Auch wenn Stiche durch Bettwanzen keine ernste Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen, so sind die blutsaugenden Parasiten doch ungeliebte Plagegeister. Auch in Deutschland sind sie wieder auf dem Vormarsch.
Vor rund 40 Jahren galten Bettwanzen in westlichen Ländern als nahezu ausgestorben. Seit einigen Jahren sind sie jedoch auch hier wieder auf dem Vormarsch. Dabei waren sie laut dem Umweltbundesamt zunächst vor allem ganz massiv in den USA und Australien wieder aufgetreten. Im Oktober wurde aus Frankreich gemeldet, dass die blutsaugenden Plagegeister derart häufig wieder anzutreffen waren, dass sich sogar das Gesundheitsministerium zu einer Stellungnahme genötigt sah. Spätestens ab diesem Zeitpunkt dürfte absehbar gewesen sein, dass sich das Problem nicht mehr geografisch eingrenzen lassen würde.
Oft mit anderen Insekten verwechselt
Bettwanzen sind nach Meinung sämtlicher Experten auch in Deutschland wieder ein Grund zur Beunruhigung. „Sie werden häufig mit vergangenen Kriegszeiten assoziiert“, so das Bundesumweltamt in dem sehr informativen Ratgeber „Bettwanzen. Erkennen, Vorbeugen, Bekämpfen“, „sodass die Gefahr eines Befalls heute von vielen Personen als eher unwahrscheinlich eingestuft wird. Oft werden Bettwanzen auch nicht erkannt beziehungsweise mit anderen Insekten verwechselt, sodass sich ein Befall über längere Zeit hinweg unbemerkt ausbreiten kann.“ Genauere Zahlen über die Ausbreitung der Bettwanzen sind nicht bekannt, da die von ihren Einstichen bei ihren menschlichen Opfern ausgelösten Beschwerden nach aktueller Einschätzung der Forschung sich nicht zu einer Infektionskrankheit entwickeln können und daher auch nicht meldepflichtig sind.
Die Ursachen für das Wiederauftauchen der Bettwanzen sind hinlänglich bekannt. Der länderübergreifende Massentourismus spielt eine wesentliche Rolle, weil die Insekten als blinde Passagiere im Reisegepäck mit nach Hause transportiert werden können. Schon ein einziges befruchtetes Weibchen, das im Laufe seines Lebens im Schnitt 150 Eier produzieren kann, kann ausreichen, um einen gravierenden Insektenausbruch in einem Haushalt auszulösen. Auch in die Migrationsströme können sich Bettwanzen einklinken und sich in Koffern oder Kleidung zu neuen Domizilen führen lassen. Nicht zu vergessen der Gebrauchtwarenhandel: ganz egal, ob es sich dabei um einen Flohmarkt oder um Waren aus dem Internet handelt, um Möbelstücke, Matratzen, Bilderrahmen oder DVD-Hüllen.
Das Bundesumweltamt hat die von den Insekten gebildeten Resistenzen gegen Insektizide als Hauptursache für die weltweite Zunahme von Bettwanzen deklariert. Mit mangelnder häuslicher Hygiene hat ein Befall laut dem Bundesumweltamt nichts zu tun: „Bettwanzen können unabhängig von jeglichen hygienischen Bedingungen vorkommen und treten in den gepflegtesten Räumlichkeiten auf.“ Aufgrund der Verbreitungsweise können neben Privathaushalten insbesondere Örtlichkeiten mit hoher Personenfluktuation wie Hotels oder Gemeinschaftseinrichtungen aller Art, aber auch Gesundheitsinstitutionen sowie Transportmittel wie Bahnen oder Flugzeuge von Bettwanzenbefall besonders stark betroffen sein.
Bettwanzen haben sich im Laufe der Evolution perfekt an ihre Lebensanforderungen angepasst. Sie haben ihre Flügel verloren, ihre Augen sind verkümmert, ihr flacher, stark abgeplatteter Körper erlaubt das Verstecken in engsten Ritzen. Die ausgewachsenen Tiere, die optisch an einen Apfelkern erinnern, sind rötlich-braun gefärbt. Die Weibchen erreichen eine Größe von 4,5 bis 8,5 Millimeter, die Männchen sind mit vier bis 6,5 Millimetern etwas kleiner. Die Lebenserwartung der Bettwanzen liegt bei etwa sechs Monaten. Im Laufe ihrer Entwicklung zum Adultstadium müssen sich die Tiere aus milchig-weißen Eiern über verschiedene Wanzenstadien insgesamt fünfmal häuten, wobei für jede einzelne Häutung unbedingt ein Saugen von frischem Blut nötig ist. Hauptwirte sind Menschen, aber auch Haustiere können ihnen als Blutquelle diesen. Erwachsene Bettwanzen können im Extremfall sehr genügsam und widerstandsfähig sein, weil sie sogar ein mehrmonatiges Hungern überstehen können. Bettwanzen geben einen nach Bittermandel riechenden Duftstoff ab, der allerdings von Menschen nur vergleichsweise selten erschnuppert werden kann.
Zum Blutsaugen verlassen die Parasiten ihre in Bettnähe gelegenen Verstecke eigentlich nur nachts. Wenn man sich nicht intensiv nach ihnen auf die Suche macht, wird man sie im Bett, im Lattenrost, in Matratzen, aber auch hinter Lichtschaltern, Tapeten, Bildern oder Scheuerleisten kaum so einfach entdecken können.
