Durch Schlager wie „Pack die Badehose ein!“ wurde sie in den 50ern zum Kinderstar und war als Film- und Theaterschauspielerin erfolgreich. Zu ihren Auszeichnungen gehört der Deutsche Schauspiel-Ehrenpreis. Am 28. Oktober wird sie 80 Jahre alt.
Auch mit 80 Jahren sehen viele in Conny Froboess immer noch die achtjährige Berliner Göre, die sich 1951 mit dem von ihrem Vater komponierten Badehosen-Schlager in die Herzen des Nachkriegspublikums gesungen hatte. Noch im gleichen Jahr hatte „die kleine Cornelia“ ihren ersten Filmauftritt, sang bei der Eröffnung der allerersten Berlinale und zierte mit einem Schoko-Lolli das „Spiegel“-Cover. Mitte der 60er-Jahre zog Froboess sich dann weitgehend aus dem Musikgeschäft zurück, das für sie trotz einiger weiterer Hits durchaus auch Schattenseiten hatte: „Meine Kindheit war schwierig. Ich war ein Kind, das immer arbeiten musste“, klagte sie im Vorjahr gegenüber der „Bild“. Zum Glück habe sie öfter Peter Kraus an ihrer Seite gehabt, den die Medien gerne als ihren Liebhaber gesehen hätten, der aber eher als ihr großer Bruder fungierte: „Er hat auf mich aufgepasst. Immer“, erklärt Froboess heute. Bei der Abschiedstournee von Kraus gab es kürzlich ein herzliches Wiedersehen der einstigen Teenie-Stars: Als der „Deutsch-Rocker“ seinen letzten Song anstimmte, sprang Froboess spontan auf die Bühne und küsste ihren langjährigen Freund kurzerhand, weil sie ihn pandemiebedingt längere Zeit nicht mehr gesehen hatte.
Nachdem ihr letztes Album „Die neuen Lieder der Cornelia Froboess“ 1967 erschienen war, widmete die Berlinerin sich ihrer Schauspielkarriere. „Ich hatte mein erstes Engagement in Salzburg und endlich mal mit Gleichaltrigen zu tun“, erinnerte Froboess sich 2015 im Magazin „Der Westen“. Davor hatte sie nämlich überwiegend ältere Leute in ihrem Umfeld: „Ich habe mich immer danach gesehnt, eine von vielen zu sein, in einem Team zu arbeiten“, beschreibt sie das „tolle Gefühl der Geborgenheit“ am Theater, wo sie „endlich Frauen aus der Literatur spielen und nicht immer nur Conny“ sein konnte.
Freundschaft mit Peter Kraus
Neben ihren ersten Bühnenengagements in ernsten Rollen startete Froboess auch in Musik- und Unterhaltungsfilmen, wurde mit Peter Kraus zum medial ausgeschlachteten Teenager-Traumpaar und stand in zahlreichen TV-Serien vor der Kamera. Bekannt wurde sie vor allem ab 1988 durch ihre Rolle als Apothekerin Pia Michaelis in „Praxis Bülowbogen“. Zuvor hatte sie bereits den Ernst-Lubitsch-Preis (1968), den Hersfeld-Preis (1973) und das Bundesverdienstkreuz am Bande (1985) erhalten und war seit 1987 Mitglied der Berliner Akademie der Künste. Auch nach der Jahrtausendwende hielt der Auszeichnungsreigen an: Vom Bayerischen Maximiliansorden und dem Kurt-Meisel-Preis über den Kulturpreis der Bayerischen Landesstiftung und den Berliner Bär (2017) bis zuletzt 2021 zum Ehrenpreis des Deutschen Schauspielpreises fürs Lebenswerk reicht ihre kaum vollständig aufzulistende Trophäensammlung. Ihr bisher letzter Preis sei ihr deshalb so wichtig, „weil er von Schauspielern an Schauspieler verliehen wird. Das macht mich sehr glücklich“, sagte Froboess der „Berliner Zeitung“.
Froboess gilt heute als eine der profiliertesten deutschen Theaterschauspielerinnen und hat ihre künstlerische Heimat in München gefunden, wo sie von 1972 bis 2001 zum Ensemble der Kammerspiele gehörte und seitdem am Bayerischen Staatsschauspiel tätig ist. Trotz ihrer großen Erfolge macht Froboess sich in der medialen Öffentlichkeit rar und gibt nur selten Interviews: „Ich bin müde, über mich selbst zu reden. Ich finde das langweilig“, bekannte sie einmal in der „NDR-Talkshow“. Mit ihrem Mann, dem Theaterleiter und Regisseur Hellmuth Matiasek lebte Froboess zurückgezogen im Alpenvorland in Raubling bei Rosenheim. Das Paar hat die gemeinsamen Kinder Agnes (55) und Kaspar (53) und inzwischen vier Enkel. Zu Hause kann Froboess ihrem alten Hobby frönen: Sie ist seit Kindertagen begeisterte Sammlerin von Büromaterialien und bezeichnet sich selbst als „Papier-Fetischistin“. Ihre Schätze hortet sie daheim und verschenkt sie gelegentlich an Freunde.
Gedichte von Brecht und Cohen
In den vergangenen Jahren meinte es das Schicksal nicht immer nur gut mit Froboess: Innerhalb von drei Jahren ist sie zu Hause zweimal schwer gestürzt und musste sich einer langen Reha unterziehen. Inzwischen hat sie sich jedoch auf die Bühne zurückgekämpft, denn ihren Beruf aufgeben will sie auch mit 80 nicht. Zuletzt war sie 2021 im Kino in „Ostwind – Der große Orkan“ in ihrer Hauptrolle als Maria Kaltenbach zu sehen. Mit dem Altern hat sie kein Problem: „Es ist doch schön, Falten zu sehen und dass das Gesicht lebt – oder gelebt hat“, sagte sie der „Welt“. Heute ist die Grande Dame des deutschen Theaters gelegentlich mit literarisch-musikalischen Lesungen unterwegs, etwa mit den Programmen „Der Droste würde ich gern das Wasser reichen“ oder „Liederliches“ mit Liebesgedichten von Bertolt Brecht bis Leonard Cohen.
Einen besonders tiefen Einschnitt erlebte Froboess, als im Vorjahr ihr Mann nach 53 Ehejahren verstarb. Deshalb sagte sie auch ihr Engagement beim „Jedermann“ in Salzburg ab, wo sie 2023 als Buhlschaft vorgesehen war.