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WAS MACHT EIGENTLICH...

Mit Michael Jackson arbeitete er unter anderem an den Millionensellern „Thriller“ und „Bad“
Foto: IMAGO / Avalon.red

… Quincy Jones?

Als Arrangeur und Produzent war er an Erfolgsalben von Jazz-Größen und auch Michael-Jackson-Alben beteiligt sowie für etliche Filmmusiken verantwortlich. Der 91-jährige Grammy-Gewinner hat einen Leitfaden zur Selbstentfaltung veröffentlicht.

Eigentlich müsste ich es langsamer angehen lassen!“, erzählt Quincy Jones, der trotz seiner 91 Jahre und einiger medizinischer Eingriffe immer noch im Musikbusiness mitmischt. Er könne eben nicht anders, weil ihm die Musik immer noch eine gute Zeit verschafft. So war er 2022 noch als Gast auf dem Album „Dawn FM“ des Kanadiers „The Weeknd“ zu hören, der im Song „A tale of Quincy“ mit der Musiklegende eine Zwiesprache über persönliche Beziehungstraumata führt. Denn auch in Sachen Beziehungen ist Jones erfahren: Er war dreimal verheiratet, hat sechs Töchter und aus einer Beziehung mit Nastassja Kinski (1991-97) auch einen Sohn. Jones ist ein Multitalent und wurde als Musiker, Bandleader, Komponist, Arrangeur, Fernseh- und Filmmusikproduzent und Vizepräsident eines Plattenlabels zu einer der mächtigsten Figuren des Musikgeschäfts. Zudem produzierte er einige Filmklassiker wie „Die Farbe Lila“, zu dem er die Musik beisteuerte. Auch bei der Neuauflage des Filmmusicals 2023 war er als Produzent dabei.

80-mal für den Grammy nominiert

Auch mit 91 Jahren ist Jones noch ein musikalisches Schwergewicht
Auch mit 91 Jahren ist Jones noch ein musikalisches Schwergewicht - Foto: picture alliance / dpa

Jones trat schon als Teenager mit seinem Freund Ray Charles auf, hat danach für Elvis Presley Trompete gespielt, mit Jazzlegenden wie Count Basie oder Duke Ellington gearbeitet und den jungen Michael Jackson zum Superstar gemacht. Im Vorjahr würdigte Jones via Social Media das gerade 40 Jahre alt gewordene und vom ihm produzierte Super-Album „Thriller“ als „Ausnahme-Album eines Ausnahme-Künstlers“ und bedankte sich bei allen, die ihm bei der Umsetzung geholfen hatten. Jones ist als Arrangeur für Frank Sinatras legendäres, bei der ersten Mondladung gespieltes „Fly me to the moon“ ebenso verantwortlich wie als Produzent des Charity-Millionensellers „We are the world“, an dem fast 50 Rock- und Popstars mitwirkten. Seinen eigenen 30 Alben, von Kritikern meist gelobt, blieb jedoch der ganz große Erfolg versagt. Dabei gilt sein Album „Back on the block“ von 1989 auch als wegweisende Verschmelzung von Jazz und Hip-Hop und auch sonst überspannt seine musikalische Bandbreite locker die Jahrzehnte. Seine Karriere als Jazz-Trompeter musste Jones schon früh aufgeben, weil er nach einem Hirnaneurysma keine Blasinstrumente mehr spielen durfte. Er war 80-mal für den Grammy nominiert und hat den Preis 28-mal gewonnen! 1991 bekam er die Ehrenrose der „Rose von Montreux“, 1995 den humanitären Ehren-Oscar und 2008 die Jazz Masters Fellowship, die höchste Jazz-Auszeichnung in den USA. 2001 wählte man Jones in die American Academy of Arts and Science und 2005 in die Dance Music Hall of Fame.

Seine Karriere wurde 1991 im Film „Listen up – das Leben des Quincy Jones“ und später mehrmals mit Konzertmitschnitten dokumentiert. 2019 zeigt ihn der Fernsehfilm „A musical celebration in Paris“ 60 Jahre nach seinen Musikstudien in der französischen Hauptstadt im Kreise von über einhundert Weltklasse-Musikern bei der Aufführung seiner größten Erfolge. Zu seinem 90. Geburtstag am 14. März 2023 wurde Jones, der sein letztes eigenes Konzert vor fast fünf Jahren gegeben hatte, mit zwei Konzerten in Los Angeles geehrt. „Mit der Kraft der Musik erreiche ich Herz und Verstand von Millionen Menschen“, betonte dabei die Musik-Legende.

Er wollte nie berühmt werden

Auch mit 91 Jahren ist Jones noch ein musikalisches Schwergewicht und hat 2022 mit dem zehnbändigen Album „Meilensteine einer Legende“ 200 seiner größten Jazz-Aufnahmen der 50er- und 60er-Jahre zusammengefasst und seine Virtuosität dokumentiert. Der „Altmeister“ spart aber auch nicht mit Kritik an bekannten Interpreten, mit denen er im Studio gearbeitet hatte. Bei den Beatles bemängelte er die mäßige Instrumentenbeherrschung, bei U2 die nachlassende Fähigkeit,  noch gute Musik zu machen, und Michael Jackson unterstellte er sogar, öfter mal bei Kollegen geklaut zu haben. Kritik übt er auch an Taylor Swifts zeitgenössischem Pop: „Die Musikwelt braucht Songs, keine Hooks!“ Jones selbst erntete aber auch nicht nur Zustimmung für seine Arbeit. So heißt es bisweilen auch schon mal, vor allem von weißen Musikkritikern, er beute die schwarze Musik zugunsten des weißen Mainstreams aus.

Auf seine lange erfolgreiche Karriere angesprochen, betonte Jones gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“: „Ich hatte nie das Ziel, berühmt zu werden. Geld und Ruhm waren das Letzte, woran wir gedacht haben! Wir hatten uns für Musik interessiert. Berühmt wurden wir dann aus Versehen.“ Heutige Künstler hätten viel mehr Kommunikationsmöglichkeiten, um auf sich und ihre Musik aufmerksam zu machen und schnell erfolgreich zu werden: „Als wir anfingen, gab es nur das Radio“. Durch die Digitalisierung und Streamingportale sei „eine ganze Generation herangewachsen, die nie für Musik bezahlt hat.“ Darunter leide die Schallplattenbranche und nur die Spitzenleute könnten durch verstärkte Tournee-Tätigkeit für einen gewissen Ausgleich sorgen. Trotzdem ist Jones zuversichtlich: „Das Letzte, was von unserem Planeten verschwinden wird, sind Wasser und Musik!“ 

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