Kulturpolitik
Wird Nofretete international?
Die Verantwortung für die weltbekannte Büste der Nofretete sollte aus Sicht des Berliner Historikers Sebastian Conrad künftig bei einer internationalen Organisation liegen. Vor 100 Jahren, am 1. April 1924, wurde die Figur der alt-ägyptischen Königin in Berlin erstmals öffentlich präsentiert.
Sie war zwölf Jahre zuvor bei Grabungen im ägyptischen Tell el-Amarna entdeckt und per Fundteilung dem deutschen Grabungsteam zuerkannt worden. Seitdem gibt es immer wieder Diskussionen um eine Restitution.
„Die ägyptischen Ansprüche sind nicht weniger plausibel als die deutschen“, sagte Conrad, dessen Buch „Die Königin. Nofretetes globale Karriere“ gerade erschien, der dpa in Berlin. „Der deutsche Anspruch auf diese Büste ist zumindest sehr zweifelhaft.“ Heute würde niemand mehr eine Regelung wie 1912 akzeptieren.
„Diese Gesetze sind eigentlich das, was Juristen sittenwidrig nennen“, sagte Conrad. Schon zu dieser Zeit hätte niemand Funde etwa in Italien oder Griechenland mitnehmen können. Als zehn Jahre später im Tal der Könige das Grab des altägyptischen Königs Tutanchamun entdeckt wurde, war die Ausfuhr der Funde auch in Ägypten verboten.
Für Conrad wäre es „wahrscheinlich die beste Lösung, das Konzept von Weltkulturerbe wörtlich zu nehmen und eine internationale Organisation mit dem Besitz zu beauftragen und dann auch unterschiedliche Ausstellungsorte auf die Art und Weise zu ermöglichen“. Denkbar sei etwa die UN-Kulturorganisation Unesco oder auch eine andere Institution.
Nofretete bedeutet übersetzt „Die Schöne ist gekommen“, sie ist der Besuchermagnet des Neuen Museums. (dpa)
Kulturverführung vom 9. Februar 2024
Berlinale: Auch in diesem Jahr heißt es wieder: „Berlinale Goes Kiez“. In sieben Kiez-Kinos wird vom 17. bis 23. Februar der kleine rote Teppich ausgerollt, dann sind dort ausgewählte Festivalfilme zu sehen. Gemeinsam mit dem Publikum möchte die Berlinale den Film und besonders das Kino feiern und die wertvolle Arbeit der Programmkinos würdigen. Die Termine sind: City Kino Wedding am 17. Februar, Neue Kammerspiele Kleinmachnow am 18. Februar, Kino Zukunft am 19. Februar, Kino Toni am 20. Februar, Babylon Kreuzberg am 21. Februar, Sinema Transtopia am 22. Februar und das Cosima Filmtheater am 23. Februar. Das genaue Programm wird am 6. Februar bekanntgegeben. www.berlinale.de
Theater: Regisseur und Autor Falk Richter stammt aus Hamburg, arbeitete lange Jahre an der Berliner Schaubühne und wurde 2018 für seine Inszenierung „Am Königsweg“ zum Regisseur des Jahres gewählt. An der Schaubühne ist nun sein neues Stück zu sehen: „Bad Kingdom“. Dabei geht es um Möglichkeiten von Wirklichkeit.Kein Wunder, dass nicht klar ist, ob das Ganze in einem alptraumhaften Setting spielt oder an einem Filmset. Richters Protagonistinnen und Protagonisten kämpfen gegen Überforderung oder Ohnmachtsgefühle in einer immer herausfordernden Welt, suchen nach Rückzugsorten oder Wegen, das materielle und emotionale Erbe ihrer Vorgänger-Generation abzustreifen. „Bad Kingdom“ an der Schaubühne am Lehniner Platz am 12., 15. und 16. Februar, um jeweils 20 Uhr: www.schaubuehne.de
Musik: Sieben Musikerinnen und Musiker mit Ukulelen – das sind „George Hinchliffe’s The Ukulele Orchestra of Great Britain“. Das seit mittlerweile vier Jahrzehnten unterwegs ist und das Publikum immer wieder mitreißt – egal, ob das Ensemble in Neuseeland oder in Luxemburg auftritt. Jetzt sind die „Ukes“ im Berliner Konzerthaus zu Gast – mit ihrem Programm zwischen Pop, Rock, Klassik und Filmmusik, das bekannte Stücke mit Augenzwinkern und stimmlichem Einsatz garantiert ganz neu klingen lässt. George Hinchcliffe’s The Ukulele Orchestra of Great Britain am 14. Februar um 20 Uhr, www.konzerthaus.de
Museum: Es sind noch Winterferien, und so bieten Berlins Museen eine ganze Reihe spannender Workshops für alle Altersgruppen. Im Neuen Museum kann man unter dem Motto „Feuer! Eine zündende Idee“ herausfinden, welche Erfindungen die Menschen dem Feuer verdanken. Der Hamburger Bahnhof lädt dazu ein, Kunstwerke aus neuer Perspektive heraus zu betrachten, zum Beispiel, während man sich bewegt. „Bewegt euch“ heißt es am 11. Februar zwischen 12 und 17 Uhr und dann wieder am 18. Februar. Weitere Informationen: www.smb.museum/veranstaltungen Sabine Loeprick