„Der Magier im Kreml“ ist ganz sicher ein genialer Titel, denn man möchte erfahren, wer sich dahinter verbirgt. Wenn man sich mit der politischen Weltlage der letzten Jahre ein wenig befasst hat, dann kommt man leicht dahinter, dass es sich um ein Buch handelt, das sich in irgendeiner Weise mit Russland befasst. Und damit liegt man ganz sicher nicht falsch. Im Gegenteil, der erste Roman des italienisch-schweizerischen Schriftstellers und Wissenschaftlers Giuliano da Empoli dringt ein in das Herz der russischen Macht. Und das befindet sich bekanntlich im Moskauer Kreml. Da Empoli, der bereits als Berater des ehemaligen italienischen Regierungschef Matteo Renzi fungierte, war schriftstellerisch bisher hauptsächlich als Essayist in Erscheinung getreten. „Der Magier im Kreml“, übrigens vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geschrieben, ist sein Debütroman. Auf 265 Seiten entspinnt Giuliano da Empoli eine Geschichte zwischen Realität und Fiktion. Und das tut er sehr geschickt mit einem literarischen Kniff, denn sein Ich-Erzähler trifft eines Nachts auf den geheimnisvollen ehemaligen Berater von Wladimir Putin, Vadim Baranow, der ihn auf sein verstecktes Anwesen bringt und ihm seine bewegende Lebensgeschichte erzählt. Man erfährt nicht nur, wie Baranow zum Berater Putins wird und im Hintergrund die Fäden zieht, sondern sieht auch den Zerfall der Sowjetunion Anfang der 90er-Jahre mit anderen Augen.
Die geschichtlichen Zusammenhänge zwischen dem Ende der Sowjetunion, der taumelnden Zwischenzeit mit Boris Jelzin und dem darauffolgenden Aufstieg von Wladimir Putin werden präzise aufgezeigt, und man bekommt ein größeres Bild davon, wie es in Russland so weit kommen konnte und warum letztendlich dieser schreckliche Krieg gegen die Ukraine begonnen wurde.
Man würde sich wünschen, dass es sich bei der Geschichte um reine Fantasie handelt. Ein sehr lesenswerter Roman, der nachdenklich macht.