Die 54. Biathlon-Weltmeisterschaft steht an. In diesem Jahr fahren die Biathleten und Biathletinnen in Tschechien um die Wette. Es ist der absolute Höhepunkt einer langen Saison.
Wer sich für den Wintersport interessiert, der weiß, was am 7. Februar ansteht. Denn dann gehen die besten Biathleten und Biathletinnen an den Start. Im tschechischen Nove Mesto kommen Begeisterte dieser interessanten Wintersportart aus aller Welt zusammen. Das allerdings nicht zum ersten Mal. Vor elf Jahren fegten bereits die Besten der Besten über die Loipe, um Weltmeister zu werden. Vom 7. Februar bis einschließlich dem 18. Februar dürfen sich die Fans über spannende Rennen und mitreißende Aufholjagden freuen.
In unterschiedlichen Disziplinen messen sich die Athleten untereinander. Die Weltmeisterschaft startet mit der sogenannten Mixed-Staffel am 7. Februar. Am 9. sowie am 10. folgen die Sprintdisziplinen der Frauen und der Männer. Als nächstes steht die Verfolgung am 11. Februar an. Die Einzel-Rennen werden am 13. (Frauen) und am 14. Februar (Männer) bestritten. Als Besonderheit sticht die Single-Mixed-Staffel am 15. Februar heraus, an der die Athleten sowie die Athletinnen gemeinsam an den Start gehen. Der finale Höhepunkt jedoch ist die Staffel, die am 17. ausgetragen wird und der traditionelle Massenstart am Finaltag 18. Februar. All diese Disziplinen werden in der ARD und dem ZDF live übertragen. Der Deutsche Skiverband (DSV) fliegt mit jeweils sechs Athleten und Athletinnen zur Weltmeisterschaft nach Nove Mesto. Der führende deutsche Athlet hört auf den Namen Benedikt Doll. Mit insgesamt 465 Punkten ist der 33-jährige Schwarzwälder der beste deutsche Biathlet im aktuellen Weltcup. Nichtsdestotrotz hatte Doll am letzten Weltcup-Wochenende in Antholz seine Probleme. „Die Leichtigkeit am Schießstand ist momentan gar nicht vorhanden“, ärgerte sich Doll über seine zuletzt gezeigten Leistungen.
Der Routinier greift vor der WM zu drastischen Maßnahmen nach den jüngsten Enttäuschungen: „Ich bin froh, dass es zu Ende ist. Es war viel Überwindungsarbeit. Jetzt kommt das Gewehr erst einmal ein paar Tage in die Ecke.“ Als zweiter Hoffnungsträger startet Johannes Kühn für das DSV-Männerteam. Dem 32-Jährigen gelang beim letzten Weltcup der Sprung aufs Podium.
Das Einzel-Rennen beendete Kühn auf dem dritten Platz. Neben den beiden erfahrenen Hoffnungsträgern gesellen sich Philipp Horn, Philipp Nawrath, Roman Rees und Justus Strelow zum WM-Team der Männer. Das dieses Team gemeinsam zu großem fähig ist, zeigen insgesamt vier Siege in den Einzelrennen. Für den Sportdirektor des DSV, Felix Bitterling, ist die Nominierung eine logische Konsequenz: „Alle Nominierten haben absolute Spitzenleistungen in der bisherigen Weltcupsaison zeigen können.“
Franziska Preuß Hoffnungsträgerin
Bei den deutschen WM-Teilnehmerinnen ist Franziska Preuß die absolute Hoffnungsträgerin. Mit 539 Punkten belegt die Bayerin den achten Platz in der Gesamtwertung des Biathlon-Weltcups. Die 29-Jährige, die das letzte Weltcup-Wochenende in Antholz wegen einer Magen-Darm-Grippe verpasst hatte, gibt sich dennoch zuversichtlich in Blickrichtung Weltmeisterschaft: „Der Gewinn einer Einzelmedaille ist immer die Richtlinie. Da ich in der laufenden Saison schon ein paar Mal auf dem Podium war, ist eine Medaille bei der WM machbar.“ „Dennoch gehört auch ein bisschen Glück dazu. Es muss am Schießstand sowie beim Material alles passen“, so Preuß weiter. Auf die Stimmung im Stadion freut sie sich sehr: „In Nove Mesto ist meistens gute Stimmung. Es sind extrem viele Fans vor Ort. Das wird bestimmt ein cooles Erlebnis.“ Mit Preuß starten Sophia Schneider, Janina Hettich-Walz und Vanessa Voigt in Tschechien. Jene Vanessa Voigt geht als zweite Hoffnung in die Weltmeisterschaft. Die Thüringerin besticht vor allem am Schießstand mit einer punktgenauen Präzision. Bestes Beispiel: die Single-Mixed-Staffel beim Weltcup in Antholz, die sie zusammen mit Justus Strelow gewann. Hierbei glänzte Voigt mit einem fehlerlosen Schießen. Die Nominierung der etablierten Frauen fiel dem DSV nicht schwer. „Sie konnten allesamt nicht nur die formellen Qualifikationskriterien erreichen, sondern in dieser Saison bereits diverse Spitzenplatzierungen im Weltcup erzielen“, so der DSV-Sportdirektor. Das weibliche Starter-Team komplettieren überaschenderweise die zwei Youngster Selina Grotian und Johanna Puff. Die beiden jungen Athletinnen sind mit guten Leistungen im sogenannten IBU-Cup für die Weltmeisterschaft ins Rampenlicht gefahren.
