Hobby im Alter sorgt für Wohlbefinden
Ältere Menschen, die ein Hobby pflegen, fühlen sich gesünder, zufriedener und zeigen weniger depressive Symptome als solche ohne regelmäßige Freizeitbeschäftigung. Das geht aus einer Metaanalyse fünf großer Studien mit Teilnehmern aus 16 Ländern hervor. Befragt zu Freizeitbeschäftigung und Wohlbefinden wurden insgesamt mehr als 93 000 Menschen mit einem Durchschnittsalter zwischen 71 und 75 Jahren in den USA, China, Japan und den europäischen Staaten, darunter auch Deutschland. Das Ergebnis ist weltweit eindeutig: Wer Hobbys hat, dem geht es besser. Als „Hobby“ wurden dabei Aktivitäten gewertet, die Menschen in ihrer Freizeit allein oder mit anderen zum Vergnügen ausüben. Dazu gehört zum Beispiel Kunsthandwerk, Sport, Gartenarbeit, Freiwilligenarbeit oder die Mitgliedschaft in Vereinen. Mehr als 90 Prozent der befragten Senioren in der Bundesrepublik gaben an, ein Hobby zu haben. In Spanien sind es hingegen nur 51 Prozent. Spitzenreiter in Europa ist Dänemark mit 96 Prozent.
Drei Fragen
„Das ist nicht mehr bezahlbar“
Allein über die Dämmung wird man die gesteckten Klimaziele im Gebäudesektor nicht erreichen, warnt der Geschäftsführer des Hauptverbandes der Bauindustrie, Tim-Oliver Müller.
Herr Müller, wie erklären Sie den einmaligen Widerspruch: Wohnungen werden dringend gebraucht, es soll gebaut werden, doch Bauarbeiter müssen sich arbeitslos melden?
Das ist richtig, die Bauindustrie würde gerne bauen, wir haben allein in den letzten zehn Jahren 200.000 neue Mitarbeiter eingestellt, aber derzeit stimmen ganz offensichtlich die Rahmenbedingungen nicht mehr. Sowohl die Baugenehmigungen als auch die Auftragseingänge gehen weiter in den Keller und das ist selbst für uns ein Paradoxon, das wir uns nicht wirklich erklären können. Sicherlich spielen die erheblich höheren Materialkosten und die Bauzinsen eine Rolle, aber das ist nicht die ganze Erklärung für die derzeitige Situation.
Die Ampelregierung hat auch Förderprogramme für die Bauindustrie gestrichen, inwieweit spielt das eine Rolle für die derzeit schwierige Lage beim Wohnungsbau?
Das hat sicherlich auch dazu beigetragen. Deswegen ist es wichtig, dass nun die Bundesregierung Steuererleichterungen bei der Abschreibung angekündigt hat. Ein erster Schritt, damit der Wohnungsbau wieder in Schwung kommt. Da erwarten wir noch mehr und unsere Hoffnung liegt da auf dem Wohnungsbaugipfel am 25. September beim Kanzler. Wir brauchen weitere Hilfen. Mit dem Wegfall der ursprünglichen Förderung und zusätzlichen Kostensteigerungen müssen pro Quadratmeter 18 Euro Miete erzielt werden, damit sich der Bau noch rechnet. Das ist für die Mieter nicht mehr bezahlbar.
Was fordert der Bauhauptverband, um diese Kostenspirale bei den Mieten zu durchbrechen?
Drei Forderungen vor dem Wohnungsbaugipfel im Kanzleramt: Die Finanzierungskosten müssen runter, zum Beispiel über zinsvergünstigte Darlehen. Dazu kommt eine verbesserte steuerliche Abschreibung, die zwar angekündigt, aber noch nicht beschlossen wurde, und dann dürfen wir bei den energetischen Baustandards nicht noch weiter draufsatteln. Hier ist bereits bautechnisch das absolute Maximum ausgereizt. Derzeit fokussiert sich alles auf die Dämmung, aber das ist nur ein Baustein für energieeffiziente Gebäude. Gute Gebäudetechnik und vor allem klimaneutrale Energie, die in die Gebäude reinkommt, müssen nun im Vordergrund stehen. Interview: Sven Bargel
Deutsch-Französischer Freundschaftspreis
Autorin Nina George hat in diesem Jahr den Deutsch-Französischen Freundschaftspreis erhalten. Der mit 3.000 Euro dotierte Preis wird jährlich von der Staatskanzlei des Saarlandes im Rahmen der Homburger Buchmesse „HomBuch“ vergeben. Ausgezeichnet werden „Autoren, die sich besonders um das deutsch-französische Verhältnis bemühen“, wie David Lindemann, Chef der Staatskanzlei und diesjähriger Schirmherr der Messe, erklärt. George, eine Bielefelderin mit französischen Wurzeln, tue dies mit ihrem literarischen Schaffen, beispielsweise dem Roman „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“, betont HomBuch-Organisator Hans-Joachim Burgardt. Die Veranstaltungen der HomBuch fanden in diesem Jahr erstmals über eine ganze Woche verteilt statt, das Fazit der Veranstalter fällt sehr positiv aus: Alle acht Veranstaltungen seien sehr gut besucht, manche davon sogar ausverkauft gewesen.
