Die Mandoline – Instrument des Jahres 2023. Der Bund für Zupf- und Volksmusik Saar (BZVS) feiert das 70. Jahr seines Bestehens und organisiert das Internationale Gitarren- und Mandolinenfestival.
Das Wort Festival kann beim Internationalen Gitarren- und Mandolinenfestival eventuell ein wenig in die Irre führen: Zwar werden auch Konzerte angeboten, aber es geht weniger ums Zuhören als ums Selberspielen und Lernen. In der Woche vom 5. bis zum 12. August werden namhafte Dozentinnen und Dozenten Workshops für die Instrumente Gitarre und Mandoline sowie fürs Dirigat anbieten. Daneben gibt es zwei Dozentenkonzerte, drei Masterclass-Konzerte und das Abschlusskonzert.
Zupf-Koryphäen als Dozenten
Das Festival findet in großen Abständen jetzt zum dritten Mal statt, zuletzt wurde es vor 20 Jahren zum 50-jährigen Jubiläum des BZVS organisiert. Wer mitmachen möchte, wird in der europäischen Akademie im nordsaarländischen Otzenhausen untergebracht, wo sowohl die Workshops als auch die Konzerte stattfinden. Dabei können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen drei verschiedenen Modulen auswählen. Der „Hauptfachunterricht instrumental – Schwerpunkt Solo“, auch Masterclass genannt, richtet sich an Fortgeschrittene. Somit empfiehlt er sich auch für Musikstudenten – die Saarbrücker Musikhochschule bietet ja sowohl die Studiengänge Gitarre als auch Mandoline an. Studierende können sich mit dem Kurs auf Prüfungen und Wettbewerbe vorbereiten. Das Modul „Hauptfachunterricht instrumental – Schwerpunkt Ensemble und Orchester“ richtet sich mehr an die Hobbymusiker, die ihr Können in einem Laienorchester verbessern wollen.
Im BZVS sind etwa 800 aktive Mitglieder versammelt. Christian Schüller, künstlerischer Leiter des Kreis-Symphonieorchesters Saarlouis, bietet im dritten Modul einen Kurs für fortgeschrittene und erfahrene Dirigentinnen und Dirigenten an. Dieser kann mit einer Dirigatprüfung abgeschlossen werden. Wer an den anderen Modulen teilnimmt, darf aber auch in diesen Kurs als Nebenfach hineinschnuppern. An Dozierenden hat der BZVS einige Saiten-Koryphäen für sich gewinnen können. Für die Gitarre sind das: der Chilene Sebastián Montes, der letztes Jahr eine Professur an der Saarbrücker Musikhochschule angenommen hat; die international gefragte Virtuosin Pia Gazarek-Offermann, Dozentin an der Hochschule für Künste Bremen; der aus Polen stammende Marcin Dylla, Professor an der Musikhochschule Münster und Träger zahlreicher internationaler Preise; der italienische „Gitarren-Paganini“ Aniello Desiderio, Professor in Avellino, und der preisgekrönte Konzertgitarrist Takeo Sato. Den kennen im Saarland viele, weil er der Sohn des japanischen Gitarrenbaumeisters Kazuo Sato ist, der in Saarlouis seine Werkstatt betreibt. Auch die drei Mandolinen-Dozierenden sind absolute Hochkaräter: Der israelische Virtuose und Komponist Alon Sariel wird häufig mit seinem Landsmann Avi Avital – derzeit bekanntester Mandolinist der Welt – verglichen. Geboren wurde er in Be’er Scheva, das als Hauptstadt der Mandoline gilt. Die spanische Virtuosin Mari Carmen Simón spielt seit vielen Jahren in internationalen Formationen mit. Last but not least kommt die deutsche Mandolinistin und Dirigentin Annika Hinsche nach Otzenhausen. Sie darf sich Preisträgerin des renommierten Yasuo-Kuwahara-Wettbewerbs nennen. Außerdem dirigiert sie das Profi-Kammerorchester Chordofonia und das hessische Landeszupforchester. Hinsche übernimmt die Laien-Mandolinisten, während Sariel und Simón die fortgeschrittenen Spieler betreuen werden.
Annika Hinsche dirigiert Chordofonia
Die Mitglieder des BZVS oder des Bundes deutscher Zupfmusiker bezahlen nur ein Viertel oder ein Fünftel des Teilnehmerbeitrags in Relation zu den Nicht-Mitgliedern. Wie der Vizepräsident des BZVS, Andreas Lorson, mitteilt, finanziert der Verband den Mitglieder-Bonus. Man sei aber auch froh darüber, auf Sponsorengelder zurückgreifen zu können. Die kommen von der Europäischen Akademie selbst. Die Zupf-Koryphäen als Dozenten zu gewinnen, habe übrigens keine große Überredungskunst erfordert, erzählt Lorson, der Mandoline studiert hat und künstlerischer Leiter des Festivals ist. Alle hätten sofort große Bereitschaft gezeigt. Schwieriger sei gewesen, jemanden zu finden, der überhaupt Zeit hat – gerade im Ehrenjahr der Mandoline seien die Dozenten für dieses Instrument überall gefragt. Das Saarland besitze durch den Studiengang Mandoline übrigens eine besondere Stellung, so Lorson. Dazu habe der BZVS auch beigetragen, indem er den Lehrauftrag von Juan Carlos Muñoz an der Hochschule für Musik Saar finanziell und ideell unterstützt. Der Luxemburger mit spanischen Wurzeln unterrichtet seit zehn Jahren an der HfM. Bislang, so BZVS-Vize Lorson, sei man mit der Buchungssituation fürs Festival sehr zufrieden, auch wenn es noch freie Plätze gebe. Möglich sei es Arbeitnehmern auch, über die Arbeitskammer Bildungsurlaub für die Woche zu nehmen.
Wer schöne Konzerte hören möchte und Freund von Zupfinstrumenten ist, findet den Weg in den Landkreis St. Wendel.