Mit 21 Punkten nach 13 Spielen legt die SV Elversberg bisher eine überragende Saison in der Zweiten Liga hin. Highlights waren vor allem die Siege gegen Hamburg und Schalke.

Die Äußerung von Kevin Conrad nach dem kürzlichen 2:1-Erfolg auf Schalke scheint repräsentativ für die bisherige Saison der Sportvereinigung zu sein. Der Kapitän war sichtlich überrascht und äußerte sein Erstaunen: „Wir haben uns eigentlich nur angeschaut und uns gefragt, was da gerade passiert.“ Dieser Sieg markierte bereits den sechsten Dreier für das Team unter der Leitung von Trainer Horst Steffen. In der momentan sehr engen Tabelle liegt Elversberg als bestes Auswärtsteam (4/2/1) auf dem neunten Platz, nur drei Punkte hinter dem großen und zweitplatzierten Hamburger SV. Ähnlich wie Schalke wurde auch der HSV von den Saarländern überrascht und kassierte am sechsten Spieltag eine 1:2-Niederlage in der Fremde. Elversberg benötigte einige Zeit, um sich in der Liga zu etablieren. Der Wendepunkt nach nur einem Punkt aus den ersten vier Spielen kam am fünften Spieltag beim Gastspiel in Osnabrück, als sie im Aufsteigerduell einen 1:0-Erfolg erzielten. Seitdem kann man sagen: Die 07er haben sich in der Zweiten Liga etabliert, mit nur einer Niederlage – gegen Ligaprimus St. Pauli (0:2) – auf ihrem Konto. Kevin Conrad betont die Besonderheit dieses Erfolgs, da neun der elf Spieler, die gegen Schalke in der Startelf standen, noch vor anderthalb Jahren in der Regionalliga spielten: „Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb haben wir es in der Zweiten Liga bisher richtig gut gemacht, ganz nach unserem Motto: einfach machen!“ Conrad selbst, der nominell eine Stammkraft ist, aber in letzter Zeit wiederholt von Verletzungen geplagt wurde, kämpft um seinen Platz im Team. Der ehrgeizige Innenverteidiger, der gegen Schalke eingewechselt wurde, verfolgt dieses Ziel entschlossen, betont jedoch auch: „Als Kapitän habe ich noch andere Aufgaben, bin für die Jungs da, auch von außen.“

Nach dem bedeutsamen 2:1-Sieg auf Schalke, der zweifellos als Meilenstein in der Geschichte des Vereins gilt, äußerte sich Linksverteidiger Maurice Neubauer: „Wenn uns jemand zuvor gesagt hätte, dass wir zur Winterpause 21 Punkte auf dem Konto haben würden, wären wir äußerst zufrieden gewesen. Vor dem Schalke-Spiel haben wir vielleicht ein wenig davon geträumt, aber dass es nun Realität ist, ist irgendwie schwer in Worte zu fassen.“ Die Sportvereinigung Elversberg träumt nun von noch mehr Erfolg und hat bis zur Weihnachtspause noch vier Gelegenheiten, ihr Punktekonto zu erhöhen. Mit dem Rückenwind des Schalke-Sieges stehen Begegnungen gegen Paderborn, Hertha, Nürnberg und Karlsruhe bevor, bei denen noch einiges möglich ist.
Düsseldorf als Wendepunkt
Doch nicht nur in dieser Saison ist Elversberg auswärts eine Macht. Im gesamten Jahr 2022 blieb der Verein in allen Wettbewerben ungeschlagen. Die damalige Bilanz: 20 Auswärtsspiele, 17 Siege, drei Unentschieden, 58:11 Tore. 2023 setzte sich die starke Tendenz fort, auch wenn die SVE in der Rückrunde der vergangenen Drittliga-Spielzeit durchaus eine kleine Schwächephase hatte. Seit dem Jahreswechsel gab es elf Auswärtssiege, vier Unentschieden und sechs Niederlagen. In den vergangenen zwei Jahren holten die Mannen von der Kaiserlinde in wettbewerbsübergreifend 41 Auswärtspartien 28 Siege, spielten siebenmal Remis und erzielten insgesamt 92 Treffer. 91 Zähler ergeben einen Punkteschnitt von 2,21, das ist schlicht eine herausragende Quote.

Lediglich in zwei Spielen in dieser Saison zeigte die Sportvereinigung Elversberg eine deutliche Unterlegenheit: beim 0:5 gegen Düsseldorf und dem 0:2 gegen den Tabellenführer St. Pauli. Es ist offensichtlich, dass die Mannschaft unter Trainer Horst Steffen in der Anfangsphase der Saison trotz solider Leistungen einige Punkte liegen ließ. Die Frage „Was wäre, wenn?“ darf gern gestellt werden, doch intern wird bei den Verbänden betont: Im Saarland wird die SVE keine Bundesliga-Fußballspiele austragen können. Manche äußern es humorvoll: „Selbst mit allen Ausnahmegenehmigungen dieser Welt …“ Der Grund liegt darin, dass die Kapazität der beiden saarländischen Stadien zu begrenzt ist, und es fehlt in Elversberg an der notwendigen Infrastruktur. Das wird Horst Steffen, dem Vater des Erfolgs, jedoch erst einmal egal sein. Er lobt die Weiterentwicklung der Mannschaft in dieser Saison. Ein beeindruckender Turnaround folgte nach einem 0:5 gegen Fortuna Düsseldorf und dem Besitz der Roten Laterne, was keineswegs selbstverständlich war. Der Trainer bewahrte jedoch die Gelassenheit. Steffen erinnert sich an die klare Erkenntnis aus dem Spiel gegen Düsseldorf: „Für alle war offensichtlich, dass wir nicht als geschlossene Mannschaft agierten – und dass es auf diese Weise nicht funktioniert.“ Unter dem Leitmotiv „Weiterentwicklung ja, Grundelemente beibehalten“ setzte der Trainer weiterhin auf das Vertrauen in seine Spieler. „Die Spieler haben erkannt, dass es auch auf Details ankommt. Hätten wir in Kaiserslautern nach unserer 2:1-Führung beispielsweise eine Flanke verhindert und in einer anderen Szene einen Spieler nicht durchgelassen, hätten wir möglicherweise gewonnen, anstatt mit 2:3 zu verlieren“, erklärt Steffen. Respektvoller Umgang miteinander, geringer Neidfaktor – weitere Grundlagen für die Erfolgserlebnisse. Der Trend zeigt nach oben, wird es am Ende wieder ein Spitzenplatz? Steffen hält den Ball lachend eher flach. „Ich glaube, eher nein. Wenn wir ein weiteres Jahr in dieser Liga blieben, wäre das ein Riesenerfolg.“ Und so steht für den Fußballlehrer, der sich als Spieler sehr viel von seinen Trainern Friedhelm Funkel und Wolfgang Frank abschaute, nicht die eigene Person im Mittelpunkt, sondern Verein und Mannschaft. Wahrscheinlich geht es auch deshalb seit fünf Jahren stetig aufwärts.