Timo Port ist der beste deutsche U18-Hammerwerfer. 2024 wechselte der Saarländer von der VT Zweibrücken zum SV GO! Saar 05 Saarbrücken und peilt dort das U20-WM-Finale an.
Wie kommt man als junger Mann zum Hammerwurf? „Das ist eigentlich eine unspektakuläre Story“, findet Timo Port und fängt an, sie zu erzählen: „Ich habe bei der VT Zweibrücken ganz normal in der Kinderleichtathletik mit dem Dreikampf begonnen, also Ballwurf, Weitsprung und 50 Meter-Laufen. In dieser Gruppe habe ich dann auch relativ lange trainiert.“ Solange, bis seine damalige Trainerin bei ein, zwei Einheiten krankheitsbedingt von Jörg Zimmermann, seines Zeichens Hammerwurf-Trainer, vertreten wurde. „Er hat uns dann gefragt, ob wir nicht Lust hätten, das Hammerwerfen einmal auszuprobieren“, erinnert sich der heute 17-jährige Port. Und daran, dass er Lust dazu hatte: „So hat es dann angefangen. Zuerst mit Grundtechniken und ganz kleinen Gewichten. Aber schon damals hat es mir gleich so gut gefallen, dass ich gleich eine Leidenschaft dafür entwickelt habe.“
Der erste Titel nach einem Jahr
So richtig spektakulär klingt dies tatsächlich nicht. Wird es aber, wenn man den weiteren Verlauf seiner jungen Karriere reflektiert: Nach nur einem Jahr im Hammerwurf-Training nahm er erstmals an einem Wettkampf teil – und zwar gleich an den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften. „Dort habe ich dann auch meinen ersten Titel geholt“, berichtet er fast nüchtern von einem Auftakt nach Maß. „Bis dahin war es aber schon ein langer Weg“, relativiert der junge Mann, der aus Biesingen bei Blieskastel stammt und mittlerweile in Zweibrücken wohnt: „Ich habe mit einer Drehung angefangen, dann wurden immer wieder neue Trainingsreize gesetzt und immer weiter an der Technik gefeilt, bis ich am Ende soweit war.“ Der Prozess des Feilens an den Details und des weiteren Kraftaufbaus dauert an. In der Zwischenzeit hat Timo Port schon einige Deutsche Meistertitel unterschiedlicher Altersklassen eingefahren. Und dabei gelernt, dass Talent nicht alles ist: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man nichts geschenkt bekommt und dass ich nicht alle Wettkämpfe gewinnen kann“, gibt er einen Einblick in seine persönliche Entwicklung. Genauso hat er gute Platzierungen neben dem Podium zu akzeptieren und schätzen gelernt, wie der starke 7. Platz als einer der jüngsten Teilnehmer bei der Junioren-Europameisterschaft 2022 in Jerusalem. Ein Jahr später wurde er beim European Youth Olympic Festival Sechster. Die deutsche Jahresbestenliste 2023 der Altersklasse U18 führt er mit einer Weite von 74,09 Metern (fünf Kilo-Hammer) mit fast vier Metern Vorsprung an.
Im Januar 2024 stand schließlich der nächste Karriereschritt an: Port wechselte von seinem Heimatverein VT Zweibrücken zum SV GO! Saar 05 Saarbrücken. VTZ-Vorstand Martin Graßhoff sagte anlässlich Ports Verabschiedung zum neuen Verein dem Pfälzischen Merkur: „Timo Port ist der mit Abstand erfolgreichste Sportler, den die VTZ seit ganz, ganz vielen Jahren hatte. Timo ist viel mehr als jemand, der einen Hammer weit werfen kann. Er ist bescheiden, leise, sympathisch. Das wäre bei diesen Erfolgen nicht jeder geblieben.“ Derzeit trainiert Port mit dem früheren Olympiateilnehmer Christoph Sahner am Sportcampus Saar (früher: Hermann-Neuberger-Sportschule) in Saarbrücken. Dort bereitet er sich auf die Deutschen U20-Meisterschaften vor, die Ende Juli in Koblenz ausgetragen werden. Danach richtet sich sein Fokus auf die U20-Weltmeisterschaft Ende August in Lima (Peru). „Wir verstehen uns sehr gut und arbeiten sehr gut zusammen“, sagt Timo Port über seinen neuen Trainer und ergänzt: „Er weiß, worauf es bei mir ankommt.“
Bei der WM in den Endkampf kommen
Und er selbst weiß, was er noch erreichen möchte. Bei den Deutschen Meisterschaften will er seine Leistungen der Vorjahre bestätigen und den Titel gewinnen. Bei der WM in Peru will er „auf jeden Fall in den Endkampf kommen.“ Was seine Bestweite angeht, so will er dieses Jahr mit dem sechs Kilo-Hammer die 72 Meter-Marke knacken. „Meine Technik wird so schnell noch nicht perfekt sein, aber ich bin auf einem guten Weg, sodass sie ständig besser wird“, ordnet Port seine Fähigkeiten so realistisch wie selbstbewusst ein. Sein großes Vorbild auf dem Weg hin zum Erreichen seiner Ziele ist der österreichisch-deutsche Ex-Gewichtheber Matthias Steiner. „Sein Leben ist kurz vor den Olympischen Spielen auseinandergefallen und trotzdem hat er alle seine Kräfte in diesem einen Moment bündeln können“, beschreibt Port ein Erlebnis, das ihn nachhaltig beeindruckt hat. Steiner feierte bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 seinen größten sportlichen Erfolg, als er der erste deutsche Olympiasieger im Gewichtheben seit 16 Jahren wurde. Bei der Siegerehrung hielt er unter Tränen ein Foto seiner 2007 verstorbenen Ehefrau in der Hand, der er die Goldmedaille widmete.
Timo Port ist noch Schüler und besucht die berufsbildende Ignaz-Roth-Schule in Zweibrücken, an der er in diesem Jahr sein Fachabitur ablegen möchte. Die Chancen dafür stehen sehr gut: Die Noten stimmen, obwohl sich Port neben der Schule noch auf den Leistungssport konzentrieren muss. „Bisher hatte ich auch was die Abstimmung von Fehlzeiten wegen Lehrgängen oder Wettkämpfen angeht keine Probleme. Hier sind mir alle Lehrerinnen und Lehrer immer entgegengekommen“, sagt Port, der mit dem Fachabi in der Tasche nach den Sommerferien zur Polizei gehen und sich dort der Sportfördergruppe anschließen wird. Eine nahezu perfekte Kombination aus Berufsausbildung und Leistungssport. Für Timo Port sowieso, weil er damit quasi eine Familientradition fortsetzt. „Von daher habe ich schon früh sehr gute Erfahrungen mit dem Beruf gemacht. Das war schon immer mein Berufswunsch: Entweder zur Polizei oder etwas im Handwerk“, verrät er und ergänzt: „Dass ich das so gut mit dem Sport verbinden kann, macht es natürlich noch besser.“
Perspektivisch will Tim Port, wie sein großes Vorbild Matthias Steiner, selbst an Olympischen Spielen teilnehmen. Logisch – ist es doch das größte Ziel fast aller Sportlerinnen und Sportler: „Also Paris 2024 wird ein bisschen sehr knapp“, sagt Port und lacht, „Aber ich habe mir in den Kopf gesetzt, 2028 in Los Angeles dabei sein zu wollen.“ Für den hochtalentierten Senkrechtstarter, der viel mehr ist und kann, als einen Hammer weit zu werfen, sollte dies machbar sein.