Defensiv liefert der 1. FC Saarbrücken neuerdings Bestleistungen ab. Nun hakt es in der Offensive. Der Hinrunden-Verlauf bleibt durchwachsen.

Rüdiger Ziehl machte aus seinem Herzen keine Mördergrube. „Wir sind total unzufrieden. Wir brauchen mal ein Glücksding. Danach werden auch wieder viele Tore fallen“, kündigte der Trainer des Drittligisten 1. FC Saarbrücken mit Blick auf die Partie beim SC Freiburg II an. Nach zwei Siegen gegen Dresden und in Halle ist nach den beiden torlosen Unentschieden gegen den MSV Duisburg und Preußen Münster wieder Ernüchterung eingekehrt. 13:4 Torschüsse besagte die Bilanz an einem bitterkalten Nachmittag im Saarbrücker Ludwigspark. Doch am Ende stand auf beiden Seiten abermals die Null.
„Die Anzahl an Torchancen zeigt, dass die Mannschaft vieles richtig macht. Das Einzige, was fehlt, sind die Tore“, sagte Ziehl und räumte ein: „Es ist total unbefriedigend.“ Im Hinblick auf die vielen Spiele in wenigen Tagen hatte der FCS-Trainer rotiert. Julius Biada stand zum ersten Mal seit dem 11. Februar wieder in der Startelf und der 31-jährige Edeltechniker deutete an, welchen Mehrwert er für die Mannschaft haben kann. „Er hat ein gutes Spiel gemacht, aber er kann sich vor allem in der ersten Halbzeit auch mit einem Tor belohnen“, sagte Ziehl.
Von Beginn an hatte der FCS das Heft des Handelns in der Hand, spielte aber im gegnerischen Strafraum teilweise zu kompliziert. Dennoch hatten die Blau-Schwarzen durch Biada und Bjarne Thoelke im ersten Abschnitt gute Chancen. Auffallend: Das Zusammenspiel zwischen Biada und dem ebenfalls in die Startelf gerutschten Simon Stehle funktionierte gut. Noch besser funktionierte die Defensive. Zum vierten Mal in Folge blieb der FCS ohne Gegentor und schaffte es gegen Münster, die Mannschaft, die bis dato die meisten Großchancen herausgespielt, fast völlig zu neutralisieren. „Die Defensive ist die Basis, auf der wir aufbauen müssen. Jetzt müssen wir uns langsam aber wieder mal mit Toren belohnen“, sagte Verteidiger Boné Uaferro, der seit Wochen in Bestform spielt.
Während Ziehl mittlerweile seine Wunschformation in der Abwehr auf das Feld bringen kann, geht die Suche nach einer optimalen Formation davor weiter. Die Leistungen von Patrick Sontheimer sind schwankend, gute Phasen wechseln sich mit schlimmen Abspielfehlern ab. Auf der Achter-Position zeigt Luca Kerber aufgrund seiner Laufbereitschaft und Zweikampfstärke, dass er unverzichtbar ist. Dass der Vertrag des 21-jährigen Eigengewäches am Saisonende ausläuft und Kerber ablösefrei auf den Markt kommt, ist in der Branche bekannt. Scouts aus Nürnberg, Kaiserslautern, Freiburg und Darmstadt waren in den vergangenen Wochen auffallend oft im Ludwigspark zu Gast.
Biadas Auftritt macht Hoffnung
Die große Problemstelle des FCS ist die offensive Achter-Position. Biada, bisher dauerverletzt, lieferte dort am Samstag über 60 Minuten die beste Saisonleistung ab. „Es war mein erster Startelfelf-Einsatz hier im Ludwigspark nach eineinhalb Jahren. Das ist irgendwo bezeichnend. Ich bin jetzt körperlich in einer guten Verfassung und bin echt dankbar, dass es so funktioniert hat. Ich bin erschöpft, denn ich habe lange nicht mehr über eine solche Distanz gespielt. Aber es fühlt sich gut an“, sagte der Kreativ-Spieler, der ein ansonsten durchwachsenes Fazit zog: „Wir haben spielerisch vieles richtig gemacht, aber wir treffen die Kiste nicht. Das ist extrem ärgerlich. Nach dem Platzverweisegegen Münster haben wir uns schwergetan.“

Eine halbe Stunde agierten die Gäste in Unterzahl, nachdem Kapitän Thomas Kok die Ampelkarte gesehen hatte. Kurz nach dem Feldverweis war der Arbeitstag für Biada beendet. „Das war so abgesprochen, dass es nur für eine Stunde reicht. Wir haben so viele gute Spieler auf der Bank, da muss man es nicht künstlich in die Länge ziehen“, sagte Biada. Doch davon war nicht nur am Samstag, sondern auch zuvor gegen Duisburg wenig zu sehen.
Richard Neudecker ist nach einer langwierigen Verletzung noch kein Startelfkandidat. Gegen Duisburg tauchte er nach seiner Einwechslung völlig unter, gegen Münster blieb er auf der Bank. Tim Civeja hängt nach gutem Start durch und Kasim Rabihic kämpft mit einem veritablen Formtief. Nach seiner Einwechslung am Samstag übertrieb er es abermals mit den Dribblings, verzettelte sich in Zweikämpfen und nahm jegliches Tempo aus dem Spiel.
Hoffnung machte dagegen der Auftritt von Angreifer Stehle, der Tempo mitbringt. Ein hohes Gut im eher langsamen FCS-Kader. „Wir haben ihn nicht oft in die Situationen gebracht, in denen er seine Schnelligkeit ausspielen kann, aber er hat seine Qualität angedeutet und ein gutes Spiel gemacht“, lobte Ziehl, der Sturmtank Kai Brünker zunächst auf der Bank ließ. „Kai hat viel gespielt und er haut sich immer total rein. Die Beine waren schwer, da wollten wir ein bisschen dosieren“, sagte Ziehl, der für die kommenden Woche die Parole ausgab: „Arbeiten, arbeiten, arbeiten.“