Auf den Erfolg der Sinfonie „Odyssey“ des Komponisten Horst Becker im vergangenen Jahr folgt demnächst „Odyssey’s Rendezvous avec Vivaldi“ mit zwei Konzerten in Saarlouis und Saarbrücken.
Die Welt scheint aus den Fugen: Krieg, Hass, Gewalt, Zerstörung unserer Lebensgrundlagen, Menschen auf der Flucht. Und obwohl wir im Kommunikationszeitalter leben, hören offenbar immer weniger Menschen einander wirklich zu. Die sogenannten sozialen Medien erzeugen asoziales Verhalten. Bilden „Blasen“, in die nur noch Botschaften dringen, die man sowieso hören will. Nicht wenige Menschen sind in ihren Blasen kaum noch zu erreichen. Was also tun, wenn man etwas Wichtiges mitzuteilen hat? Vielleicht funktioniert es mit Musik. „Musik ist eine universelle Sprache“, erklärt Horst Becker. Daher sei es naheliegend, „diese Botschaft über Musik zu senden“.
Horst Becker ist Mitbegründer und Geschäftsführer der Saarbrücker Marketingagentur FBO. Die Botschaft, die er senden will, hat in diesem Fall allerdings nichts mit seinem Beruf zu tun. Es geht um die Wertschätzung des Lebens und um Frieden. Und darum, an einen Erfolg anzuknüpfen, den der Marketing-Mann im Frühjahr vergangenen Jahres als Komponist gefeiert hat. Im April 2022 wurde Beckers Sinfonie „Odyssey“ in der Saarbrücker Sankt-Michaels-Kirche uraufgeführt, die Becker „eine Hymne an das Leben“ nennt.
Mit „Odyssey’s Rendezvous avec Vivaldi“ will Horst Becker aus seiner „Hymne an das Leben“ auch eine „Botschaft für den Frieden“ machen. „Es geht darum, dass wir die musikalische Brücke zwischen Barock und Neo-Klassik schlagen wollen“, sagt Becker. Eine Brücke also zwischen Vivaldis Musik und Beckers eigener Sinfonie. „Wir“, das sind das Orchester- und Vokalensemble Dixit unter der Leitung von Mauro Barbierato und Aida Petrossian sowie Horst Becker am Klavier und Luigi Botta mit der Konzertgitarre als Solist.

Mauro Barbierato war es auch, der die Idee hatte zu diesem Konzert. „Mauro ist unter anderem Dozent an der Hochschule für Musik und hat als Leiter des Landesjugendchors bei der Uraufführung der ‚Odyssey‘ entscheidend dazu beigetragen, dass das Ganze ein so großer Erfolg war. Mauro ist dann vor einiger Zeit auf mich zugekommen und hat gesagt, dass er gerne ein neues Format wagen würde“, erzählt Horst Becker.
Die Grundidee sei gewesen, „eine positive Botschaft“ zu senden. Und genau das sei seine Komposition. Als seine „musikalische Seelenreise“ bezeichnet Horst Becker die „Odyssey“. „Ich habe darin Trauer, Abschied und Schmerz, aber auch Hoffnung, Friede, Harmonie und Zuversicht in rund eine Stunde Musik gepackt“, erklärt der Komponist. Er gewährt so „tiefe emotionale Einblicke“ in sein „Seelenleben“. Ein Leben, in dem er einige Schicksalsschläge habe einstecken müssen, jedoch nie aufgegeben habe. Es habe sich vieles zum Guten gewendet. Unter anderem sei er „glücklich verheiratet“, sagt Becker. Seine Lebensgeschichte sei eine, die auch anderen Menschen Mut machen könne.
Eine positive Botschaft senden
Für Antonio Vivaldi habe sich das Team entschieden, weil auch dieser Komponist mit seiner Musik Hoffnung machen kann – „gerade in Krisenzeiten“, wie Becker betont. Man werde „Gloria“ und „Lauda Jerusalem“ zu Gehör bringen. „Beides sind sehr chorale Stücke. Und beide Stücke sind vom Tenor her Appelle für Frieden, Menschlichkeit und Wertschätzung“, erklärt Horst Becker die Auswahl.
In „Lauda Jerusalem“ hat Vivaldi den Psalm „Lobet Jerusalem“ vertont. Das Stück sei „ein muskulöses, einprägsames Werk, das zeigt, dass Vivaldis Erfindungsgabe am Ende seiner Karriere ungebrochen war“, sagt Becker. Es besteht aus mehreren Sätzen, darunter Rezitative und Arien für Solo-Sänger und Chor – aus Sicht von Horst Becker, Mauro Barbierato und Aida Petrossian genau das Richtige für das Orchester- und Vokalensemble Dixit. Ursprünglich wurde das Ensemble 2018 mit dem Projekt „Dixit Dominus“ ins Leben gerufen. Ziel war es, zusammen mit einem Instrumental-Ensemble anspruchsvolle Chormusik mit Schwerpunkt aus dem virtuosen Repertoire des Barocks zu konzertieren. Mittlerweile besteht Dixit aus über 60 professionellen und semiprofessionellen Musikern und Sängern aus der Großregion.
„Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade“ lautet die Botschaft im „Gloria“. „Antonio Vivaldis ‚Gloria‘ ist eine Meisterklasse der Chorliteratur, ein freudiger Hymnus des Lobes und der Anbetung, der in zwölf relativ kurze Sätze unterteilt ist, die von festlichem Glanz bis zu tiefer Traurigkeit reichen. Er bereitet uns von Anfang an mit dem markanten Eingangschor vor, doch schon nach wenigen Minuten sind wir mit dem zweiten, ergreifenden Satz ,Et in terra pax hominibus‘ tief in Meditation versunken“, beschreibt Horst Becker das zweite Stück des Konzertprogramms.
Im dritten Teil wechselt das Ensemble vom Barock in die Neo-Klassik – zu Beckers „Odyssey“. Die Odyssee, das Epos, in dem der antike griechische Dichter Homer die Irrfahrt des Königs Odysseus vom Schlachtfeld des trojanischen Kriegs heim nach Ithaka erzählt, ist eine abenteuerliche Reise vom Krieg in den Frieden. Homers Erzählung stehe aber symbolisch auch für „die lange Reise namens Leben“, sagt Horst Becker. Deshalb habe er diesen Namen für seine Sinfonie, die er als Reise durch sein eigenes Leben geschrieben hat, gewählt. Er hat nicht wie der antike König Odysseus und seine Gefährten gegen einäugige Riesen, die Sirenen und Seeungeheuer zu kämpfen, aber sein Leben sei wie das Leben vieler Menschen „nur allzu oft ein wahres Abenteuer mit Höhen und Tiefen, Schicksalsschlägen und Glücksmomenten“.