Damit die geliebten Haustiere fit und gesund bleiben, sollte man einiges beachten. Dr. Thomas Steidl, Vorsitzender des Kleintier-Ausschusses der Bundestierärztekammer klärt über Tierarztbesuche, Hausmittel und Krankenversicherungen für Heimtiere auf.
Das dürfte wohl nicht allen Tierhaltern bekannt sein: Nach dem Tierschutzgesetz sind Tierhalter hierzulande verpflichtet, sich an eine Tierärztin oder einen Tierarzt zu wenden, wenn sie mögliche Krankheitssymptome bei ihrem Tier bemerken. Denn nicht der Tierarzt sei für die Gesundheit eines Haustieres verantwortlich, sondern der Halter, so Thomas Steidl, Vorsitzender des Kleintier-Ausschusses der Bundestierärztekammer (BTK).
Wie aber können Tierhalter die Symptome einer Krankheit feststellen? Als Erstes sollten sie logischerweise wissen, wie ein gesundes Tier sich verhält, sprich, ob es ausreichend frisst, trinkt, bewegt und sich auf typische Weise bemerkbar macht. „Wenn ein Tier von dieser Norm abweicht, also sich anders als sonst verhält, muss man prüfen, ob dahinter eine Krankheit steckt. Das sollte man am besten tierärztlich abklären lassen“, so der Kleintier-Experte. Ein Meerschweinchen zum Beispiel quiekt normalerweise, wenn es frisches Futter bekommt und bewegt sich in seinem Stall oder Käfig. „Wenn aber eines Morgens das kleine Tier nicht mehr quiekt und sein Häuschen nicht verlässt, sollte man den Tierarzt seines Vertrauens aufsuchen“, sagt Thomas Steidl. Je mehr die Heimtiere an den Menschen gewöhnt sind, desto deutlicher treten Auffälligkeiten zutage. Ganz anders verhalten sich kleinere Vögel wie Wellen- und Nymphensittiche im Krankheitsfall. Bedingt durch die Evolution mussten sie körperliche Schwächen verbergen, um sich vor etwaigen Fressfeinden wie Greifvögeln zu schützen. „Ein krank erscheinender Vogel ist in aller Regel bereits schwer krank“, berichtet Thomas Steidl.
Appetitlosigkeit ist ein Warnsignal
Auch Hunde und Katzen zeigen sehr deutlich, wenn sie an einer Krankheit und Schmerzen leiden. „Der Hund verstellt sich nicht. Er zeigt dem Menschen sehr deutlich, wenn es ihm nicht gut geht“, so Thomas Steidl. Wenn der geliebte Vierbeiner beispielsweise Schmerzen hat, kann es – je nach Charakter des Tieres – vorkommen, dass er humpelt oder vor Berührungen zurückweicht. Leiden Hunde etwa unter Bauchschmerzen reagieren sie unruhig, sabbern und lecken sich ausgiebig die Lefzen. Die Körperhaltung des Hundes ist dabei verkrampft, häufig streckt er sich. Außerdem können Appetitlosigkeit und akuter Durchfall darauf hindeuten. Wenn ein Hund von Kopfschmerzen geplagt wird, zieht er sich meistens in dunkle, kühle Räume und vor seinen Bezugsmenschen zurück. Manche kratzen sich am Kopf oder übergeben sich, wenn ihnen der Kopf schmerzt.
Wenn Samtpfoten erkrankt sind oder Schmerzen haben, können sie das auf verschiedene Art und Weise äußern. Die Anzeichen von Schmerzen reichen vom Humpeln über häufiges Aufsuchen des Katzenklos, Verweigern des Futters, einer gebeugten Körperhaltung bis hin zu heftigen Stimmungsschwankungen.
Alle Haustier-Halter sollten von Medikamenten aus der Hausapotheke und ätherischen Ölen tunlichst die Finger lassen. Im Unterschied zu älteren Menschen und Kindern könnten Tiere eben nicht äußern, wo es ihnen und wie sehr es wehtut. „Merkt man, dass mit seinem Tier etwas nicht stimmt, sollte man keineswegs zu Hausmitteln greifen, sondern gleich eine Tierarztpraxis aufsuchen“, sagt Thomas Steidl, der 37 Jahre als Tierarzt in einer Kleintierfachklinik in Tübingen praktizierte.
