Es muss nicht immer das Zwei-Sterne-Restaurant „Louis“ sein. Auch im „Bistro Pastis“ im Saarlouiser Hotel „La Maison“ lässt es sich hervorragend speisen. Die Auswahl mit Kreationen auf hohem Niveau ist wirklich beeindruckend.
Im Saarland ist fast überall ein wenig Frankreich zu Hause. Besonders ist das in Saarlouis zu spüren, was auch historische Gründe hat. Deshalb sagen viele Besucher, aber auch Einheimische: Das französischste Flair im schönsten Bundesland habe Saarlouis. Hier gehören zum Leben Gelassenheit und Genuss einfach dazu. Ich fahre wirklich gern hierher. Im Sommer sieht man viele Häuser, vor denen sich das Leben auf der Straße abspielt – wie in Frankreichs Süden. Und wer sonst hat eine französische Straße?
Wenn ich durch die Innenstadt schlendere, fallen mir die vielen Bistro-Tische mit Sonnenschirmen auf. Hier lässt es sich leben, das ist „Saarvoir-vivre“. Diese frankophile Erscheinung hat historische Gründe, denn die Stadt wurde einst von Sonnenkönig Ludwig XIV. gegründet. Er gab Saarlouis auch seinen Namen. Bei einem Stadtrundgang lassen sich entsprechend viele Spuren entdecken – vom Marktplatz, an ehemaligen Verteidigungsanlagen vorbei, zu den Kasematten, in den Stadtgarten hin bis zum Saaraltarm.
Herausragende Bistro-Karte
Für mich ging es in den vergangenen Monaten immer wieder ins ehemalige Oberverwaltungsgericht des Saarlandes zum Prälat-Subtil-Ring 22 in das Anwesen des Hotels „La Maison“. Dieses wurde von Günter Wagner schon vor Jahren liebevoll renoviert und zu einem Ort des Genusses gestaltet. Es ist ein außergewöhnliches Hotel mit Zwei-Sterne-Restaurant, auch eine Bar und das „Pastis Bistro“ befinden sich in diesem Anwesen. Alles etwas besser als anderswo. Im Hotel wohnten schon zahlreiche Künstler, Staatsoberhäupter und all jene, die es sich besonders gut gehen lassen wollen.
Und auch der Wechsel des Küchenchefs im Feinschmecker-Restaurant „Louis“ zum Jahreswechsel 2022/2023 brachte das Ergebnis, dass dieser Genuss-Tempel auch weiterhin zwei Sterne auf dem Schild an der Tür trägt. Hier wird zum Teil mit regionalen Wurzeln, aber auch mit einer weltoffenen Sichtweise gekocht. Vor einigen Wochen habe ich es an dieser Stelle beschrieben. Dazu befindet sich auch ein besonderer Feinkostladen im Haus.
Ich beobachte das Haus von seinen Anfängen an und konnte verfolgen, wie schön das Anwesen sich entwickelt hat. Ich habe schon den Eindruck, dass hier von Anfang an nicht gekleckert, sondern geklotzt wurde. Diese historische Villa mit gelungenem An- und Umbau sowie herrlicher Terrasse und einem wunderschönen Park ist alleine vom Ambiente her ein Highlight im kulinarisch verwöhnten Saarland. Beste Materialien, edle Stoffe und modernste Haus- und Küchentechnik sprechen eine klare Sprache. Doch heute geht es nicht um das Sterne-Restaurant, sondern um das „Pastis Bistro“ im Haus. Sebastian Sandor, der Küchenchef, legt auch Wert auf eine herausragende Bistro-Karte. Diese umzusetzen liegt in den Händen von Taoufik Bakrine.
„Fünf Pfannen“ vom Gusto
Schon vor Jahrzehnten, bei längeren Aufenthalten in Paris, ist mir aufgefallen, dass die Pariser mir immer von „ihrem“ Bistro erzählten. Da hatte mich nie einer aufgefordert zu Ducasse oder Robuchon zu gehen, sie erzählten mir immer, in welchem Arrondissement welches herausragende Bistro liegt. Manche dieser Bistros waren mondän, andere traditionsbewusst. Wieder andere auch mit viel Spaß an der Arbeit, andere wiederum von pittoresker Bürgerlichkeit. Geschmeckt hat es mir fast überall, wenn ein Bekannter mich mitnahm in „sein“ Bistro. Ich lernte damals, mittags kann man täglich in „sein“ Bistro gehen.
