Seit dem Start ihrer Modelkarriere bei GNTM ist Serlina Hohmann für Werbekampagnen großer Marken oder Shootings für renommierte Designer rund um die Welt unterwegs. Ein Interview über ihr Leben als Model und die Fashion-Welt.
Serlina, Du wurdest 2017 Zweitplatzierte bei „Germany’s next Topmodel“. Wie ging es nach der Show weiter: Ist erstmal Ruhe eingekehrt oder hast Du viele Aufträge erhalten?
Nach der Show wurde es sehr schnell sehr busy. Einer der ersten Jobs nach meiner Zeit bei GNTM war eine Parfüm-Kampagne für Michael Michalsky. Das war für mich ein großes Kompliment, da er mir das Gefühl gegeben hat, mich auch außerhalb der Show als Model ernst zu nehmen.
Was hat sich seitdem in Deinem Leben verändert – modelst Du heute hauptberuflich?
Mein Lebensplan hat sich komplett verändert. Vor der Teilnahme bei GNTM war es immer mein Traum, Psychologie zu studieren und mich zur Psychotherapeutin ausbilden zu lassen. Die Teilnahme bei GNTM war mehr eine spontane Schnapsidee als ein konkreter Plan. Niemals habe ich geglaubt, es bis zum Finale zu schaffen. Nach GNTM wurde es dann aber so schnell so busy, dass ich direkt full-time gemodelt habe und das auch bis heute noch hauptberuflich tue. Somit ist mein Leben jetzt viel abwechslungsreicher und abenteuerlicher, als ich mir es jemals hätte vorstellen können.
Bist Du viel auf Reisen?
Sowohl privat als auch beruflich bin ich viel unterwegs. Ich führe eine Fernbeziehung und pendle somit zurzeit zwischen Köln und New York. Beruflich bin ich hauptsächlich in Europa unterwegs und arbeite zum Beispiel sehr viel und gerne in Barcelona. Die Dauer ist total individuell. Ich plane, einige Monate im neuen Jahr in New York bei meinem Partner und Hund zu verbringen. Für Jobs bin ich aber meistens nur wenige Tage am gleichen Ort.
Reist Du ganz alleine durch die Welt?
Meistens bin ich alleine unterwegs. Es ist verrückt, wie viel Zeit man in diesem Job alleine in Hotels, Flugzeugen, Zügen, an Flughäfen etc. verbringt. Anfangs war das teilweise hart für mich. Aber inzwischen versuche ich, aus jedem Arbeits-Trip das Beste zu machen und erkunde gerne die Gegend, teste Cafés und Restaurants oder mache mich auf die Suche nach Vintage-Läden.
Wie genau sieht Dein Alltag aus?
Es gibt nicht den einen Alltag oder Ablauf. Jeder Tag, jede Woche ist anders. In manchen Wochen bin ich viel unterwegs, habe lange Shootingtage und wenig Schlaf. In anderen Wochen bin ich viel zu Hause und bilde mir meine eigene Routine, die dann vor allem aus Fitness, Calls mit meinem Management, Instagram-Kooperationen und E-Castings besteht.
Wenn Du einer neuen Bekanntschaft von Deinem Beruf als Model erzählst: Welche Storys und Erlebnisse sind dann immer mit dabei?
Ich erzähle gerne von all dem Chaos und den Missgeschicken am Set oder auf Reisen. Wie ich zum Beispiel meinen vollgepackten Koffer im Zug stehen lassen habe und mir erst zu Hause aufgefallen ist, dass was fehlt. Oder wie ich für ein Magazin-Shooting in Marokko ein Lamm im Arm halten sollte, das aber eher weniger Lust hatte und mich erstmal angepinkelt hat. Oder wie ich in Buenos Aires in ein Privatauto eingestiegen bin in der Überzeugung, in einem Produktionsauto zu sitzen. Gruseligerweise ist diese Person auch wortlos mit mir losgefahren, aber das ist eine andere Geschichte. Ansonsten werde ich oft über den allgemeinen Alltag als Model gefragt und muss fast immer erstmal den Mythos aufklären, dass ich die Kleidung oder Produkte für die ich shoote, in der Regel nicht behalten darf.
Wie hast Du das richtige Posen für Fotos erlernt?
Learning by doing. Am Anfang hatte ich absolut keine Ahnung, was ich vor der Kamera machen soll. Ich habe einfach alle Posen ausprobiert, die ich aus Magazinen, Werbung etc. kannte. Wenn man die Fotos dann sieht, lernt man sehr schnell, welche Posen für einen selbst funktionieren und welche nicht. Wenn ich mit anderen Models zusammengearbeitet habe, habe ich mir immer viel abgeschaut und nachgemacht.