Lobbyregister veröffentlicht
Der saarländische Landtag hat sein Lobbyregister veröffentlicht. In der laufend aktualisierten Liste werden alle Verbände aufgeführt, die Interessen gegenüber der Landesregierung oder dem Landtag vertreten wollen. Nur wer dort registriert ist, kann beispielsweise in Ausschüssen zu Gesetzesänderungen angehört werden. Öffentlich einsehbar sind nach der Registrierung Name, Sitz und Adresse des Verbandes, von Vorständen und Geschäftsführung. Veröffentlicht werden auch der Interessensbereich, den der Verband vertritt, seine Mitgliederzahl und die Namen verschiedener Verbandsvertreterinnen und -vertreter. Von den Landtagsabgeordneten selbst tauchen im Register zwei Namen auf: SPD-Fraktionsvize Timo Ahr als stellvertretender Bezirksvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes und CDU-Fraktionsvize Jutta Schmitt-Lang als Vertreterin der Landesakademie für musisch-kulturelle Bildung.
Beschlossen worden war das Lobbyregister im März dieses Jahres, um mehr Transparenz zu schaffen.
Aufträge gehen zurück
Die Konjunkturdaten Deutschlands verschlechtern sich weiter, auch wenn Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) von einem Abschwung der deutschen Wirtschaft nichts hören will. Nun hat die die Elektro- und Digitalindustrie im Juli deutlich weniger neue Aufträge erhalten. Die Bestellungen lagen 17,4 Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats, so der Branchenverband ZVEI. Chef-Volkswirt Andreas Gontermann verwies allerdings auf einen statistischen Effekt, weil der Juli 2022 besonders stark gewesen ist. Für den Gesamtzeitraum von bislang sieben Monaten im Jahr 2023 ist der Auftragseingang mit -0,5 Prozent daher auch nur leicht rückläufig, so Gontermann. Dennoch bewerteten die Unternehmen ihre Aussichten im August das fünfte Mal in Folge schwächer als noch im Vormonat. Die negativen Geschäftserwartungen hätten sich so gut wie nicht verändert.
Debatte um Industriestrompreis
Die Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen sind sich einig: Große energieintensive Unternehmen brauchen einen Industriestrompreis, um den Standort Deutschland zu sichern. Bundeskanzler Scholz hingegen sieht das Projekt, wie auch der Koalitionspartner FDP, kritisch. Auch der Bund der Deutschen Industrie lehnt einen Industriestrompreis (auch Brückenstrompreis genannt) nach dem Gießkannen-Prinzip eher ab. Vielmehr sollte die Stromsteuer massiv gesenkt werden, so der BDI. Nun hat sich auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) in die Debatte eingeschaltet. Er geht noch einen Schritt weiter und fordert, die Stromsteuer für alle zu senken, da auch die privaten Haushalte unter den hohen Strompreisen leiden. „Nur ein Dreiklang von dauerhaften Strompreissenkungen, temporären Hilfen in Form von staatlichen Preisgarantien sowie einer schnellstmöglichen Ausweitung der verfügbaren Strommengen wird unseren Unternehmen in Deutschland eine Perspektive geben“, so Berlins Regierender Bürgermeister.
Gutes Corona-Management?