Von seiner Tätigkeit als niedergelassener Veterinärmediziner weiß er, dass mancher Tierhalter sich erst einmal in seiner Hausapotheke bedient, um seinem Haustier zu helfen. „Jedes Jahr hatten wir mit mehreren Vergiftungsfällen zu tun. Selbst vermeintlich harmlose Medikamente wie Paracetamol-Zäpfchen oder Voltaren, funktionieren bei Hunden und Katzen ganz anders“, schildert der frühere Präsident der Landestierärztekammer Baden-Württemberg. Auf keinen Fall dürfe man ohne vorherige Rücksprache kleinen Tieren und Säugern humanmedizinische Medikamente verabreichen. Und Katzen sollten keineswegs mit ätherischen Ölen, zum Beispiel Teebaumöl, behandelt werden.
Warum sollte man all das seinem Haustier nicht antun? Ganz einfach, weil Tiere solche Medikamente und Öle ganz anders verstoffwechseln als Menschen und sie krank machen können, erklärt Thomas Steidl. Wenn überhaupt, könnte einem Tier mit fiebersenkenden Hausmitteln, wie etwa einem kalten Wadenwickel, geholfen werden. „Dagegen ist im Grunde nichts einzuwenden. Nur sollte das vorher mit der Tierärztin oder dem Tierarzt abgesprochen werden“, sagt Steidl.
Die erste Anlaufstelle sollte immer der Haustierarzt sein – egal, ob ein Hund, eine Katze oder ein Wellensittich betroffen ist. Analog zur Überweisung des Hausarztes an einen Facharzt, kann der Haustierarzt dem Halter eines Tieres eine komplementäre Therapie empfehlen. „Falls beispielsweise bei einem Hund ein Meniskus-Problem aufgetreten ist, würde ich nicht dazu raten ohne vorherige Absprache zum Osteopathen oder Physiotherapeuten zu gehen“, sagt Thomas Steidl.
Alternative Methoden sehr wirkungsvoll
Wer sein Tier jedoch weiter behandeln lassen möchte, könne sich in jedem Fall auf die Empfehlung des Haustierarztes verlassen. Fallstudien des Verbands Deutscher Tierpraktiker (VDT) belegen, dass Tierheilpraktikerinnen und Tierheilpraktiker mit alternativen Behandlungsmethoden und Therapien wie etwa homöopathischen Mitteln, Akupunktur und Bioresonanzverfahren erfolgreich Tiere behandeln. „Natürlich kennen wir auch die Grenzen, wo in manchen Fällen eine schulmedizinische Indikation wie eine Operation oder Antibiose erforderlich ist. In den Fällen arbeiten wir mit Tierkliniken und Tierärzten per Überweisung zusammen“, erklärt VDT-Präsidentin Monika Heike Schmalstieg.
Abgesehen von der gesundheitlichen Vorsorge sollten Tierhalter das Abschließen einer Kranken- oder OP-Versicherung ihrer geliebten Mitgeschöpfe in Betracht ziehen. „In der Regel ist es sinnvoll Hunde, Katzen und Pferde krankenversichern zu lassen“, rät Dr. Thomas Steidl. Vor sechs Jahren verabschiedeten Tierärztinnen und Tierärzte auf dem Deutschen Tierärztetag in Dresden eine Resolution, in der den Tierhaltern ausdrücklich der Abschluss einer Tierkrankenversicherung empfohlen wurde. Wenn eine oftmals kostspielige Operation eines nicht versicherten Haustieres anstehe, könnten die wenigsten diese aus eigener Tasche bezahlen. „Eine Tierversicherung sollte dafür da sein, um Vorsorge für Spitzen wie diese zu treffen“, sagt das Bundestierärztekammer-Mitglied. In Großbritannien sind nach Auskunft von Thomas Steidl nahezu hundert Prozent der Hunde und Katzen versichert. Deutschland stehe hier bedauerlicherweise noch ganz am Anfang. Thomas Steidl appelliert zum Schluss an die vorausschauende Vernunft der Menschen, die sich ein Tier zulegen wollen: Zuerst sollte man sich in Wohnortnähe nach einem niedergelassenen Tierarzt, dem man vertraut, umsehen und bestenfalls eine Krankenversicherung abschließen, wenn das Tier jung und gesund ist.