Viele Models posten sehr regelmäßig bei Instagram, darunter auch viele Produktvorstellungen. Du postest sehr sporadisch und kaum Werbung. Steht dahinter eine bewusste Entscheidung?
Es ist weniger eine bewusste Entscheidung, es liegt eher an meinem Naturell. Der Hauptgrund, wieso ich mich nicht als klassische Influencerin bezeichne liegt darin, dass ich eigentlich so gar keine Handyperson bin. Ich fühle mich schnell überwältigt von Whats App und Social Media und dem ständigen Druck, immer erreichbar zu sein und sich immer mitteilen zu müssen. Ich genieße besondere Momente gerne für mich und bin in Gesellschaft eigentlich nie am Handy. Deswegen liegt mir das Modeln auch mehr. Da gibt es eine klarere Trennung zwischen Arbeit und Privatem, was mir persönlich guttut. Da ich privat nicht allzu viel teile, fände ich es nicht fair meinen Followern gegenüber, dann jedoch viel Werbung zu teilen. Deshalb setze ich lieber auf wenige, langfristige Kooperationen, bei denen ich Produkte bewerbe, die ich wirklich täglich benutze.
Würdest Du sagen, dass sich die Fashion-Szene in den letzten Jahren verändert hat?
Ich sehe viele erste, positive Schritte in die Richtung Diversity und Body Positivity. Gleichzeitig denke ich, vieles ist nur Schein. Ich finde es super cool, dass es nicht mehr den einen Modellook gibt und unterschiedlichste Typen für Kampagnen gebucht werden. Was sich meiner Meinung nach aber nach wie vor bessern sollte, ist der Umgang mit den Models selbst. Es ist schön, dass man als Konsument mehr Diversität in Kampagnen sieht. Als Model ist man aber oft immer noch den toxischen Kommentaren und unrealistischen Ansprüchen der Fashion-
Welt ausgesetzt.
Wie sieht das bei Instagram aus?
Mir gefällt, dass Instagram immer authentischer und nahbarer wird. Während es früher viel mehr um schöne Fotos und die Ästhetik des Feeds ging, geht es heute um echte und ehrliche Erfahrungen und Gefühle. Influencer nehmen ihre Follower nicht mehr nur mit auf ihre Urlaubs- und Shoppingtrips, sondern auch durch Trennungen, Verluste und Misserfolge.
Wonach wirst Du bei Instagram am häufigsten gefragt?
Nach meinem Hund Nala (lacht). Selbst als in Israel der Krieg los ging, waren meine Follower vor allem daran interessiert, wie es Nala geht und wie sie mit der Situation umgeht.
Welche Deiner Instagram-Beiträge sind die beliebtesten?
All die Beiträge, die einen Einblick in mein Privatleben geben. Da ich vieles oft privat halte, habe ich das Gefühl meine Follower freuen sich am meisten, einen kleinen Einblick in meinen Alltag zu bekommen. Das Persönlichste, was ich wohl jemals mit meinen Followern geteilt habe, war meine Verlobung und es war super schön zu sehen, wie sich meine Community mit mir gefreut hat.
Welchen Accounts und Blogs folgst Du persönlich am liebsten?
Oh, es gibt so viele coole Content Creators da draußen. Mein liebster Wohlfühl-Account ist definitiv @rianne.meijer. Niemanden auf Social Media finde ich so sympathisch wie sie. Für Fitness- und Wellness-Inspiration folge ich gerne @melissawoodtepperberg und @movewithnicole. Für Fashion und Ästhetik @hannaschonberg, @zoepastelle und @emiliasilberg.
Was waren die Highlights in Deiner Model-Karriere?
Der coolste Job war wahrscheinlich mein TV-Werbespot für Lavera. Ich war dafür eine Woche in Kapstadt und wir haben an absolut traumhaften Locations geshootet. Ich weiß noch, wie wir die Küste entlanggefahren und mit einer absolut traumhaften Aussicht beschenkt worden sind – das war auf jeden Fall ein „pinch me Moment“. Ansonsten habe ich mich sehr geehrt gefühlt, für die beiden israelischen Brautdesigner Galia Lahav und Berta zu shooten, weil ich beide schon lange auf Social Media verfolge und ein großer Fan bin.
Für welche große Marken und Hersteller hast Du außerdem gemodelt?
Ich finde es interessant, dass ich besonders gerne von Brautmodendesignern gebucht werde. Somit hatte ich die Ehre, die Brautkleider sehr namhafter Designer tragen zu dürfen. Wie zum Beispiel Pronovias, Rosa Clara und die bereits genannten Galia Lahav sowie Berta. Im Beauty-Bereich waren meine größten Jobs wohl die TV-Werbekampagnen für Pantene Pro-V und Lavera.
