Wer die Debatten und Vorwahlen übersteht, kommt auf den Wahlzettel: Das amerikanische Vorwahlsystem besitzt einen festen, von den Parteien und Staaten bestimmten Terminkalender.
Ein Jahr noch bis zur Wahl, aber das ist für beide Parteien und die Kandidaten gefüllt mit Terminen: Spenden sammeln, Reden halten, Wahlkampfauftritte absolvieren. Im Oktober haben 170 Kandidaten der Demokraten Unterlagen eingereicht, um in den demokratischen Vorwahlen gegen Joe Biden anzutreten. Die meisten tauchen aber nie auf dem Wahlzettel auf. Nur zwei Gegenkandidaten haben derzeit das Potenzial, in den offiziellen Vorwahlen der Demokratischen Partei in den jeweiligen Staaten gegen den Amtsinhaber antreten zu können: Marianne Williamson und Dean Phillips. Tatsächlich überlegt nach Medienberichten allerdings auch der Senator von West Virginia, Joe Manchin, ob er gegen Biden in den Ring steigen möchte. Entschieden hat er sich jedoch noch nicht.
Wer die notwendigen Unterlagen fristgerecht eingereicht hat, Spendengelder einsammelt, Werbezeit bei Fernsehkanälen einkaufen und sich so einem noch breiteren Publikum vorstellen kann, landet auf den Wahlzetteln der Vorwahlen. Darin bestimmen beide Parteien intern ihre Kandidaten. Dieser Vorwahlmarathon beginnt im Bundesstaat Iowa am 15. Januar und zieht sich hin bis in den Sommer. An einem Tag im März, dem sogenannten Super Tuesday, wählen die Parteien in gleich 15 Bundesstaaten ihre Kandidaten gleichzeitig. Parteiinterne Debatten der demokratischen Kandidaten gibt es bislang keine. Das Democratic National Committee, die Parteiplattform der Demokraten, hat bereits seine volle Unterstützung für Joe Biden ausgesprochen. Dies hatte Marianne Williamson bereits kritisiert. Ernsthafte Chancen gegen Joe Biden hat sie kaum. (Dean Phillips, der vor allem wegen Bidens schlechter Umfragewerte angetreten ist, hatte erst kurz vor Redaktionsschluss die notwendigen Papiere eingereicht, Anm. d. Red.).
Achtungserfolge für Nikki Haley
Das Feld der republikanischen Kandidaten ist zwar weitaus breiter mit möglichen hochprofilierten Kandidaten aufgestellt, einer jedoch führt mit weitem Abstand in Sachen Popularität und Spendengeldern: Donald Trump. Gegenwind erhält er regelmäßig in den Debatten, die Trump einfach auslässt, und über die Kurznachrichtenplattform X von Chris Christie. Der Ex-Gouverneur von New Jersey gilt mittlerweile als härtester Trump-Kritiker in der Kandidatenriege. Daher werden ihm auch keine großen Chancen eingeräumt. Ex-Vizepräsident Mike Pence und der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, vermögen die Massen nicht zu mobilisieren. Doug Burgum, Gouverneur von North Dakota, und der Pastor und Unternehmer Ryan Binkley gelten als zu unbekannt, Asa Hutchinson, Ex-Gouverneur von Arkansas, als zu moderat. Tim Scott galt lange als ein Hoffnungsträger der Partei, doch Trumps Schatten ist zu lang und zu erdrückend. Nikki Haley, lange Zeit nur einstellig in den Umfragen, erlebt derzeit einen Höhenflug. Chancen im Vergleich zur aktuell gewaltigen Zustimmung für Trump hat sie kaum, solange Trump im Rennen bleibt. Und dann ist da noch Vivek Ramaswamy. Der Unternehmer gefällt sich in der Rolle des „kleinen“ Trump. Gegen das Original wird er kaum ankommen.
Je nach Staat haben mögliche weitere Kandidaten noch Zeit, um ihre Unterlagen einzureichen und sich bei der Bundeswahlkommission einzuschreiben. Im Juni enden die Vorwahlen, der Wahlkampf nimmt Fahrt auf. Gewählt wird dann am 5. November 2024.