Arthur Taubert hat in einer schwierigen Situation beim Regionalligisten Berliner AK dessen Vorsitz übernommen.
Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass im Sommer beim Berliner AK eine „Zeitenwende“ stattgefunden hat, dann vielleicht diesen: Angesichts von Platz 18, drei Punkten und einem erzielten Tor in der Regionalliga Nordost bezeichnete Arthur Taubert Ende September die Arbeit des Trainers als „sehr positiv“. Am selben Ort, wo beispielsweise ein Steffen Baumgart mal nach hauchdünn verpasstem Aufstieg 2016 am fünften Spieltag der Folgesaison wegen nur fünf Punkten Ausbeute freigestellt wurde. „Wir glauben fest an den Klassenerhalt – unser Trainer hat eine sehr talentierte Mannschaft und arbeitet jeden Tag akribisch daran, diese zu verbessern“, verpackte der neu gewählte BAK-Präsident sein Bekenntnis zu Jeffrey Seitz gleich in eine Zuversichtserklärung.
Zwischenzeitlich vor dem Aus gestanden
Die Ausgangssituation war vor dieser Saison eben auch eine gänzlich andere als in den Jahren zuvor: Mit dem Rückzug der Familie Han, die den Verein über 20 Jahre großzügig unterstützt und geleitet hatte, stand das Regionalligateam sogar zwischenzeitlich vor dem Aus. Fast der komplette Kader zerstreute sich in alle Winde und wenige Wochen vor Start der neuen Saison stand man mit nicht einmal elf Spielern und ohne Trainer da. Doch der Notvorstand um Interimschef und Jugendleiter Burak Isikdaglioglu entschied dennoch, die Situation und die Regionalliga gewissermaßen „verspätet“ und unter schwierigen sportlichen Bedingungen anzunehmen. Das galt auch für Coach Seitz, der erst knapp drei Wochen vor Saisonstart dazustieß. Der Plan von Isikdaglioglu sah jedoch auch vor, bis zur ordentlichen Jahreshauptversammlung im September endgültig den neuen Präsidenten vorzustellen. Arthur Taubert hieß der Kandidat, der die Geschicke des Berliner AK in der schwierigen Situation übernehmen sollte. Der fußballbegeisterte Immobilienunternehmer, der seit Februar die U11 des Berliner AK trainierte, hatte sich im Sommer als möglicher Kandidat für die Nachfolge von Ebubekir Han herauskristallisiert: „Natürlich habe ich die Entscheidung in der Lage des Vereins erst einmal abgewogen – aber als Unternehmer ist man auch gewohnt, immer zumindest ein gewisses Risiko einzugehen“, erklärt der 40-Jährige dazu – so lange „das Wagnis kein Harakiri“ und außerdem die „emotionale Dividende“ absolut gegeben sei. Denn Taubert sah die Situation auch als Chance: „Das war immer ein Kindheitstraum, mal im Fußball in verantwortlicher Position aktiv zu sein – und als vom Verein die Nachfrage kam, dachte ich: ‚Komm, das ist jetzt die Gelegenheit.‘“ Ein paar Eckpunkte bezüglich seines Engagements gab er dabei schon vor: etwa, dass der Verein nicht wie zuvor unter der Führung von Bauunternehmer Mehmet Ali Han von einer Person finanziell abhängig sein solle. Und das nicht nur, weil er es nicht leisten könne, sondern auch nicht wolle: „Es gibt auch Studien, die belegen, dass einzelne Mäzene im Fußball keinen nachhaltigen Erfolg bringen“, sagt Taubert.
Er muss es wissen: Schließlich hat er zusätzlich zum BWL-Studium auch noch eine Ausbildung im Bereich Sportmanagement absolviert. Als Kind russlanddeutscher Eltern war Taubert im Jahr 1992 eingewandert und in Gifhorn aufgewachsen. Nach dem BWL-Studium in Stuttgart und mehreren beruflichen Stationen hauptsächlich im Westen Deutschlands zog es ihn später auch für sechs Jahre nach Moskau, wo er seine spätere Ehefrau kennenlernte und die ersten beiden seiner drei Kinder zur Welt kamen. Durch die zwischenzeitliche Arbeit für eine weltweit tätige Unternehmensberatung am Standort Berlin hatte Taubert aber auch eine spezielle Beziehung zur deutschen Hauptstadt mit all ihren Vorzügen, aber auch Unfertigkeiten entwickelt. Als sich die politischen Spannungen zwischen Russland und dem Westen immer deutlicher abzeichneten, entschied sich der Unternehmer mitsamt der Familie zu einem Ortswechsel an die Spree, wo er in den Jahren zuvor durch Investitionen im Wohnungsbau bereits eine berufliche Basis gebildet hatte. Seither arbeitet er dort praktisch in Eigenregie und ohne Mitarbeiter, weil er für viele anfallende Aufgaben Dienstleister beauftragt. „Das verschafft planungsmäßig Luft – bei der ‚Work-Life-Balance‘ muss ich insgesamt aber trotzdem zurückstecken.“ Schließlich ist Taubert auch stets offen für neue Projekte – wie etwa die Avocado Sports Lab GmbH, die er 2019 mitten in der Corona-Zeit gründete. Mit Absicht, denn: „Zu der Zeit war bei Vereinen ja selbst Training untersagt – mit unserer Firma konnten wir aber unter entsprechenden Vorkehrungen etwa Angebote für Kinder machen und damit einen Beitrag gegen den Mangel an sportlicher Betätigung leisten.“
„Wir leben ja von vielen Ehrenamtlichen“
Daraus wiederum entstanden Fußballcamps, die auch nach Ende der Pandemie regelmäßig durchgeführt werden. Nun kommen also noch „etwa 30 bis 40 unentgeltliche Stunden die Woche“ für den BAK hinzu. „Aber da bin ich nicht der Einzige im Verein – wir leben ja von vielen Ehrenamtlichen, die top motiviert sind.“ Trotz seiner Führungsposition erweist sich Taubert hier als Teamplayer – auch, weil er eigentlich gar nicht so gern im Vordergrund steht. Doch akzeptiert er auch, dass repräsentative Aufgaben gerade in einer Situation, in der weitere Sponsoren akquiriert werden sollen, unerlässlich sind. Zu den Maßnahmen, neue Geldgeber zu gewinnen, gehört dabei auch die Gründung eines Wirtschaftsrats: „Dafür habe ich eine klare Empfehlung ausgesprochen, denn Fußballvereine gehen oft zu intransparent mit der Verwendung von Geldern um.“ In dem Gremium sollen die Sponsoren regelmäßig über die Situation informiert, aber auch über Ausgaben beraten werden. „Mein langfristiges Ziel ist, dass sich der Verein selbst finanziert – dafür sehe ich auch ein Riesenpotenzial beim BAK mit dem Standort in der Mitte Berlins, dem Areal des Poststadions sowie der Reichweite auch durch die vielen Jugendmannschaften.“ Nach dem Start in der äußerst schwierigen Phase ist der neue Präsident dabei insgesamt aktuell „extrem zufrieden“ – auch der anfangs unter den Umständen fast unmöglich erscheinende Kampf der Regionalligamannschaft um den Klassenerhalt zeigt erste Resultate. Taubert selbst ist aber nicht bloß als „Feuerwehrmann“ angetreten, sondern will beim BAK langfristig etwas aufbauen. „Die testierten Machbarkeitsstudien für die Dritte Liga liegen noch von meinem Vorgänger in der Schublade – das ist aktuell natürlich ein weiter Weg, da bin ich Realist.“ Um unmittelbar hinzuzufügen: „Ich bin aber auch ehrgeizig.“