Die SV Elversberg verliert bei Hertha BSC trotz starker erster Halbzeit mit 1:5 – vor allem aufgrund fehlender Wirksamkeit, die der Gegner jedoch an den Tag legte.
Bei bitterer Kälte in Berlin zeigte die SV Elversberg ein Auswärtsspiel, welches ebenfalls in die Kategorie bitter einzuordnen ist. Nach einem mutigen Beginn und einer guten ersten Halbzeit geriet der Aufsteiger in der zweiten Halbzeit mächtig unter die Räder. Dabei ging es eigentlich richtig gut los. Die Gäste aus Elversberg erwischten einen fast optimalen Start ins Spiel: Nach nur vier Minuten brachte Paul Wanner den Ball im Tor unter. Der Videoschiedsrichter entschied allerdings auf Handspiel und der Treffer zählte nicht – zumindest eine zweifelhafte Entscheidung. Trotzdem waren die Gäste in der Anfangsphase die deutlich bessere Mannschaft. Wenig später kam Paul Stock nach einem groben Fehler von Deyovaisio Zeefuik zur nächsten guten Gelegenheit, doch sein Schuss wurde im letzten Augenblick geblockt. Hertha wirkte in den ersten Minuten unsortiert und unruhig. Elversberg nutzte das clever aus. Eine weitere Möglichkeit für Stock entschärfte Hertha-Torwart Tjark Ernst kurz vor der Torlinie. Nach den ersten zehn Minuten konnte Hertha froh sein, dass es noch 0:0 stand.
Die Hertha traf aus dem Nichts
Umso überraschender und schmeichelhafter fiel der Führungstreffer für das Team von Trainer Pal Dardai. Nach einem langen Einwurf von der linken Seite durch Fabian Reese kam Linus Gechter am Fünfmeterraum an den Ball und stocherte ihn zum 1:0 ins Tor. Die Hertha-Führung hielt allerdings nicht lange, und das Spiel blieb ereignisreich. Thore Jacobsen traf nach einer Viertelstunde mit einem sehenswerten Fernschuss zum 1:1.
Dennoch war Hertha nun etwas besser im Spiel als in den ersten Minuten, und die Partie ging furios weiter. Nach gut 20 Minuten war Elversberg plötzlich in der Defensive unsortiert und Hertha in Person von Florian Niederlechner zur Stelle. Nachdem die Gäste den Ball nicht genügend klärten, schob der Stürmer die Kugel aus kurzer Distanz zur erneuten Führung ins Tor. Nach einer stürmischen halben Stunden beruhigte sich das Spiel im Anschluss dann doch etwas, und Hertha brachte die knappe und durchaus glückliche 2:1-Führung in die Halbzeit.
Der zweite Abschnitt begann deutlich gemächlicher. Beide Mannschaften waren nun darauf bedacht, die Ordnung in ihrer Abwehr zu halten. Den Gästen aus Elversberg gelang das zunächst allerdings auch weiterhin besser als Hertha, die immer wieder Unsicherheiten zeigte. Dennoch kam Hertha nach einer guten Stunde zur nächsten Gelegenheit und erzielte prompt ein weiteres Tor.

Bei allen sonstigen Mängeln in der Defensive und im Spielaufbau zeichnete die Berliner am Sonntag die Effektivität vor dem Tor aus. Nach einem schönen Pass von Jonjoe Kenny war es wieder Niederlechner, der mit seinem zweiten Treffer auf 3:1 erhöhte. Und für Hertha und Niederlechner kam es noch besser: Wenig später erzielte der 33-jährige Stürmer mit einem unhaltbar abgefälschten Schuss seinen dritten Treffer und sorgte mit dem 4:1 für die Vorentscheidung. Elversberg war nun geschlagen und brach auseinander. In der 71. Minute erhöhte Kenny mit einem harten Schuss von der Strafraumkante auf 5:1. Das Tor war gleichzeitig das letzte Highlight einer guten Zweitliga-Partie.
Der Berliner Coach war über den Sieg natürlich glücklich, hatte aber auch einiges zu bemängeln. „Mit der zweiten Halbzeit bin ich zufrieden, mit der ersten gar nicht. Alles, was wir trainieren und abgesprochen hatten, hat man in der zweiten Halbzeit gesehen und in der ersten nicht – das ist nicht okay. Wir haben den Gegner als guter Gastgeber mit Ballverlusten im eigenen Sechszehner eingeladen. Die zweite Halbzeit war gut, und wir haben schöne Tore erzielt“, sagte Dardai nach dem Spiel. Enttäuscht vom Ergebnis war Horst Steffen, hatte aber auch gleich die Erklärung für diese Niederlage parat: „Der Gegner hatte eine Effizienz, die wir nicht hatten. Die Tore sind zum Teil nach Standards gefallen, wo die Bälle irgendwo hinsegelten, und wir nicht so konsequent waren. Viele Bälle haben wir verloren, das ging mir zu einfach. Da haben wir Fehler im Aufbau gemacht, ohne dass der Gegner uns richtig gepresst hat.“
Diese Niederlage ist jedoch auch kein Beinbruch, vor allem weil die Mannschaft alles versuchte. „Wir haben in der Vergangenheit schon bewiesen, dass wir Spiele drehen können. Dieses Spiel-Glück hatten wir heute nicht. Es gab sicherlich Aktionen, in denen wir durchaus auch Tore erzielen können. Dennoch steht am Ende eine verdiente Niederlage.“
Dardai beschimpfte seine Spieler
Aber diese Niederlage wird seine Mannschaft jetzt nicht umwerfen: „Ich habe nach dem Spiel schon mit einigen Spielern gesprochen, und die konnten das recht gut einschätzen, dass es hier auch anders laufen könnte. Wir nehmen diese Niederlage einfach mit. Wir hatten in dieser Saison auch schon Spiele auf Augenhöhe, die dann deutlich für uns ausgegangen sind. Heute war das nicht der Fall.“ Eine Besonderheit dieses Spiels: die besondere Art und Weise von Pal Dardai, seine Spieler wachzurütteln.
„Ich habe Zeefuik nach seinen Fehlpässen anfangs beschimpft, ihm gesagt, er soll sich nicht verstecken, ihm mit Auswechslung gedroht. Dann hatte er zwei, drei richtig gute Aktionen. Kurz vor der Pause dann erneut so ein katastrophaler Pass von ihm, da wollte er freiwillig raus. Da habe ich nein gesagt, ihn ins Mittelfeld gestellt, und da hat er toll gespielt.“ Dardai führte weiter aus: „Wie ich schon oft gesagt habe: Wir waren in der ersten Halbzeit gute Gastgeber. Mit Fehlpässen, die man nicht mal in der Fünften Liga sieht. Da muss man die Spieler beleidigen, anmachen, erst dann wird es ein richtig gutes Spiel. Davon bin ich ein bisschen müde. Ich bin der einzige, der die Spieler beleidigt. Das sollen die gefälligst untereinander machen. Das gehört zum Fußball, dass die sich beleidigen.“ Dieses Mal hat es geklappt. Die SV Elversberg spielt nun am Sonntag zu Hause gegen den 1. FC Nürnberg.