Nur einem geschulten Auge werden Kotspuren in Gestalt von schwarzen Punkten auffallen, deutlich offensichtlicher können da schon Häutungshüllen oder winzige Blutflecke auf der Bettwäsche sein. Häufig wird der Einstich der Bettwanzen von den Betroffenen zunächst nicht wahrgenommen. Laut dem „Deutschen Ärzteblatt“ kann das folgende Saugen zwischen fünf und zehn Minuten dauern, „wobei sie oft mehrmals zustechen, da sie nicht immer ein Gefäß treffen. So können ganze ‚Wanzenstraßen‘ entstehen, die Stiche können aber auch ungleichmäßig gruppiert zusammenstehen.“ Allerdings können die Stiche, die meist an Körperstellen erfolgen, die beim Schlaf nicht bedeckt sind, vor allem also an Armen, Schultern und eventuell auch an freigestrampelten Beinen, durchaus auch einzeln auftreten.
Die anschließende Hautreaktion kann von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ausfallen. Typisch ist die Ausbildung von juckenden und geröteten Pusteln, deren Durchmesser laut Bundesumweltamt „wenige Millimeter bis einige Zentimeter“ betragen kann. Auch kann es alternativ zur Entstehung von Blasen oder Quaddeln kommen. Oftmals treten die Hautreaktionen zeitlich verzögert auf, sogar mehr als eine Woche ist möglich. Unkomplizierte Bettwanzenbisse verheilen im Laufe von ein bis zwei Wochen, rezeptfreie oder verschreibungspflichtige Mittel wie Kortisonsalben können den Juckreiz lindern. Nur bei einer starken Infektion, meist als Folge von Kratzen, ist die Einnahme von Antibiotika empfehlenswert. Da Bettwanzen blutsaugende Insekten sind, könnten sie theoretisch auch Krankheitserreger übertragen. Allerdings konnte dies bislang noch nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden, ein entsprechendes Risiko wurde daher vom Bundesumweltamt „als äußerst gering“ eingestuft.
Bei Befall am besten Profis einschalten
Sollte im eigenen Haushalt der Verdacht auf einen Bettwanzenbefall vorliegen, sollte laut Bundesumweltamt unbedingt ein professioneller Schädlingsbekämpfungsdienst eingeschaltet werden. Nur dieser könne einen sicheren Befund erstellen und auch nur von diesem können wirksame Maßnahmen wie Einsatz von Insektiziden oder Wärmebehandlungen durchgeführt werden. Von einer Bekämpfung der Bettwanzen in Eigenregie, womöglich durch Verwendung von im Internet angebotenen Substanzen, rät das Bundesweltamt dringend ab, weil sinnlos.
Die zum Einsatz kommenden Pestizide, bei denen es sich um sogenannte Biozide handelt, müssen eine Langzeitwirkung haben. Nach etwa zwei bis drei Wochen muss eine Nachkontrolle erfolgen und gegebenenfalls eine Wiederholung der Prozedur durchgeführt werden. Das Ganze kann sich über Wochen hinziehen und sollte neben dem direkten Besprühen der Insekten auch das Ausbringen sogenannter Insektizidbarrieren enthalten, weil die chemischen Mittel die Eier der Bettwanzen nicht zerstören können. Die erst nach dem Besprühen geschlüpften Tiere können beim Durchqueren dieser Barrieren ebenfalls getötet werden.
Seit einigen Jahren werden Bettwanzen professionell aber auch durch thermische Methoden erfolgreich bekämpft. Wobei die betroffenen Räumlichkeiten zunächst perfekt isoliert und anschließend zwischen zwölf und 48 Stunden lang auf 50 bis 60 Grad erwärmt werden müssen.
Befallene Kleidungsstücke sollten möglichst bei 60 Grad gewaschen oder im Wäschetrockner bei gleicher Temperatur Bettwanzen-frei gemacht werden. Hitze-unempfindliche Gegenstände können, gut verpackt, die Wanzen durch einen einstündigen Aufenthalt im Ofen bei rund 60 Grad loswerden. Für Sperriges kann der Schädlingsbekämpfer ein Wärmezelt aufbauen. Auch durch drei Tage dauernde Kältebehandlungen in Tiefkühlfach oder Tiefkühltruhe bei minus 18 Grad lassen sich vorab in Plastiktüten sicher verpackte Gegenstände von Bettwanzen befreien.
Als wichtigste Vorbeugemaßnahme wird dazu geraten, Bettwanzen erst gar nicht in die eigenen vier Wände gelangen zu lassen. Bei Reisen sollten daher die Gepäckstücke immer verschlossen und in möglichst weitem Abstand vom Bett aufbewahrt werden. Schränke nur nach sorgsamer Inspektion benutzen. Befallene Hotelzimmer sollten möglichst sofort verlassen werden. Nach der Rückkehr sollten bei kleinstem Verdacht sämtliche Gepäckstücke in der Badewanne genauestens überprüft werden. Auch ungetragene Kleidung vorsichtshalber bei 60 Grad waschen. Gebrauchtwaren sollten vor dem Erwerb gründlich auf Bettwanzen oder deren Spuren abgesucht werden, was auch für Secondhand-Klamotten gelten sollte.