Die deutsche Hotellerie und Gastronomie findet ihren Nachwuchs vermehrt im Ausland. Denn von der Ausbildung hierzulande erhoffen sich auslĂ€ndische NachwuchskrĂ€fte die besten Chancen in ihrer beruflichen Zukunft. Entsprechend hoch ist ihr Anteil, zum Beispiel in den Hotels der Victorâs Group.

âWir können immer mehr Auszubildende verzeichnenâ - Foto: Jennifer Weyland

Es sind meistens die kleinen Dinge, die die auslĂ€ndischen Azubis der Victorâs Group an ihrer Arbeit schĂ€tzen: entspanntes Arbeiten, gute UnterstĂŒtzung, dass man jeden Tag mit neuen Menschen zu tun habe, eine neue Sprache lerne. Viele kommen aus anderen LĂ€ndern nach Deutschland, weil die Ausbildung in Hotellerie und Gastronomie hierzulande als eine der besten gilt â und weil Agenturen im Auftrag von Unternehmen und Hotels stĂ€ndig nach neuen Talenten aus aller Welt Ausschau halten.
Neue Talente aus aller Welt
Der Bedarf an FachkrĂ€ften ist auch bei Victorâs hoch, entsprechend blickt die Unternehmensgruppe auch ĂŒber die Grenzen Deutschlands hinaus, um sich personell in den Hotels zu verstĂ€rken. âUnsere gröĂte Herausforderung ist derzeit, passende und motivierte FachkrĂ€fte zu findenâ, sagt Irakli Gogadze. Er ist Regionaldirektor der saarlĂ€ndischen Victorâs Residenz-Hotels. âZum einen besuchen wir die Schulen und laden SchĂŒler zu uns ein, damit sie einen ersten Eindruck vom Beruf und dem Arbeitsfeld erhalten.â Das Interesse fĂŒr die Branche scheint zu wachsen, âwir können immer mehr Auszubildende verzeichnenâ, so Gogadze.âMit auslĂ€ndischen Mitarbeitern haben wir sehr gute Erfahrungen gemachtâ, sagt Gogadze. âHier arbeiten wir mit mehreren Agenturen zusammen, die uns die neuen Kolleginnen und Kollegen vermitteln. Mittlerweile ist die HĂ€lfte unserer Mitarbeiter aus dem Ausland.â Eine Herausforderung sei immer die deutsche Sprache. âAber hier bieten wir Deutschkurse an, damit sie die Sprache schnell erlernen und verbessern.â
Die HĂŒrden sind oft dieselben: Vor dem Flug nach Deutschland, um eine Ausbildung im Hotelfach antreten zu können, stehen oft bĂŒrokratische und rechtliche HĂŒrden und gelegentlich die Sprachbarriere. Aber mit der Hilfe des ausbildenden Unternehmens werden diese HĂŒrden kleiner.
âIch möchte in diesem Beruf Karriere machenâ, sagt etwa Tolbjon Sodikov aus Usbekistan. âDenn dieser Beruf ist immer gefragt.â Vor zwei Jahren kam er durch ein Au-pair-Programm nach Deutschland und ist zur Ausbildung im Hotelfach geblieben. Hier bekomme er die UnterstĂŒtzung, um Schritt fĂŒr Schritt all das zu lernen, was er fĂŒr seinen kĂŒnftigen Beruf benötigt. Die Kollegen seien nett und hilfsbereit, sagt Sodikov. Deutschland schĂ€tzt er wegen des Friedens, der Freiheit und des sozialen Zusammenhaltes.


Mingchen Lyu schĂ€tzt das Leben in Deutschland, hier sei es entspannter als in seiner Heimat China. Vor drei Jahren kam er ins Land, um sich ausbilden zu lassen. âMir gefĂ€llt es, jeden Tag mit unterschiedlichen Menschen zusammenzutreffenâ, sagt er. âAn meinem ersten Arbeitstag war ich nervös. Aber die Kolleginnen und Kollegen waren sehr hilfreich.â
Mohamed Taha Abdelkarim hat bereits in der Gastronomie und Hotellerie in seiner Heimat Ăgypten gearbeitet. Jetzt will er sich darin in Deutschland ausbilden lassen. âIch bin seit Januar hier in Deutschlandâ, sagt Taha Abdelkarim, âund mag den Kontakt mit Menschen.â Von Kollegen und Vorgesetzten habe er groĂe UnterstĂŒtzung bekommen. In Deutschland sei er sehr zufrieden.
Mehr Möglichkeiten und Berufschancen
Hasimbolana Rasoamiandriniaina und Allessandro Caridad Rafixon kommen aus Madagaskar. âWir möchten weiter unsere Ausbildung als HotelfachkrĂ€fte im Best Western Victorâs Residenz-Hotel Rodenhof absolvieren und stellen uns unsere Zukunft im Hotel- und GaststĂ€ttengewerbe vorâ, sagt Rasoamiandriniaina. Deshalb haben beide in Madagaskar bereits Sprachen gelernt: Englisch, Deutsch, Französisch. Deutschland schĂ€tzen beide, weil âdie Sicherheit besser ist als in vielen anderen LĂ€ndernâ. AuĂerdem gebe es hier mehr Möglichkeiten und Berufschancen, die QualitĂ€t der AbschlĂŒsse sei gut. âWir sind neugierige Menschen, wir kommunizieren gern und uns gefĂ€llt die Tatsache, hier neue BrĂ€uche und Kulturen kennenzulernenâ, sagt Allessandro Rafixon. âAm Anfang war es ein bisschen kompliziert mit dem Dialekt im Saarland, aber meine Kolleginnen und Kollegen haben mir geholfen, mich daran zu gewöhnen.â Beide trĂ€umen von einem eigenen Hotel oder einer Bungalow-Ferienanlage in ihrer Heimat Madagaskar.
Auch Fitia Andriantahiana stammt aus dem subtropischen Inselstaat vor der OstkĂŒste Afrikas. âDeutschland hat ein sehr gutes Ausbildungssystem, deshalb habe ich mich entschieden, meine Ausbildung hier zu machen. Ich habe die Gastronomie gewĂ€hlt, weil ich gerne mit Menschen arbeite. FĂŒr mich ist die Gastronomie ein guter Beruf, weil ich hier die Möglichkeit habe, Menschen aus verschiedenen Kulturen und Nationen kennenzulernen.â Sie ist seit April in Deutschland. âIch bin sehr zufrieden, weil ich hier in Deutschland viel entdecken kann. Ich lerne viel in meiner Ausbildung, und es gibt auch viele interessante SehenswĂŒrdigkeiten in Deutschland. AuĂerdem sind die Menschen hier sehr nett und sehr hilfsbereit.â Zu Beginn war es sehr stressig, alles war neu, die Sprache nicht so einfach. âAber Gott sei Dank sind die Mitarbeiter und Vorgesetzten sehr freundlich, helfen mir und geben mir Tipps fĂŒr die Arbeit. Mit der Zeit wurde ich auch sicherer und habe mich an das Land und die Menschen hier gewöhnt. Jetzt fĂŒhle ich mich sehr wohl hier.â