Was fasziniert Dich an Mode?
Für mich ist Mode ein erster Blick in die Persönlichkeit anderer Menschen. In einem Outfit stecken so viele Entscheidungen und ich finde es unfassbar spannend zu beobachten, wie unterschiedlich wir alle uns über Mode ausdrücken.
Wie wichtig ist Dir Nachhaltigkeit?
Ich komme aus einem Zuhause, in dem schon immer sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt wurde. Meine Mutter ist mir da ein großes Vorbild. Seitdem ich denken kann, fährt sie bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad zur Arbeit, setzt auf Bio-Lebensmittel, kauft ihr Obst und Gemüse je nach Saison beim Bauern, setzt auf Naturkosmetik, achtet beim Shoppen auf nachhaltige Materialien und ist seit Jahren nicht mehr geflogen. All das habe ich mir abgeschaut und setze es so gut es geht um, kann aber allein aus beruflichen Gründen auf keinen Fall mit ihr mithalten. Dafür fliege ich zu viel. Ich versuche, es so gut es geht auszugleichen. Ich esse seit mittlerweile fünf Jahren kein Fleisch mehr und auch ansonsten nur vereinzelt tierische Produkte. Zumindest vor Ort erledige ich so viel es geht zu Fuß oder nehme die öffentlichen Verkehrsmittel, und ich besitze selbst kein Auto. Im letzten Jahr habe ich auch mein Shopping-Verhalten geändert. Ich investiere lieber in ein paar gute, langlebige Basics, anstatt mir unendlich viele Trend-Pieces aus Fast-Fashion-Läden zu kaufen und habe eine neue Liebe für Vintage- und Secondhand-Läden entdeckt.
Worauf achtest Du bei Kleidung – stehen zum Beispiel Tragekomfort und hochwertige Materialien an erster Stelle?
Ich setze vor allem auf zeitlose und qualitativ hochwertige Basics. Teile, die man mit allem Möglichen kombinieren kann und die mir auch in ein paar Jahren noch gefallen. Ich persönlich bin kein großer Fan von ausgefallenen Mustern und Prints und mag lieber einfarbige Teile in coolen Schnitten. Ich versuche, mich nicht zu sehr von Trenderscheinungen beeinflussen zu lassen, sondern Outfits zu wählen, die MIR gefallen und die ich auch im nächsten Jahr noch gerne trage.
Wer und was hat Dich in Sachen Beauty und Fashion beeinflusst?
Als Teenager habe ich mich vor allem von Zeitschriften und TV-Serien beeinflussen lassen. Ich weiß noch, wie gerne ich damals die Outfits aus „The Hills“ nachgestellt habe. Heute bekomme ich die meiste Inspiration von Social Media. Ich speichere mir gerne Mood Boards auf Pinterest ab, bevor ich shoppen gehe und entdecke natürlich auch viel auf Instagram.
Wie sieht Deine Beauty-Routine aus?
Meine abendliche Skin Care Routine besteht aus einer 3-Step-Reinigungsroutine (abschminken, Reinigungsschaum und BHA-Peeling) und einer 3-Step-Pflegeroutine (Serum, Nachtcreme und Augencreme). Morgens mag ich es dagegen etwas minimalistischer und reinige mein Gesicht nur mit einem sanften Reinigungsschaum und pflege es mit einem feuchtigkeitsspendenden Serum und einer leichten Tagescreme.
Welche sind für Dich die revolutionärsten Beauty-Produkte und warum?
Trockenshampoo, Concealer, Augenpads und Hitzeschutzspray für die Haare sind meine absoluten Lifesaver.
Dank Trockenshampoo wasche ich meine Haare meistens nur noch ein- oder maximal zweimal die Woche. Der Concealer ist für mich mein liebstes Make-up-Produkt. Ich persönlich trage nicht gerne Foundation und fühle mich schnell zugekleistert. Lieber kaschiere ich kleine Rötungen oder Müdigkeitsanzeichen mit ein bisschen Concealer und fühle mich direkt frischer. Augenpads sind für mich gerade an ShootingTagen ein absoluter Lifesaver. Vor allem, wenn es früh morgens losgeht und ich am Tag davor noch im Flieger saß, habe ich oft noch ganz angeschwollene Augen, und die Pads helfen mir da sehr. Hitzeschutzspray bringe ich immer mit ans Set, falls die Hairstylisten keins dahaben. Ohne Hitzeschutzspray hätte ich bei all dem Styling wahrscheinlich nur noch Spliss und abgebrochene Haare auf dem Kopf.