Die Blicke werden parallel nach Wiesbaden und Osnabrück gehen. Bitter ist aber die Tatsache, dass der FCS mit einem Sieg in Duisburg alles in der eigenen Hand gehabt hätte. Angetrieben von 4.000 Fans übernahm der FCS von Beginn an das Kommando und hätte schon nach vier Minuten durch Calogero Rizzuto in Führung gehen können. Doch schon in der Anfangsphase agierten die Blau-Schwarzen vorne zu kompliziert und hinten sehr risikoreich. Nach 21 Minuten zirkelte Jonas Michelbrink den Ball aus gut 25 Metern in den Winkel. Zuvor hatte der FCS den Gastgebern in einer Umschaltsituation sträflich viel Platz gelassen.
Mehr Platz war auch wenig später auf dem Feld, als Duisburgs Tobias Fleckstein nach wiederholtem Foulspiel die Ampelkarte sah. Als Calogero Rizzuto fast umgehend mit einem 30-Meter-Hammer den Ausgleich besorgte, schien sich die Waage wieder Richtung FCS zu neigen. Doch ein Eigentor von Dominik Becker sorgte noch vor der Pause für die erneute MSV-Führung. „Das zweite Tor war der Knackpunkt, das darf nie und nimmer fallen“, monierte Mittelfeldakteur Dave Gnaase. Trainer Rüdiger Ziehl sah das anders: „Wir hatten in der Anfangsphase alles im Griff. Beim ersten Gegentor waren wir im Gegenpressing. Und dann muss man dem Gegner auch Respekt zollen, wenn er den Ball so trifft. Beim zweiten Tor gab es einen Eckball und einen Freistoß vorher, das kann man nicht immer verteidigen.“
Viel Aufwand, wenig Ertrag
Nach der Pause versuchte der FCS alles, doch schon vor dem 2:2 wurde deutlich, wo das Manko der Blau-Schwarzen an diesem Nachmittag liegen sollte. Reihenweise vergab der FCS beste Torchancen überhastet, lediglich Rabihic schob nach 54 Minuten überlegt ein. Danach wurde es noch mehr ein Spiel auf ein Tor. Luca Kerbers Kopfball war eine sichere Beute für den MSV-Torwart Max Braune. Ziehl setzte alles auf eine Karte, ging noch mehr Risiko. Und die Gastgeber spielten mit. Marlon Frey trat gegen Gnaase nach und ging ebenfalls vom Platz. Mit Elf gegen Neun hatte das Spiel dann etwas Eishockeyähnliches.
Julian Günther-Schmidts Flanke ging an die Latte, Bjarne Thoelkes Kopfball war ebenfalls zu zentral und der von Marvin Cuni wurde von der Linie gekratzt. Als Rabihic in der ersten Minute der Nachspielzeit dann am Pfosten scheiterte, wurde wohl auch dem größten Optimisten klar, dass der große Traum platzen würde. Zumal Kapitän Manuel Zeitz zuvor die Notbremse gezogen hatte und ebenfalls vom Feld musste. „Es ist ein ganz, ganz schwerer Tag für uns. Wir haben unheimlich viel investiert. Am Ende sollte es nicht sein“, sagte Gnaase. Der Mittelfeldakteur, der eine überragende Rückserie spielte, steht stellvertretend für die vielen offenen Personalfragen. Der FCS würde gern verlängern, doch der Mittelfeldakteur hat sich Bedenkzeit erbeten. Ihm liegt ein lukratives Angebot eines Drittligisten vor. Nach FORUM-Informationen soll es sich dabei um Rot-Weiss Essen handeln. „Mein Berater kümmert sich um diese Dinge. Ich konzentriere mich bis zum Saisonende auf das Sportliche“, sagte Gnaase.
Doch die offenen Fragen sind zahlreich und müssen irgendwann geklärt werden. Oberste Prämisse dürfte die Verpflichtung eines treffsicheren Mittelstürmers sein. Kein Saarbrücker Spieler hat eine zweistellige Trefferquote. Es spricht Bände, dass der seit Oktober verletzte Sebastian Jacob mit sieben Toren in der internen Rangliste auf dem dritten Platz rangiert. Vermutlich werden viele Personalien erst nach Saisonende geklärt. Gegen Viktoria Köln könnte es zum Abschiedsspiel von Routinier Mike Frantz kommen, der in Duisburg mal wieder 90 Minuten zusehen musste.
Ob der Herzblut-Saarbrücker mit seiner Erfahrung in der hektischen Schlussphase den Unterschied hätte machen können? Der mit großen Vorschusslorbeeren verpflichtete Julius Biada konnte es am Sonntag jedenfalls nicht. So blieben Leere und Frust.
Torwart Daniel Batz weinte nach dem Schlusspfiff in den Armen von Torwarttrainer „Hämmer“ Weirich. Am Sonntag schien es, als würde diese ergreifende Szene in Erinnerung einer merkwürdigen Saison bleiben. Seit Montag ist sie noch merkwürdiger. Und die Hoffnung ist auf einmal wieder da.