Die Bundesliga-Basketballerinnen der Saarlouis Royals erleben einmal mehr eine turbulente Saison: Nach dem verkorksten Saisonstart samt Trainerwechsel mischen sie im Pokal und wohl auch in der Liga doch noch in den Endrunden mit.
Was eine turbulente Saison ist, wissen sie bei den Saarlouis Royals. Davon hatte der Frauenbasketball-Bundesligist in den vergangenen Jahren so einige absolviert. In die laufende Spielzeit, in der man eigentlich vorne mitspielen wollte, startete das Team mit nur einem Sieg aus den ersten sechs Spielen und dem Sturz auf den letzten Tabellenplatz. Erst nach dem folgenden Trainerwechsel stabilisierten sich die Leistungen der Mannschaft nach und nach. Für Ricky Easterling übernahm Dragana Svitlica das Ruder. „Wir haben relativ früh erkannt, dass es so nicht funktionierte. Und man lernt ja auch aus der Erfahrung heraus, dass es keinen Sinn macht, länger zu warten“, erklärt Vorstandsmitglied Thomas Mathieu und ergänzt: „Wenn offensichtlich ist, dass es nicht klappt, musst du schnell reagieren.“ Das tat der Verein mit der Verpflichtung der 35 Jahre alten Bosnierin, die selbst als Spielerin in den ersten Ligen von Bosnien, Spanien und Ungarn aktiv war und ihr Heimatland als Nationalspielerin vertrat. Als Trainerin war sie seit 2019 bei ZKK Orlovi Banja Luka in der Ersten bosnischen Liga und der Women Adreatic League erfolgreich. Zudem ist sie Cheftrainerin der weiblichen U18- und Assistenztrainerin der Frauen-Nationalmannschaft von Bosnien Herzegowina.
Viele Neuzugänge auf dem Platz
Darüber hinaus nahmen die Verantwortlichen kurzerhand auch Veränderungen im Kader vor und verpflichteten mit Sanja Mandic (28, kam von Politeh-SamGTU Samara/Russland), Milena Marjanovic (32, OA Chania/Griechenland) und Naomi Mbandu (24, Afora Givova Battipaglia/Italien) sowie mit der US-Amerikanerin Jaelynn Naomi Penn (24, UCLA Bruins/USA) vier Neuzugänge nach. Der Vertrag mit Devon Brookshire wurde derweil aufgelöst. Die Maßnahmen fruchteten, wettbewerbsübergreifend holte die neu formierte Mannschaft aus ihren ersten vier Spielen drei Siege. Die neue Cheftrainerin wurde dabei aufgrund der fehlenden Arbeitsgenehmigung anfangs noch vom sportlichen Berater Hermann Paar unterstützt. Ricky Easterling ist inzwischen Trainer des luxemburgischen Männer-Erstligisten BBC Gréngewald Hueschtert. „Wir sind nicht im Bösen auseinander gegangen, Ricky war uns immer wichtig. Aber natürlich konnten wir auch verstehen, dass er erst einmal Abstand zur Mannschaft wollte und beispielsweise nicht als Co-Trainer weiterarbeiten wollte“, sagt Mathieu und findet: „Für ihn und für uns ist es also ganz gut gelaufen.“
Das heißt für die Royals: Das drängendste Ziel, nämlich den Abstieg zu verhindern, wurde mit der neuen Cheftrainerin vorzeitig erreicht. Seither geht es darum, einen Play-off-Platz zu erreichen. Aktuell stehen die Chancen als Tabellen-Achter diesbezüglich gut. Bei nur noch drei ausstehenden Spielen haben die Royals vier Punkte Vorsprung auf den ersten Nicht-Play-off-Platz neun. „Wir müssen schon konzentriert bleiben, um unseren Platz zu halten. Die zweite Frage ist, wie groß der Unterschied ist, ob man die Runde als Achter, Siebter oder Sechster abschließt. Die drei, die ganz vorne stehen, sind alle sehr stark“, sagt Mathieu mit Blick auf Tabellenführer Rutronik Stars Keltern und die Verfolger Alba Berlin und TK Hannover. Denn: Der Einstieg in die Play-offs, also die Finalrunde im „K.o.-Modus“ sieht Duelle des nach Abschluss der Runde Tabellenersten gegen den Achten, des Zweiten gegen den Siebten und so weiter vor.
