Der medizinische Fachbegriff für die Sterilisation bei Frauen, bei der die Durchgängigkeit der Eileiter unterbrochen wird, ist Tubenligatur. Der Eingriff ist im Vergleich zur Vasektomie deutlich invasiver und kostenintensiver.
Während in Deutschland rund 1,45 Millionen Bundesbürgerinnen sterilisiert sind, was gerade mal rund acht Prozent der Frauen im reproduktionsfähigen Alter ausmacht, ist die Verhütungsmethode Tubenligatur weltweit viel stärker verbreitet. Denn laut einer Untersuchung der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2019 war die weibliche Sterilisation mit einem Anteil von 24 Prozent das von Frauen häufigste verwendete Verhütungsmittel, vor Kondomen mit 21 Prozent, Hormon- oder Kupferspirale mit 17 Prozent oder Pille mit 16 Prozent. Diesen Spitzenplatz verdankte die Tubenligatur vor allem ihrer Dominanz und der staatlichen Protektion in bevölkerungsreichen Ländern wie Indien oder China. Hierzulande sind offenbar deutlich mehr Frauen als Männer dazu bereit, den nur schwer umkehrbaren Schritt hin zu dauerhafter Unfruchtbarkeit zu wagen. Liegt doch die Zahl der durch Vasektomie sterilisierten Männer in Deutschland bei 450.000 und damit bei gerade einmal zwei Prozent.
Generell ist der chirurgische Eingriff in Deutschland erst bei Frauen ab 18 Jahren gesetzlich erlaubt. Aber ohnehin sind es hierzulande vor allem Frauen ab Ende des vierten Lebensjahrzehnts, die sich nach Abschluss der Familienplanung Gedanken über eine mögliche Sterilisation machen. Da es sich dabei um eine Operation handelt, bei der die Durchgängigkeit der Eileiter oder Tuben unterbrochen oder unterbunden wird – medizinisch Ligatur genannt –, ist für das Verfahren der Fachbegriff Tubenligatur gebräuchlich. Bei jungen Frauen unter 30 Jahren, die sich ohne medizinische Notwendigkeit sterilisieren lassen wollen, ist die Mehrzahl der deutschen Ärzte eher zurückhaltend eingestellt. Allein schon weil es statistische Daten darüber gibt, dass 20 Prozent der unter 30-Jährigen den chirurgischen Eingriff später als vorschnell bereuen – während es bei den Über-30-Jährigen nur sechs Prozent sind.
Vor allem Frauen Ende der Vierziger
Die Sterilisation der Frau ist eine sehr sichere Verhütungsmethode, im Wirkungsgrad der Antibaby-Pille mindestens ebenbürtig, sogar eher noch sicherer. Der sogenannte Pearl-Index wird auf 0,2 bis 0,3 beziffert, was bedeutet, dass von 1.000 sterilisierten Frauen innerhalb eines Jahres höchstens zwei bis drei Frauen trotzdem schwanger werden können. Trotz des hohen Verhütungsschutzes hat die Sterilisation nur selten Nebenwirkungen, auch der Eingriff selbst verläuft in der Regel ohne Komplikationen. Vor allem das Hormonsystem der Frau wird durch die Sterilisation nicht beeinträchtigt, der monatliche Zyklus bleibt erhalten, auch auf das Lustempfinden hat die Operation keinen negativen Einfluss. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat die Sterilisation auch keine Auswirkungen auf Beginn oder Verlauf der Wechseljahre. Laut der BZgA komme es bei sterilisierten Frauen zudem deutlich seltener zur Ausbildung von Eierstockkrebs.
Im Vergleich zur Vasektomie ist die Tubenligatur viel aufwendiger, deutlich invasiver und daher auch wesentlich teurer. Je nach Operationsmethode muss mit Kosten von 600 bis 1.700 Euro gerechnet werden. Diese Kosten werden in der Regel nicht von der Krankenkasse erstattet, es sei denn, es liegt für den Eingriff eine medizinische Indikation vor, oder es kommen aus gesundheitlichen Gründen keine anderen Verhütungsalternativen infrage.
