Die meisten Cola-Sorten sind wegen ihres extrem hohen Zuckergehalts nicht wirklich für den regelmäßigen Genuss zu empfehlen. Ein Luxemburger Lebensmittelhändler und eine Traditionsbrauerei setzen auf ein regionales Produkt – mit deutlich geringerem Zuckeranteil.

Unter diesem Slogan „Be lokal, Lët’z Kola“ – also „Seien Sie regional, trinken sie Luxemburger Kola“ – vermarktet der Luxemburger Lebensmittelhändler „La Provençale“ in Zusammenarbeit mit der Traditionsbrauerei „Brasserie Simon“ in Wiltz eine Serie von Erfrischungsgetränken passend zu ihrer Produktpalette „Lët’z“. Lët’z Kola ist der Star aus der Reihe der jüngst in die Vermarktung gekommenen Softdrinks aus dem Luxemburger Familienunternehmen „La Provençale“ aus Leudelange nahe der Stadt Luxemburg – oder Leudelingen, wie es im Deutschen heißt.
Varianten der braunen Brause, meist mit einem Übermaß an Zucker auf trinkbare Linie gebracht, gibt es zuhauf. Seit Ende 2022 allerdings setzten die Luxemburger Partner „La Provençale“ und „Brasserie Simon“ auf eigene, Luxemburger Alternativen. „Schon lange unterstützen wir als Unternehmen im Lebensmittelsektor die heimische Produktion Luxemburger Nahrungsmittel“, sagt Christian Steffen, Verkaufsleiter Deutschland von „La Provençale.“
„Gemeinsam mit den Eigentümern der ,Brasserie Simon‘ haben wir die Entscheidung getroffen, eine Linie von Erfrischungsgetränken zu entwickeln und zu vermarkten, die sich modern und gesundheitsbewusster an den Bedürfnissen der heutigen Konsumenten orientieren kann. Wir wollten, wie zwei Jahre zuvor mit anderen Produktlinien, eine weitere Marke mit in unser Sortiment aufnehmen, die zu 100 Prozent aus Luxemburger Produktion stammt.“
Der Trend kommt vor allem bei Jüngeren gut an
Gegründet wurde „La Provençale Sárl“ 1969 als Einzelhandelsfachgeschäft von den drei Luxemburger Kaufleuten Michel Eichen, Camille Studer und Georges Arendt als „Familienbetrieb mit Tradition, im Dienste der Gastronomie“ und Garant für beste Qualität, in der Innenstadt von Luxemburg. In ihrem Sortiment fanden sich hochwertige Spezialitäten aus aller Welt. Bis heute hat sich an ihrem Angebot kaum etwas verändert. Es reicht von der Königin aller Trüffel, der Tartufo bianco del Piemonte, einer italienischen Besonderheit, die zu den teuersten Lebensmitteln der Welt gehört, über japanisches (Kobe) A5 Wagyu Akune Gold-Rindfleisch bis zu kanadischem Hummer. Auch von Geflügel der ganz besonderen Art – etwa Kapaun, dem kastrierten Kapphahn, der von Feinschmeckern sehr geschätzt wird –über Edelbrausen aus der Champagne bis hin zu Kreszenzen aus den besten Weinbaugebieten der Welt ist auch heute alles im Überfluss zu haben.
Ende 2012 übernahm mit Jo Studer, Georges Eichen und Jeff Arendt die nächste Generation die Führung des Familienunternehmens. Seit ein paar Jahren glänzt der Lebensmittelhändler mit Erzeugnissen aus regionaler Produktion. Nun stieß neben Lët’z Frites, Lët’z Poulet, Lët’z Kürbis, Lët’z Hunneg (Honig), Lët’z Chips und vielen anderen Produkten unter dem Markenlogo Lët’z auch Lët’z Limo (Orangeade und Zitronenlimonade) und eben Lët’z Kola ins Sortiment.