Fitia Andriantahiana ist Auszubildende im Victorâs Seehotel WeingĂ€rtner. Mit ihr arbeitet auch Mohammed Bakkali aus Marokko. âIch könnte in meinem Heimatland die gleiche Ausbildung machen, aber die Ausbildung ist fast nur Theorie und wenig Praxis, ganz anders als in Deutschland. Die Ausbildung in Deutschland wird auch ĂŒberall anerkannt. AuĂerdem möchte ich andere Kulturen kennenlernenâ, sagt er. Bakkali schĂ€tzt die Zusammenarbeit im Team und den vielseitigen Beruf. âJeder Tag bringt etwas Neues. Und der Beruf hat Zukunft.â Er kam im MĂ€rz nach Deutschland. âIch bin sehr zufrieden, weil ich ein anderes Land und seine Sprache kennenlernen und mich beruflich weiterentwickeln kann.â Die Erfahrungen sind gut, auch weil er viel UnterstĂŒtzung von den Kollegen und Hoteldirektorin Cindy Manfra erfĂ€hrt, sagt er.
âAlles braucht seine Eingewöhnungâ, sagt Manfra, âund wenn man mit Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Nationen zusammenarbeitet, muss jeder einen Schritt auf den anderen zugehen.â Sprachprobleme gibt es, aber âim Zeitalter der modernen KommunikationsgerĂ€te ist dies kein Problem mehrâ.
âWir reden viel miteinanderâ
Das Ziel sei es, dass sich die auslĂ€ndischen Mitarbeiter âwohlfĂŒhlen, sich als Teil des Teams integrieren und auch unsere Sprache lernen, denn nur so kann das Miteinander â auch auf privater Ebene â funktionieren.â Im Hotel arbeiten Mitarbeiter aus vielen Nationen, Madagaskar, Bulgarien, Albanien, RumĂ€nien, Tunesien, Marokko und anderen. âUnsere Mitarbeiter haben verstanden, dass wir ohne Nachwuchs aus dem Ausland in der Branche langfristig nicht bestehen können und sehen auch, dass dies im tĂ€glichen GeschĂ€ft vieles erleichtert.

Auch Manfra sieht den FachkrĂ€ftemangel derzeit als eine groĂe Herausforderung fĂŒr die Branche an. âWir stellen schon seit geschĂ€tzt 30 Jahren Mitarbeiter aus dem Ausland ein, die letzten Jahre ist die Zahl allerdings stark gestiegen; neu sind jetzt auch Auszubildende aus dem Ausland.â Internationale Mitarbeiter sind also keine Seltenheit mehr, auch wenn dies viele juristische Anforderungen erfordere.
Auch Hoteldirektorin Melanie Buschbacher vom Best Western Victorâs Residenz-Hotel Rodenhof zeigt sich sehr zufrieden mit den Leistungen der Azubis. âIch erhalte stĂ€ndig nur positives Feedbackâ, sagt Buschbacher. Der Wille sei ein anderer, fĂŒr und in der Ausbildung, ob Hotelfachfrau, Hotelfachmann oder Koch. âDiese jungen Menschen verlassen ihr Land, ihre Familien, Freunde und stellen sich einer groĂen Herausforderung.â Sie sei stolz auf diese jungen Menschen und stelle sich gerne jeden Tag auf jeden Einzelnen individuell ein.Â
Das schlieĂt natĂŒrlich auch die deutsche Sprache mit ein. âWir reden viel miteinanderâ, sagt sie. In Zukunft brauche es solche, ja brauche es genau diese jungen Menschen. âSie wollen diesen Beruf unbedingt. Unser Plan ist, die beste und ausgewogenste Ausbildung zu ermöglichen und, im Anschluss an die bestandene AbschlussprĂŒfung, die Ăbernahme. Somit wĂ€chst unsere Familie. Und das ist doch eine recht einfache Herausforderung.âÂ