Der ehemalige deutsche Top-Biathlet und heutige TV-Experte, Arnd Peiffer, gibt sich mit Blick auf das deutsche WM-Team optimistisch: „Im läuferischen Bereich sind die Deutschen gut aufgestellt. Die Ski haben gepasst. Das ist ein ganz wichtiger Faktor.“ Angesprochen auf die Chancen der männlichen Athleten um Doll und Co. sieht der ehemalige Olympiasieger einen speziellen Fokus: „Da muss das Schießen passen. Sonst hat man keine Chance in dem Feld gegen die starke Konkurrenz.“ Im Hinblick auf die Frauen gibt der 17-malige WM-Medaillengewinner an: Ich hoffe, dass sich Franziska Preuß wieder erholt. Sie zeigt bislang eine tolle Saison.“ Dennoch gilt für die Frauen das gleiche wie bei den Männern. „Es geht alles über den Schießstand“, sagte Peiffer voraus. Die deutsche Mannschaft fährt laut Sportdirektor Bitterling „mit viel Rückenwind“ zur WM.
Norweger das Maß aller Dinge
Mit diesem tritt auch die zweifellos große internationale Konkurrenz den Weg nach Nove Mesto an. Bei den Männern gibt momentan eine Nation den Ton an. Dies nicht nur mit einem guten Läufer, sondern mit sechs Athleten. Die Rede ist von den Norwegern. Herausragend sind die beiden Boe-Brüder. Der jüngste, Johannes Thingnes, ist der aktuell Führende im Weltcup. Mit überragenden 806 Punkten macht dem 30-Jährigen auf der Loipe niemand etwas vor. Sein älterer Bruder, Tarjei, belegt mit 708 Punkten Platz drei in der Gesamtwertung. Der 35-jährige mehrmalige Weltmeister rechnet sich für die WM einiges aus: „Ich bin stark genug, dass ich um die Medaillen kämpfe. Eine Medaille ist mindestens das Ziel.“ Zwischen den beiden erfolgreichen Brüdern findet sich der dritte Norweger im Bunde, Johannes Dale-Skjevdal, mit 714 Punkten wieder. Und wären diese drei Top-Biathleten nicht schon Konkurrenz genug, gesellen sich drei weitere Norweger auf den nächsten Plätzen dazu. Mit Christiansen, Stroemsheim und Laegreid ist die Mannschaft nahezu unschlagbar. Dennoch wollen die übrigen Nationen alles daransetzen, sich gegen die Mega-Nation Norwegen zu behaupten. Gelingen könnte das neben den Deutschen auch den Schweden mit ihrem Top-Läufer Martin Ponsiluoma.
Bei den Frauen sieht das Klassement ausgeglichener aus. Zwar ist hier wie bei den Männern Norwegen mit Ingrid Landmark Tandrevold an der Weltcupspitze. Doch die Französinnen bestechen durch sensationelle Leistungen. Justine Braisaz-Bouchet, Julia Simon und Lou Jeanmonnot gehören zu den Medaillen-Hoffnungen des französischen Teams. Zum weiteren Favoritenkreis neben der deutschen Athletin Preuß gehören die Italienerin Lisa Vittozzi sowie die Schwedin Elvira Öberg. Die Favoriten stehen in den Startlöchern, die Fans sind voller Euphorie. Die diesjährige Biathlon-Weltmeisterschaft hat eine Vielzahl an Geschichten zu bieten. Der deutsche Kader ist gespickt mit erfahrenen, guten Läufern, aber auch mit jungen Wilden, die ihre Chance ergreifen wollen. Die Norweger sind gewillt, ihre Erfolgs story weiterzuführen, und die übrigen Nationen wollen sie dabei stören. Neue Biathlon-Helden wollen geboren werden. Egal, was in den Tagen von Nove Mesto passieren wird: Spannung ist in jedem Fall garantiert.