Der Gesundheitsausschuss des saarländischen Landtags hat zwei Tage lang Expertinnen und Experten zu ihrer Einschätzung des Corona-Managements von Land und Bund befragt. Das Fazit: Obwohl die Maßnahmen dazu beigetragen haben, das Land vergleichsweise gut durch die Pandemie zu führen, gibt es einiges an Kritik. Neben der geringen Nachvollziehbarkeit der Regelungen bemängelte man die Datenlage sowie den Umgang mit Kindern und Jugendlichen. Thorsten Lehr, Professor für Pharmazie an der Saar-Uni, kritisiert etwa, dass die Datenbasis oft unzureichend gewesen sei, während sich Konrad Schwarzkopf, Chefarzt der Intensivmedizin des Winterbergkrankenhauses, über den hohen Aufwand zur Datenerhebung mit fragwürdigem Nutzen beklagt. Heftig kritisiert wurde der Umgang mit Kindern und Jugendlichen, beispielsweise, wenn es um Schulschließungen geht. Die Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychatrie der Uni-Klinik in Homburg bezeichnete die Folgen als „fatal“.
Kritik an Grundsicherung
Der saarländische Sozial- und Arbeitsminister Magnus Jung (SPD) hat die von der Ampel geplante Ausgestaltung der Kindergrundsicherung kritisiert. Das tat er im Rahmen einer kurzfristigen Länderanhörung des Bundesfamilienministeriums. Minister Jung begrüßt die Initiative an sich zwar, bemängelte aber, dass diese ihrem eigenen Anspruch einer vereinfachten Antragstellung nicht gerecht werde. Auch die Digitalisierung der Antragstellung könne zwar „prinzipiell effizient sein“, aber dafür nicht unbedingt barrierefrei. Um den Zugang für alle zu gewährleisten, brauche es flächendeckend entsprechende Servicestellen. Zudem zeichne sich ab, dass die Kinderarmut im Saarland durch die geplante Grundsicherung nicht substanziell gemindert werden kann. Hier ist aktuell jedes fünfte Kind armutsgefährdet. Jung fordert: „Die Leistung muss so ausgestaltet sein, dass Kinder vor Armut geschützt werden. Alle Kinder in Deutschland müssen von der Kindergrundsicherung profitieren können.“
G20 erweitert sich
Die Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer haben sich beim G20 Gipfel in Neu-Delhi getroffen. Inhaltliche Schwerpunkte waren dabei unter anderem der Angriffskrieg auf die Ukraine und der internationale Klimaschutz. Zudem wurde bei diesem Treffen die Afrikanische Union (AU) als Mitglied der G20 aufgenommen. Diese vertritt mehrere Staaten, wie auch die bereits den G20 angehörende EU. Die AU besteht aus allen international anerkannten Staaten Afrikas. Bislang war von diesen nur Südafrika Teil der G20.
Deutschland repräsentierten bei dem Treffen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Scholz zieht ein sehr positives Fazit des Gipfels, besonders im Hinblick auf die Ukraine. „Die G20 haben erneut klare Worte gefunden“, betonte er. „Die territoriale Integrität eines Staates wie die der Ukraine kann nicht mit Gewalt von seinem Nachbarn in Frage gestellt werden.“
Das nächste Gipfeltreffen findet in Brasilien statt.
Umfrage
Le Pen im Aufschwung
Marine Le Pen ist derzeit die zweitbeliebteste Politikerin Frankreichs, ihre Partei steigt im Ansehen der Wählenden. Das geht aus einer Umfrage des Instituts Via Voice für die linksliberale Tageszeitung „Libération“ hervor. Demnach erhält Le Pen bei der Politikerbeliebtheit 37 Prozent positive Stimmen in der Kategorie beliebtester Politiker. Ihrer Partei Rassemblement National (RN) schenken 20 Prozent der Befragten ihr Vertrauen, mehr als der Präsidenten- und derzeitigen Mehrheitspartei Renaissance (15 Prozent). Besondere Kompetenz wird der Partei bei den Themen Sicherheit, Einwanderung und Rassismus zugesprochen. Die Umfrage lässt erkennen, dass mehr als ein Drittel der Befragten die linkspopulistische Partei La France Insoumise für gefährlicher halten als den RN. „Dies sind alles Signale, die nicht nur auf eine ‚Banalisierung‘ [des RN], sondern auf eine echte ‚Notabilisierung‘ hindeuten“, erklärt Adrien Broche, Leiter der politischen Forschung bei Via Voice. An der Umfrage nahmen 1.000 Franzosen teil.
