In der Tragikomödie „Weißt Du noch“ (ab 21. September im Kino) spielen Senta Berger und Günther Maria Halmer ein Ehepaar, das sich an die schönen Momente seiner Ehe erinnern möchte. Dafür wählen sie eine ungewöhnliche Methode.
Der heiratet, wünscht sich eine möglichst lange Ehe – alles andere wäre bei einer Vermählung unlogisch. Die Liebe soll für immer halten, in guten wie in schlechten Zeiten. Marianne und Günter haben es geschafft – der 50. Hochzeitstag ist da. Aber längst läuft es nicht mehr gut zwischen den Eheleuten. Senta Berger und Günther Maria Halmer zeigen in dem wunderbaren Kammerspiel „Weißt Du noch“, dass eine Ehe auch ihre Macken hat – und braucht.
Irgendwann in den fünf Jahrzehnten haben Marianne und Günter vergessen, warum sie sich mal ineinander verliebt haben – das wird ihnen schmerzlich bewusst, seitdem die Kinder ausgezogen sind. Tristesse beherrscht den Alltag zwischen Kreuzworträtseln, Einkäufen und Rasenmähen. Und Günter scheint sogar den 50. Hochzeitstag vergessen zu haben, Mariannes extra gebackener Kuchen bleibt unberührt. Tatsächlich jedoch macht sich Günter ebenso viele Sorgen um ihr Miteinander wie Marianne – und besorgt sich eine kleine Wunderpille, die den Erinnerungen wieder auf die Sprünge helfen soll. Wie schön wäre es, sich gemeinsam an die einstige junge Liebe, an abenteuerliche Reisen, an das aufregende Aufwachsen der
Kinder zu erinnern und auch die Gegenwart harmonisch zu genießen. Doch die magische Medizin hat auch Nebenwirkungen.
Regisseur Rainer Kaufmann und Drehbuchautor Martin Rauhaus haben mit „Weißt du noch“ eine feine, kleine Kinogeschichte produziert. Die Handlung spielt fast ausschließlich in dem etwas altbacken eingerichteten Haus von Marianne und Günter, die Dialoge scheinen wie aus dem echten Leben abgeschrieben. Kein Wunder, dass es Kaufmann gelungen ist, für die Hauptrollen zwei der wohl bekanntesten deutschen Schauspieler zu gewinnen. Senta Berger (82) hat für „Weißt du noch“ ihren angekündigten Ruhestand aufgeschoben, und der immer noch vielbeschäftigte Günther Maria Halmer (80) nahm sich gern Zeit für den Dreh. Beide Schauspiel-Altstars kennen sich seit Jahrzehnten. Es war ihnen wohl ein Leichtes, das ältere Ehepaar an seinem etwas schrägen Hochzeitstag zu spielen und zu zeigen, wie sich die Beziehung von Marianne und Günter innerhalb weniger Stunden ändert. Zu Anfang des Films ist da nur wenig Harmonie. Marianne fängt einen kleinen Streit an, weil Günter beim Einkaufen etwas vergessen hat. Günter hingegen ist genervt, weil Marianne versucht, durch viel Gymnastik dem Alter ein Schnippchen zu schlagen. Trotz ihrer inzwischen unterschiedlichen Lebensgewohnheiten nehmen sie die Pille, die ihnen die schönen und gemeinsamen Erinnerungen zurück bringen soll. Anfangs klappt das gut. Sie kramen alte Filmaufnahmen heraus und sehen sich, als sie noch jung waren und die Kinder klein. Aber an die Oberfläche kommt auch, dass Marianne einmal eine Affäre hatte und dass Günter noch immer mit einem Schicksalsschlag hadert.
Geschichte, die Jung und Alt berührt
Wie sich das Miteinander von Marianne und Günter in nur wenigen Stunden entwickelt, zeigt die Kamera durch gut gewählte Einstellungen. Im Bild sind die Senioren fast immer gleichzeitig – jedoch anfangs dennoch jeder für sich. Zum Beispiel, wenn er im Vordergrund die Einkäufe auspackt und sie im Hintergrund sportliche Übungen macht. Und während sie Kuchen backt, kümmert er sich lieber um den defekten Fernseher. Ihre Blicke treffen sich nicht, ihre Worte sind zynisch. Dann aber rücken sie immer näher zusammen, lachen miteinander, weinen zusammen. Am Ende finden sie eine Antwort auf die schwierige Frage nach der gemeinsamen Zukunft.
„Weißt Du noch“ ist vor allem ein Film für das ältere Publikum, das sich womöglich in der gleichen Situation befindet wie Marianne und Günter – oder wenigstens verstehen kann, was den Konflikt zwischen ihnen ausmacht. Aber die Tragikomödie wird auch junge Leute berühren, weil die Geschichte viele Fragen aufwirft. Ist ein Leben planbar? Wie können zwei Menschen den Zauber zwischen ihnen am Leben erhalten? Und wie können Schicksalsschläge bewältigt werden? Grundsätzliche Antworten gibt „Weißt du noch“ nicht, diese muss jeder für sich selbst finden. Aber ein schönes Filmerlebnis ist die Geschichte von Marianne und Günter auf jeden Fall.