Seit 2014 ist Patrick Weydmann (SPD) Bürgermeister von Merchweiler. Den Entwurf des Landesentwicklungsplans sieht er ambivalent, die geografisch zentrale Lage des Ortes sei für Bauwillige interessant.
Herr Weydmann, die Opposition im Landtag kritisiert den Landesentwicklungsplan als „vermurkst“, er greife zu tief in die kommunale Selbstverwaltung ein. Auch die Gemeinde Merchweiler ist nicht endgültig zufrieden mit dem Ergebnis, warum nicht?
Diese Landesentwicklungspläne schreiben Entwicklungen fest. Dadurch gibt es Chancen, aber auch Einengungen. Den großen Aufhänger der Kritik am LEP gibt es aus unserer Sicht nicht. Aber es gibt Punkte, auf die müssen wir hinweisen, weil sie nicht genügend berücksichtigt sind. Bei uns ist dies die Stellung der beiden Ortskerne. Merchweiler und Wemmetsweiler haben in etwa die gleiche Einwohnerzahl und Struktur, insofern sehen wir beide als gleichwertig, gleichberechtigt an. Das war zuvor nicht so und hat Auswirkungen auf die Planung der Infrastruktur. Natürlich gibt es für eine kleine Flächengemeinde wie uns Einschränkungen durch den LEP. Unsere geografische Lage würde noch einige Entwicklungsmöglichkeiten bieten, aber es gibt Restriktionen: Natur- und Umweltschutz oder der Flächenverbrauch.
Der Flächenverbrauch soll eingeschränkt werden, Merchweiler aber könnte mehr Baugebiete gut brauchen?
Unsere zentrale Lage im Saarland macht uns in Sachen Wohnungsbau sehr attraktiv. Wenn wir hier ein Neubaugebiet ausweisen, sind die Grundstücke in kürzester Zeit alle weg, trotz teils für unsere Verhältnisse horrender Grundstückspreise. Es ist nicht weit bis nach Saarbrücken, Neunkirchen, Saarlouis, unsere Lage an der A 8, nahe auch der A 623. Als nächstes Argument: unsere Infrastruktur. Es sind 5.000-Einwohner-Orte, aber mit allen großen Einzelhandelsketten im Umkreis von 1,5 Kilometern. Hinzu kommt die Schulstruktur, die auf Jahrzehnte hinaus in zweigliedrigen Klassen organisiert ist. Die Schulstandorte in Merchweiler und Wemmetsweiler sind also sicher. Für Senioren gibt es künftig die 54 Merchtalblick-Wohnungen des ASB in bester Lage, dort wird man bald anfangen zu bauen. In Sachen Kindertagesstätten haben wir noch Nachholbedarf, zwar gibt es davon vier im Umkreis, aber es braucht mehr Krippenplätze. Da bessern wir gerade nach mithilfe von „Litte Big Future“, einer Einrichtung mit 180 Plätzen. Das Grundstück hat die Gemeinde der RAG abgekauft und mittels Erbpacht an die Einrichtung weitervermittelt – ein einmaliger Vorgang im Saarland, darauf sind wir auch sehr stolz.
Die CDU fordert, die „Wahlfreiheit“ der Saarländer beim Bauen sollte erhalten bleiben – also, ob sie Einfamilienhäuser oder andere Gebäudeformen wie Reihenhäuser bevorzugen. Stimmen Sie dem zu?
Wie gesagt, der LEP ist ein Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung, indem man die Wohnentwicklung steuert. Wir kämpfen klar um jede Baustelle. Seit meiner Zeit als Bürgermeister hier, seit 2015, haben wir Kässeiters II mit 30 Baustellen als Neubaugebiet ausgewiesen und eines am Sonnenhügel mit zwölf Baustellen. Für unsere Gemeindegröße ist das viel. Gleichzeitig haben wir innerorts mit einem Baulückenkataster begonnen. Dort können sich die privaten Eigentümer freiwillig eintragen, wenn sie verkaufen wollen. Ich kann niemanden zwingen, diese zu bebauen. Aber ich kann anbieten, dieses Kataster für Bauwillige bereitzustellen, die dann mit den Eigentümern in Kontakt treten können. Was die Debatte rund um die Bauweise angeht: Wir haben einen Mittelweg bei unseren Neubaugebieten gefunden. Die Grundstücke haben wir klein zugeschnitten, teils unter 300 Quadratmeter, aber trotzdem bleibt der eigenständige Charakter eines frei stehenden Einfamilienhauses mit Gestaltungsmöglichkeiten für die Flächen rund ums Haus erhalten. Damit bleiben auch die Grunderwerbskosten im Rahmen, außerdem ist es noch möglich, eine Garage auf dem eigenen Grundstück zu nutzen und nicht in ein hundert Meter entferntes Garagenareal laufen zu müssen. So gibt es die Probleme beim Reihenhaus, wenn beispielsweise das Dach oder die Giebelwand erneuert werden muss, nicht. Aber es gibt eben auch keine großen Grundstücke, 600 qm aufwärts, mehr. Im Moment sind auch keine weiteren Neubaugebiete ausgewiesen.
2018 hat Merchweiler das Gewerbegebiet Altwies ausgewiesen, gibt es Notwendigkeiten für weitere oder Ausweitungen?
Nach Altwies haben wir Auf Bruchborn – Stennweiler Straße in Wemmetsweiler ausgewiesen. Dort ist auch noch ein Grundstück frei. Für weitere und erweiterte Gebiete gäbe es Flächen, die aber meist in privatem Eigentum sind. Solange der Privateigentümer nicht verkaufen will, können wir da nichts tun. An manchen Stellen im LEP wäre es auch wünschenswert: Es gibt eine Fläche, die gehört dem Forst. Diese unterliegt nicht dem Landschafts- und Naturschutz und liegt in der Nähe des Industriegebietes Altwies. Dort wäre tatsächlich auch schon Strom vorhanden, ein Umspannwerk grenzt direkt an. Der perfekte Ort für die Landesfeuerwehrschule, direkt an der A8, die aber dann nach Homburg gegangen ist. Solche Flächen wie diese Forstfläche müsste man rascher umwandeln können.
Der LEP beinhaltet erstmals auch Umweltaspekte, die zuvor in einem eigenen Entwicklungsplan festgehalten waren. Welche Auswirkungen hat der LEP hier auf die Gemeinde?
Es gibt hier zahlreiche Naturschutzgebiete: Natura Ill-Theel, Landschaft der Industriekultur Nord, all dies kommt natürlich nicht als Baugebiet infrage. Dies legt aber auch Rahmenbedingungen fest. Auf diese Weise kann aber auch ein landschaftlicher Eingriff an der einen Stelle innerhalb der Gemeinde an anderer Stelle der gleichen Gemeinde ausgeglichen werden. Uns nutzt es nichts, wenn der Ausgleich woanders stattfindet als in dieser Gemeinde. Hier haben wir also Vorteile. Was den Ausbau der Erneuerbaren angeht, wir haben eine Windkraftanlage auf der Erkershöhe, die auf Merchweiler Bann steht. Diese trägt sich wirtschaftlich, weil sie relativ hoch ist und die Windverhältnisse entsprechend sind. 30 Prozent der Energie, die Merchweiler und Wemmetsweiler verbraucht, wird dort hergestellt und ist mit einer Fläche von nur 1,5 Hektar ausgekommen. Nun will unsere Nachbargemeinde Friedrichsthal auf der Erkershöhe ebenfalls eine Windanlage bauen. Auch eine weitere Anlage im Bereich der Erkershöhe aber auf Merchweiler Bann könnte dazu kommen.