Im DBBL-Pokal stehen die Saarländerinnen schon länger als Endrunden-Teilnehmerinnen fest. Das sogenannte „Final Four“ wird sogar am 16. und 17. März 2024 in Saarlouis ausgetragen. Dort treffen die Gastgeberinnen am 16. März auf die Eigner Angels Nördlingen. Nördlingen hatte im Viertelfinale beim Saar-Zweitligisten Dillingen Diamonds mit 82:58 gewonnen. Im anderen Halbfinale duellieren sich im Anschluss Alba Berlin und Titelverteidiger TK Hannover Luchse. Tickets sind im online unter www.saarlouis-royals.net erhältlich. Ursprünglich hatten sich neben den Royals auch die Vereine aus Hannover und Nördlingen um die Ausrichtung beworben. „Nach sorgfältigen Abwägungen haben wir uns letztendlich dafür entschieden, das anstehende DBBL-Pokal TOP4 in Saarlouis auszurichten“, sagt Philipp Reuner, Geschäftsführer der Damen Basketball Bundesligen. „Gemeinsam mit den Saarlouis Royals werden wir nun intensiv daran arbeiten, dem deutschen Damenbasketball an diesem Wochenende eine ganz besondere Bühne zu verleihen.“ Grundsätzlich ist die Ausrichter-Rolle des Pokal-Finalturniers nichts Neues für die Royals. Allerdings: Nach einer Runderneuerung im Vorstand in den vergangenen Jahren ist es für das aktuell verantwortliche Team eine Premiere: „So eine Runderneuerung tut auch mal ganz gut. Es sind keine Leute mehr dabei, die veraltete Ansichten vertreten und eventuell noch störend einwirken könnten. Seitdem läuft das Ganze auch ein bisschen befreiter“, findet Thomas Mathieu. „Wir wollen dieses Turnier den Fans widmen, die ja einige Jahre darauf warten mussten, dass so etwas mal wieder kommt. Auch für sie haben wir gekämpft, das Final Four nach Saarlouis zu bekommen. Von daher hoffen wir auf ein schönes Turnier, das allen Spaß und Freude bringt.“ Das soll auch für jene Interessierten gelten, die nicht vor Ort dabei sein können. Alle Spiele der Pokal-Endrunde werden live und kostenfrei für alle auf dem Onlineportal sporttotal.tv übertragen und auch das SR-Fernsehen wird darüber berichten.
„Rundum-Erneuerung tut auch mal ganz gut“
Bevor es soweit ist, haben die Royals allerdings noch ein paar sportliche und planerische Hausaufgaben zu erledigen. Neben der Sicherung der Play-offs und der Organisation der Pokal-Endrunde gehört dazu auch die personelle Ausrichtung für die kommende Saison. Der Vertrag mit Cheftrainerin Dragana Svitlica läuft aus. „Im Moment spricht mal nichts gegen Dragana“, sagt Mathieu, „aber die heiße Phase der Saison steht uns ja erst noch bevor“. Darüber hinaus laufen derzeit erste Gespräche mit Blick auf die Verstärkung mit deutschen Spielerinnen und jungen Talenten – gern aus der Region. Durch die Zusammenarbeit mit Royals-Urgestein Hermann Paar habe man „gute Fortschritte im Bereich der Nachwuchsarbeit gemacht“ und plane eine Kooperation mit dem Oberliga-Tabellenführer ATSV Saarbrücken, für den aktuell schon Royals-Spielerin Laura Kneip aufläuft: „Wenn der ATSV aufsteigt, könnten wir unsere Talente in der Regionalliga Spielpraxis sammeln lassen“, erklärt Thomas Mathieu und ergänzt mit Blick auf die Kaderplanung für die kommende Saison: „Wir werden uns Anfang März mit der Trainerin zusammensetzen und mit ihr durchgehen, welche Spielerinnen wir gerne behalten möchten, welche wir überhaupt behalten können.“ Im Fall von einer Leistungsträgerin wie Destiny Littleton werde dies „sicher sehr schwierig. Mehr kann man zur Kaderplanung jetzt noch nicht sagen.“