„Mit unserer Luxemburger Kola haben wir bei der jüngeren Generation einen Trend geschaffen, der richtig gut ankommt“, erklärt Christian Steffen. „Auch bei Konzerten in Hallen oder open air und auch, noch etwas zaghaft, in der Gastronomie, etabliert sich dieses regionale Produkt aus unserem Hause.“ Der braune Softdrink aus unserem kleinen europäischen Nachbarstaat macht es eben der Konkurrenz nicht mehr ganz so einfach. Schließlich hat der Durstlöscher starke Argumente für sich in petto. Die Erfrischungsbrause beinhaltet 37 Prozent weniger Zucker als die Konkurrenz.
Die Menge an Zuckerrüben, die sich im landwirtschaftlich geprägten Bauern- und Bankenstaat anbauen lässt, reicht zur Produktion der Softdrinks nicht aus. So muss auch auf Zucker zurückgegriffen werden, der aus einer Raffinerie stammt, die sich in einigen Kilometern Entfernung befindet. Also entschied man sich auch aus Gründen der Nachhaltigkeit, den Zuckeranteil mittels des Süßkrauts Stevia um 37 Prozent zu verringern. Dadurch wird auch der Kaloriengehalt des Produktes um 35 Prozent gesenkt.
Die Zuckerersatzpflanze, in Südamerika schon lange bekannt, um Tee und Kaffee zu süßen, wurde schon in den 1920er-Jahren in großen Plantagen in Brasilien und Paraguay angebaut. Die dortige indigene Bevölkerung nutzt diese fast wie Melisse aussehende, grüne Pflanze als Heilpflanze bei der Zubereitung von Speisen und Getränken. Ihren Namen hat sie von den Guarani-Indianern die sie ka’a he’e, Süßkraut, nennen. Schon ein Viertel Teelöffel der zu Pulver extrahierten Blätter reicht aus, um eine Tasse Tee zu süßen.
Die Kola enthält kein Kaffee-Koffein. Der Geschmack kommt von dem Extrakt der Kolanuss. Der in der Nuss enthaltene recht hohe Koffeingehalt ist anders eingebunden und entfaltet deshalb eine andere Wirkungsweise, so dass Nebenwirkungen wie Herzrasen sehr selten auftreten. „Wir sollten allerdings den Konsum unseres Softdrinks nicht übertreiben“, sagt Steffen.
„Wissenschaftliche Untersuchungen belegen eine Verdauung anregende Wirkung, Durst und Hunger werden unterdrückt und ihre Inhaltsstoffe wirken gegen Kopfschmerzen und Fieber, bei Durchfall und Erbrechen. Also spielt die Nuss auch eine gesundheitliche Rolle. Jedoch sind die Mengen in unserem Produkt sehr gering.“
Das zu 100 Prozent Luxemburger Getränk ist garantiert frei von Konservierungsstoffen, künstlichen Farb- und Aromastoffen sowie Phosphorsäuren. Farbe und Aroma sind natürlichen Ursprungs. Und vor allen das Wichtigste – das Wasser – kommt aus den Brunnen der Brauerei Simon in Wilz, einem Kanton im „Ösling“, luxemburgisch Éislek, im Norden der Luxemburger Ardennen.
Der Familienbetrieb Brasserie Simon existiert seit 1824. Seit 2003 wird die Brauerei in fünfter Generation von Betty Fontaine geführt. Die Brasserie ist eine von nur noch vier existierenden Privatbrauereien im Großherzogtum und Hoflieferant der Herzoglichen Familie. Die Brauer kochen neun Varianten typischer Luxemburger Biere mit den Grundstoffen aus der Region von Luxemburger Landwirten. Handwerkliche Herstellungsverfahren und natürliche Rohstoffe machen das Familienunternehmen zu einem starken Akteur auf nationaler Ebene.
Gespräche mit Gastronomen
Mit handwerklichem Können und regionalen Rohstoffen erzeugen die Wiltzer Klassiker wie das Simon Pils, Simon Régal und Simon Dinkel. Mit dem Simon IPA, einem Indian Pale Ale, brauen sie auch eine hopfenlastige Alternative, die ihre Bitterkeit durch fünf verschiedene Hopfensorten erhält. Zwei alkoholfreie Biere befinden sich im Portfolio und selbstverständlich auch ein Spezialbier Simon Triple mit 7 Prozent Alkoholgehalt. Die Grundprodukte Gerste, Weizen, Hafer und Dinkel für alle diese Biere stammen aus dem Großherzogtum.

Hinzu kommt seit einem Jahr die Herstellung der Limonaden Zitrone und Orange und der ersten Luxemburger Kola. Als die Geschäftsführer von „La Provençale“ die Idee hatten, die erste Linie mit Erfrischungsgetränken aus rein regionaler Produktion zu starten, fanden sie auf Anhieb mit den Wiltzer Brauern die passenden Partner. Die „Brauerei Simon“ investierte 1,5 Millionen Euro, baute ihre Produktionsstätte aus und kaufte die nötigen Maschinen.
Saarland auch als Vertriebsziel
„Ein Jahr nach Markteinführung haben wir uns nun zumindest in hiesigen Supermärkten ein Standbein geschaffen“, sagt Verkaufsleiter Steffen. „Nun möchten wir uns in der Gastronomie mit unserem regionalen Produkt ebenso behaupten. Toll wäre es auch, wenn Händler in den angrenzenden Regionen auf den Regionalzug aufspringen würden.“
Schön wäre das allerdings, denn die beiden Regionalpartner verfügen nicht über die riesigen Werbesummen der ganz großen Multikonzerne. „Wir sind angewiesen auf die Unterstützung der Kunden aus der Region. Im Saarland führen wir Gespräche mit dem Einzelhandel. Das Interesse an Lët’z-Softdrinks ist da, und mit der Hamburger fritz-kola wären wir eine echte Bereicherung für den Markt“, sagt Christian Steffen. „Vielleicht noch eine Bemerkung zu unserem frisch und modern gestalteten Etikett. Die Grafik zeigt die Silhouetten der Wahrzeichen des Großherzogtums Luxemburg. Etwa die Philharmonie, die Basilika von Echternach, Schloss Vianden, die Gēlle Frau und einige mehr“, erzählt er.
Die Erfrischung wird übrigens in Pfandflaschen aus Glas gefüllt, denn die „Brasserie Simon“ und „La Provençale“ machen sich für eine umweltgerechtere Alternative zu Kunststoffverpackungen stark.