Ukraine
Baerbock pocht auf Reform
Kurz vor der UN-Generalversammlung in New York hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zum vierten Mal die ukrainische Hauptstadt Kiew besucht. Bei einem Zusammentreffen mit Präsident Selenskyj bekräftigte Baerbock erneut, dass schnellstmöglich Aufnahmegespräche der Ukraine mit der Europäischen Union anberaumt werden sollten. Sie sagte der Ukraine anhaltende Unterstützung auf dem Weg in die Europäische Union zu, pochte aber auch auf weitere Reformbemühungen etwa im Kampf gegen die Korruption. Die Ukraine verteidige „auch unser aller Freiheit. So wie sich die Ukraine vor uns stellt, kann auch sie sich auf uns verlassen“. Die Ukraine hat seit Juni 2022 den Status eines EU-Beitrittskandidaten. Zuvor definierte die EU-Kommission vor gut einem Jahr sieben Reformprioritäten. Einige dieser Forderungen sind bereits erfüllt worden, so Baerbock. Ein neuer Fortschrittsbericht der EU-Kommission soll im Oktober vorgelegt werden, dann könnte die Kommission auch über Aufnahmegespräche entscheiden, so die Hoffnung auf ukrainischer Seite.
Neue Regeln für Tech-Riesen
Für sechs bekannte Internet-Großkonzerne gelten ab kommendem Jahr strengere EU-Regeln. Um einen faireren Wettbewerb zu ermöglichen, müssen sich Amazon, Meta, der Google-Mutterkonzern Alphabet, Apple, Microsoft und der chinesische Konzern ByteDance, der die Plattform Tiktok betreibt, auf schärfere Vorgaben auf dem europäischen Markt einstellen. Das veröffentlichte die EU-Kommission Anfang September. Diese Konzerne werden als sogenannte Gate-Keeper betrachtet, die von gewerblichen Nutzern gebraucht werden, um Endverbraucher ansprechen zu können. Konkret bedeutet diese Einstufung, dass die Unternehmen zukünftig beispielsweise weniger Einfluss darauf haben, welche Apps auf Geräten vorinstalliert sind. Eine weitere Folge ist etwa, dass Messengerdienste zukünftig untereinander kompatibel sein müssen.
EU-Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton sagte, diese Regelungen gäben den Verbrauchern mehr Auswahl und könnten „Möglichkeiten für kleinere innovative Technologieunternehmen“ eröffnen. Apple kündigte bereits Widerstand gegen die Neuerungen an.
Deutscher Umweltpreis
Die Verleihung des Deutschen Umweltpreises sorgt in diesem Jahr für eine handfeste Überraschung: Als Vorreiterin beim Bauen mit Holz erhält die Unternehmerin Dagmar Fritz-Kramer die Auszeichnung. Fritz-Kramer erhält den Preis für ihre Pionierarbeit in der Baubranche. Ihr Unternehmen setzt bei Neubau und Sanierung von Gebäuden ausschließlich auf den Baustoff Holz. Ein weiterer von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) verliehene Preis geht an die in London tätige und aus Kiel stammende Klimawissenschaftlerin Friederike Otto. Sie wird für ihre Forschung ausgezeichnet, in der sie die Rolle des globalen Klimawandels bei regionalen Extremwetterereignissen untersucht. „Beide Preisträgerinnen beweisen jeweils in ihrem Metier mit herausragender Tatkraft, dass wir keine Zeit im Kampf gegen die Klimakrise verlieren dürfen“, betonte der Generalsekretär der Bundesstiftung, Alexander Bonden.
Klima-Stresstest
Ein schnellerer Übergang hin zur Klimaneutralität birgt für Firmen, Haushalte und Banken viele Vorteile. Dies zeigt der zweite Klimastresstest der Europäischen Zentralbank (EZB). Dieser berechnete die Resilienz von Firmen, Haushalten und Banken in drei Szenarien: In den ersten beiden, einer beschleunigten Transformation und einem „Late-Push“, der erst ab 2026 beschleunigt, werden die Pariser Klimaziele bis 2030 erreicht. Die dritte Alternative, eine verspätete Transformation ab 2026, verfehlt die Ziele. Die wenigsten Risiken birgt mittelfristig die Beschleunigung. In diesem Szenario profitieren Firmen und Haushalte langfristig klar, auch wenn zunächst hohe Investitionen nötig sind. „Wir brauchen entscheidende politische Maßnahmen, um einen schnelleren Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft im Einklang mit den Zielen des Pariser Abkommens zu ermöglichen. In der aktuellen Geschwindigkeit weiterzumachen, wird Risiken und Kosten für die Wirtschaft und das Finanzsystem erhöhen“, sagte EZB Vize-Präsident Luis de Guindos zu den Ergebnissen.