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WAS MACHT EIGENTLICH...

Katja Ebstein trat nicht nur im TV auf, sondern tourte mit ihren Bühnenshows auch durch die Welt
Foto: picture-alliance / dpa

… Katja Ebstein?

Ihre Songs wie „Wunder gibt es immer wieder“ gehören zu den deutschen Evergreens. Drei Top-Platzierungen beim ESC machten sie zum internationalen Star. Heute tritt die politisch engagierte 78-Jährige mit Bühnenprogrammen auf und kümmert sich um ihre Stiftung.

Katja Ebstein ist seit mehr als 50 Jahren im Musikgeschäft, veröffentlichte mehr als 30 Alben und wurde mit nationalen und internationalen Preisen überhäuft. Mit großer Bescheidenheit ist sie konsequent ihren Weg vom Schlager zum anspruchsvollen Lied gegangen. Als Studentin sei sie zwar „mehr an Forschung als am Showbusiness“ interessiert gewesen, habe aber immer schon „irgendwas im künstlerischen Bereich“ machen wollen. „Schon als Jugendliche wusste ich, es wird um Kunst gehen, die sich sozial und politisch engagiert“, bekennt sie auf ihrer Website. 

In ihren musikalischen Anfängen war Ebstein deshalb bereits in der Studenten- und Friedensbewegung aktiv und unterstützte 1972 Willy Brandt in seinem Wahlkampf  um die Kanzlerschaft. Ihr künstlerischer Erfolg hinderte sie nicht daran, sich bis heute weiter politisch und gesellschaftlich zu engagieren: Schon 2003 protestierte sie gegen den Irak-Krieg. Sie war 2012 Unterzeichnerin eines „Appells für die Rettung von Menschen in Europa“, unterstützte 2013 im Bundestagswahlkampf die Partei Die Linke und ist heute Mitglied der globalisierungskritischen Organisation „Attac“. Besonders setzt sie sich für sozial Schwache ein: 2004 gründete sie die Katja Ebstein Stiftung, die gegen Kinderarmut kämpft. Außerdem ist sie seit über 15 Jahren Patin eines Dorfentwicklungsprojekts in Mali, unterstützt den Bau von Häusern für arme Bevölkerungsteile in Peru und vermittelt Patenschaften für dortige Waisenkinder. 

Katja Ebstein zu Gast beim 14. Deutschen Musikautor*innenpreis der Gema 2023 im Berliner Hotel The Ritz-Carlton
Katja Ebstein zu Gast beim 14. Deutschen Musikautor*innenpreis der Gema 2023 im Berliner Hotel The Ritz-Carlton - Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress

Unterstützerin der Linken

Seit 2012 ermöglicht sie Kindern einkommensschwacher Familien Ferienaufenthalte auf der Nordseeinsel Amrum. Daraus entstand ihre „Aktion für Kinder und umweltgeschädigte Jugendliche“, mit der sie für die Verbesserung der Zukunftschancen nachfolgender Generationen kämpft: „Die Zukunft unserer Gesellschaft muss enkeltauglich sein“, betont Ebstein, die deshalb auch für das Engagement beispielsweise von Fridays for Future viel Verständnis zeigt: „Die Straße ist ein legitimes Mittel, seinen Willen zu bekunden“, betonte sie kürzlich in der Illustrierten „Bunte“. Als Mitglied des Vereins „Künstler für Christus“ sammelt Ebstein auch in musikalischen Benefiz-Gottesdiensten Geld für verfolgte Christen. Aufgrund ihres vielfältigen Engagements erhielt sie 2008 das Bundesverdienstkreuz am Bande und nahm 2017 im Auftrag des brandenburgischen Landtags in der Bundesversammlung an der Wahl des Bundespräsidenten teil.

Ebstein hat immer dagegen angekämpft, in die Schnulzenschublade gesteckt zu werden. Lieber wollte sie politische, literarisch anspruchsvolle Lieder singen und bleibt dieser Einstellung bis heute treu. Sie steht immer noch sehr präsent auf der Bühne, auch wenn ihr Publikum inzwischen nicht mehr so große Hallen füllt wie zu Glanzzeiten. In ihrem Programm „Gestern – Heute – Morgen“ konnte ihr Publikum sie musikalisch zuletzt „quer durch alle Musikstile bis hin zu den Hits, die alle kennen“ erleben. Sonst sei sie „ständig in politisch-kabarettistischen Theaterkonzerten unterwegs, wo es sich um Gott und die Welt handelt!“ Oft setzt sie dabei auch Gedichte von Droste-Hülshoff, Brecht, Heine, Kästner oder Tucholsky musikalisch um. Ähnlich sozialpolitisch anspruchsvoll war schon 2008 ihr Solo-Programm „Na und – Wir leben noch!“, das ihr kurz darauf verstorbener Mann Klaus Überall für sie geschrieben hatte. Mit dem Verlust ihres langjährigen Ehepartners („Mein Lieblingsmensch!“) hatte Ebstein lange zu kämpfen und findet es bis heute unvorstellbar, noch mal eine neue Liebe zu finden. Aber sie hat sich inzwischen mit diesem Schicksal abgefunden und lebt meist zurückgezogen bei München oder auf Amrum. „Hier ist mein Refugium. Hier geht mein Herz auf“, schwärmt sie von der Nordseeinsel, wo sie in den 70er-Jahren ein Haus kaufte und seitdem bei langen Spaziergängen abschaltet.

Menschen zum Mitdenken bringen

Die „Brillenträgerin 2021“ mit den immer noch markanten roten Haaren, die in den 80er- und 90er-Jahren auch als Theaterschauspielerin tätig war, kehrt ab und zu ins Fernsehen zurück, wo sie früher mit eigenen Musikshows für gute Unterhaltung sorgte. So belegte sie 2007 bei „Let’s Dance“ den zweiten Platz, trat 2019 im „ZDF-Fernsehgarten“ auf und saß zuletzt im Mai 2023 in der deutschen Jury des ESC. Da der dreimal sehr erfolgreichen ESC-Teilnehmerin dieser Song-Wettbewerb heute „zu elektronisch“ ist, kann sie sich einen weiteren Start nicht mehr vorstellen: „Es fehlt Menschliches und handgemachte Musik.“ 

Dennoch wolle sie weiter Konzerte geben, „solange meine Arbeit Sinn macht und die Menschen mich verstehen!“ Sie will weiter mit ihrer Arbeit Menschen zum Mitdenken und zur Übernahme von demokratisch- freiheitlicher Verantwortung animieren. Ansonsten liebe sie ihre Freiheit und versuche, ihre vielen Ideen privat und beruflich zu verwirklichen. Sie arbeite gerne in ihrem japanisch angelegten Garten und an ihrem Buchprojekt über Menschen, die sie durch ihr Wirken geprägt haben. 

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