Im „Pastis Bistro“ in Saarlouis legen sie Wert auf ein authentisches französisches Bistro auf hohem Niveau. Hausherr Günter Wagner sagte schon 2015 zu mir: „Es soll ein lockeres Bistro sein, aber schon auf gutem Niveau. Wir wollen uns locker präsentieren, familienfreundlich, hier ist jeder willkommen. Wir haben draußen einen wunderbaren Spielplatz. Wir wollen für alle da sein, nichts Steifes. Kein Firlefanz, eine ehrliche Bistro-Küche. Mit Bœuf bourguignon, Schnecken und Flammkuchen.“
Vor ein paar Tagen erzählte er mir dann: „Im ,Pastis Bistro‘ bekamen wir letztens fünf Pfannen plus als Auszeichnung von Gusto Deutschland. Was will man mehr? Das ,Pastis Bistro‘ ist der Treffpunkt für mittags.“ Von dienstags bis samstags ist das so, gern nehmen die Kunden auch das kleine Mittagsmenü, das hier „Menu de la Semaine“ heißt. Auf einem Tableau sind die Tagesangebote verzeichnet, die Speisekarte wird von ein paar Metallknöpfen zusammengehalten. Ich vermute, dass die Seiten so schnell austauschbar sind, um neue Kreationen anzukündigen.
Das Design des Bistros ist wohlüberlegt. Kultur und Lebensgefühl dieser Stadt, die frankophile Atmosphäre verbündet sich mit urbanem Zeitgeist. Dazu ein Gespür für Licht und Farben, der Sinn für originelle Zitate zu Louis XIV., dem Namenspatron von Saarlouis. Der Blick für Details mit Objektcharakter. Harmonisch, aber angenehm überraschend. Und dabei vergessen sie nie Lockerheit und Weltoffenheit. Der gläserne Wintergarten schwebt über dem Park, an der Decke hängen Töpfe. An einer Wand ein Gemälde, der Vorleser dort trägt Sonnenbrille. Durch die großen Vitrinen ist der Garten omnipräsent. Als Gast hat man das Gefühl, man esse mitten in der Natur. Und irgendwo hängt ein Bild von Udo Lindenberg. Sehr sympathisch!
Immer die passende Wein-Empfehlung
Bei unserem Besuch ergötzen der Fotograf und ich uns an den „Raviolis Ricotta aux Truffes“ – also hausgemachte Ricotta-Ravioli mit eingelegten Trüffeln, Parmesanschaum und geschmorten Roscoff-Zwiebeln. Ein Traum! Der Fotograf nimmt einen King Louis Burger, Wagyu Beef mit Feta, feinem Hummus, Spinat, gegrillter Aubergine und Basilikum, Kichererbsen-Salat, Mayonnaise und Frites. Ich selbst kann dazu nichts sagen, aber als der Teller zurück in die Küche geht, sieht er aus wie geleckt. Hat augenscheinlich geschmeckt.
Als Tagesfisch gibt es bei unserem Besuch Kabeljau mit jungem Spinat, Kartoffelmousseline, Beurre Blanc und Schnittlauch. Bitte noch mal! Am Nebentisch wird das Wochenmenü genommen, bestehend aus Gazpacho Andaluz, Meeresfrüchte-Ragout und Stachelbeerküchlein. Von den Gästen am Tisch ist ausschließlich Lob für diese Kreationen zu hören.
Überhaupt ist die Auswahl mit Kreationen auf hohem Niveau wirklich beeindruckend. Das Tagesgericht ist bei uns Medaillon von der Rehkeule, Brokkoli und Schupfnudeln mit Preiselbeer-Jus, was im Bistro sehr oft genommen wird. Kommt zweifelsfrei sehr gut an.
Ich liebe diese authentische Bistro-Karte mit Fischsuppe à la „Pastis“. Dazu gehören Fisch und Meeresfrüchte nach Bouillabaisse Art mit Sauce Rouille, Comté und Knoblauchbrot. Diese Suppe habe ich hier schon öfter gegessen und war jedes Mal begeistert. Ebenso unvergesslich waren die Kaninchenkeule mit Morcheln, die gratinierten Langoustinen und Leas Pralinen zum Espresso.
Restaurantleiter und Sommelier Robert Jankowski wurde übrigens 2023 von Gault & Millau für seine besondere Weinkarte ausgezeichnet. Machen Sie sich also keine Gedanken des Weines wegen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des „Pastis Bistro“ werden Ihnen gern den richtigen Wein vorschlagen, falls Sie Fragen haben oder unschlüssig sind.
Ein Haus, ein Traum! Suchen Sie sich den richtigen Platz selbst aus. Es gibt ja auch noch eine Bar mit auserlesenen Getränken. Und auch dort kann man Kleinigkeiten essen.