Der 1. FC Kaiserslautern verliert nach Führung letztlich verdient mit 1:2 bei Wehen Wiesbaden. Die Tabellenspitze rückt in weite Ferne. Die Länderspielpause soll Klarheit bringen.
Die Geschichte der ersten Halbzeit des Zweitliga-Spiels zwischen dem SV Wehen Wiesbaden und dem 1. FC Kaiserslautern ist schnell erzählt. Bis zur 39. Minute hatte die ausgeglichene Partie keine Glanzlichter und keine echten Torchancen zu bieten. Mit dem ersten Schuss aufs Tor dann die Lauterer Führung: Marlon Ritter fiel ein versprungener Ball im Wiesbadener Strafraum vor die Füße und der Lauterer Angreifer versenkte ihn ohne zu zögern in der linken, unteren Ecke. Kurz vor der Pause bot sich Wiesbadens Ivan Prtajin die Riesenchance zum Ausgleich, doch aus kurzer Distanz beförderte er den Ball neben das Tor. Ähnlich überraschend, wie der Führungstreffer fiel der Ausgleich, denn die Pfälzer begannen die zweite Hälfte dominant. Doch nach einer zunächst geklärten Wiesbadener Ecke kam Thijmen Goppel an den Ball, konnte seelenruhig in die Mitte marschieren und aus 20 Metern abziehen. Seinen halbhohen Schuss fälschte Nikola Soldo unhaltbar ins eigene Tor ab. Und auch die Wiesbadener Führung entstand aus einem abgefälschten Ball: Einen Freistoß von Robin Heußer aus 22 Metern bekam Prtajin an die Brust, von dort prallte der Ball unhaltbar in die rechte Ecke. Die folgenden Lauterer Angriffsbemühungen verteidigten die Wiesbadener souverän.
Trainer Dirk Schuster sah das Pech für seine Mannschaft bei beiden Gegentoren, bemängelte aber auch den Auftritt seiner Elf. Nach der Länderspielpause hofft der Coach auf den ein oder anderen Rückkehrer: „Die Länderspielpause kommt für uns vielleicht zu keinem unglücklichen Zeitpunkt. Wir müssen uns schütteln und die letzten drei Spiele verarbeiten. Und hoffen, dass der eine oder andere verletzte Spieler dann zurückkommt, denn auch das macht sich bemerkbar“, so Schuster. Das Spiel in Wiesbaden verlief absolut nicht nach Plan für die Roten Teufel: „Wir haben uns das Spiel heute anders vorgestellt. Wir wussten, dass Wehen Wiesbaden einen sehr körperbetonten und taktisch disziplinierten Fußball spielt und gefährlich bei Standards ist. Der Gegner war griffiger und agiler bei Zweikämpfen. Trotzdem sind wir mit der ersten Chance in Führung gegangen. Defensiv haben wir aus dem Spiel wenig zugelassen.“ Schuster fasste dann schlussendlich zusammen: „Aber im Passspiel waren wir sehr fehlerbehaftet und nicht mit dem richtigen Zutrauen. Zur zweiten Halbzeit sind wir besser aus der Kabine gekommen. Das war unsere beste Phase, und da haben wir direkt den Ausgleich kassiert. Das waren heute zwei sehr unglückliche Gegentore, bei denen man niemandem einen Vorwurf machen kann. In der Entstehung der Treffer hätten wir es aber besser machen können. Am Ende haben wir noch einmal versucht, Druck aufzubauen. Aber es ist sehr schwierig, sich hier große Chancen herauszuarbeiten.“
Probleme im Passspiel
Startelf-Rückkehrer Philipp Klement sah viele inhaltliche Mängel im Spiel der Lauterer. Der Spielmacher möchte keine Ausrede gelten lassen, aber auch nicht von einer Krise sprechen: „Am Ende waren es zwei unglückliche, abgefälschte Tore. Aber mit unserer Leistung haben wir heute nicht mehr verdient. So ehrlich sollten wir zu uns selbst sein. Das war zu wenig.“ Mit den Fehlern, die der Coach ansprach, hatte auch Klement seine Probleme: „Wir hatten viele schlechte Ballannahmen, viele schlechte Pässe. Dadurch kam das Spiel immer wieder ins Stocken. Deshalb sah offensiv vieles nach Stückwerk aus. Bis auf das Tor hatten wir keine großen Torchancen. Es ist mir aber zu einfach zu sagen, dass man nach solchen Highlight-Spielen Zeit brauche, um wieder auf Tour zu kommen. Da muss schon jeder so bereit sein, um auch gegen Fürth oder Wiesbaden so zu spielen, um punkten zu können. Ich habe aber auch nicht das Gefühl, dass in der Mannschaft eine Müdigkeit drin ist.“ Von einer Krise will Klement jedoch nichts hören: „Wir müssen inhaltlich besser werden bei der Ballannahme und beim Passspiel. Auf das Mentale will ich das nicht schieben. Vor zehn Tagen war noch alles super. Jetzt haben wir zweimal verloren, und dann soll gleich eine Krise da sein. Das geht mir immer ein bisschen zu schnell.“
Torhüter Julian Krahl war mit der defensiven Leistung seines Teams grundsätzlich einverstanden, haderte als Keeper aber mit den beiden Gegentoren: „Die beiden Gegentore kotzen mich ganz schön an. Wir haben es defensiv aus dem Spiel heute besser gemacht. Und dann bekommt man so zwei Tore. Das ist einfach bitter, wenn man zwei von dieser Sorte bekommt. Wiesbaden ist keine schlechte Mannschaft. Und das Spiel war auch in der zweiten Halbzeit insgesamt ausgeglichen. Aber so ist die Liga. Es geht mir gar nicht um die Null. Es geht mir darum, dass wir besser spielen müssen, um die Punkte zu holen, die wir haben wollen.“
Mit Blick auf die Arbeit während der anstehenden Länderspielpause kündigte der FCK-Trainer daher ein klares Ziel an: „Im Passspiel muss die Konzentration weiter hochgefahren werden.“ Im Idealfall will und kann Kaiserslautern bereits im nächsten Heimspiel gegen Holstein Kiel „wieder besser von hinten raus Fußball spielen“, wie Schuster sagte.
„Am Ende ist es natürlich unglücklich, wie wir das Spiel verlieren – das sind zwei abgefälschte Tore, die dann auch mit Glück zu tun haben“, sagte FCK-Profi Jan Elvedi. Der Abwehrspieler meinte aber auch: „Wir haben ein Spiel gemacht, über das wir sagen müssen: An allen Ecken und Kanten hat ein bisschen was gefehlt. Wir gehen nicht den letzten Meter.“ Und das ist eigentlich etwas, was den FCK in den erfolgreichen Spielen starkgemacht hat. Schuster wird dafür sorgen, dass es nach der Länderspielpause wieder passt.