Die mit Abstand gebräuchlichste Methode der Sterilisation der Frau ist die Bauchspiegelung, die im medizinischen Fachjargon auch als Laparoskopie bezeichnet wird. Bei dieser sogenannten Schlüssellochchirurgie macht der Arzt zur Einführung der OP-Instrumente und einer Kamera drei kleine Schnitte, am Bauchnabel und im Bereich der beiden Hüftknochen. Die eigentliche Sterilisation erfolgt entweder durch die Verklebung oder Durchtrennung der Eileiter mittels Hitze (sogenannte Hitzekoagulation), Laser (Laserkoagulation) oder elektrischen Strom (Elektrokoagulation). Alternativ kann der Verschluss der Eileiter auch mithilfe von Clips oder Silikon-Gummibändern erfolgen, wobei diese Sterilisationsmethode vergleichsweise weniger sicher ist. Auch eine vollständige Entfernung der Eileiter ist möglich, was allerdings dann die Möglichkeit einer späteren sogenannten Refertilisation ausschließt. Die Laparoskopie wird meist unter kurzer Vollnarkose, gelegentlich auch unter lokaler Betäubung, durchgeführt, meist ambulant, gelegentlich aber auch stationär. Der Eingriff selbst, der nur eine kleine Narbe hinterlässt, dauert etwa eine halbe Stunde oder etwas länger. In der Regel dürfte sich die Frau schnell von der OP erholen.
Die Sterilisation der Frau kann auch durch ein schonenderes, schnittfreies Verfahren mit der sogenannten Essure-Methode erzielt werden. Die im Vergleich zur Bauchspiegelung deutlich kostenintensivere Behandlung über eine Gebärmutterspiegelung oder Hysteroskopie kann ohne Vollnarkose und ambulant durchgeführt werden, wobei die Eingriffsdauer zwischen 15 und 30 Minuten beträgt. Von der Scheide ausgehend werden dabei kleine Mikrospiralen, die den Markennamen Essure tragen, aus Polyesterfasern, Nickel-Titan oder Edelstahl in die Öffnungen der Eileiter eingesetzt. Innerhalb von rund drei Monaten beginnt körpereigenes Gewebe der Frau in diese Mikrospiralen einzuwachsen und dadurch die Eileiter völlig undurchlässig zu machen. Schließlich gibt es noch die Möglichkeit, eine Sterilisation mittels Bauchschnitt (Laparotomie oder Mini-Laparotomie) durchführen zu lassen – wobei ein solch massiver Eingriff nur in ganz seltenen Fällen (etwa bei extremem Übergewicht oder starken Verwachsungen im Bauchraum) eigens vorgenommen wird. Wohl aber können Frauen in Verbindung mit einem Kaiserschnitt den Wunsch nach einer Sterilisation anmelden.
Refertilisation nicht immer möglich
Die Frage, ob sich eine Sterilisation wieder rückgängig machen lässt, ist gar nicht so einfach und vor allem nicht eindeutig zu beantworten. Es kann versucht werden, die verschlossenen, verödeten oder durchtrennten Eileiter wieder miteinander zu verbinden. Allerdings gibt es keine Garantie dafür, dadurch wieder schwanger zu werden. Stattdessen ist im Zuge dieser Refertilisation das Risiko einer Eileiterschwangerschaft erhöht, bei der sich das befruchtete Ei nicht in der Gebärmutter, sondern im Eileiter einnistet, was zwangsläufig zu einem natürlichen oder künstlich herbeigeführten Schwangerschaftsabbruch führt. Neben der Refertilisation, die in einer Operation unter Vollnarkose abläuft und deren Kosten von bis zu 4.500 Euro in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen werden, gibt es aber auf jeden Fall noch die Möglichkeit einer künstlichen Befruchtung.