Bülent Ceylan ist einer der Top-Comedians in Deutschland. Markenzeichen: schwarze Mähne und der kurpfälzische Dialekt, in dem er dem Publikum Klischees aus dem deutsch-türkischen Alltag präsentiert. Wir erfuhren, wie er aus Peter Maffay einen Metal-Sänger machte und warum es nie genug Lieder gegen Nazis gibt.
Herr Ceylan, auf Ihrer neuen Platte „Ich liebe Menschen“ singen Sie im Lied „Yallah Hopp“ augenzwinkernd über Ihr Leben als Familienvater, Gatte, Künstler und Businessman – und Ihre Leidenschaft für Hard Rock und Metal. Sie haben auch schon Schubert-Lieder gesungen, aber warum macht Sie ausgerechnet schnelle, harte und laute Musik glücklich?
Sie macht mich eigentlich schon immer glücklich. Rockmusik ist ja nicht immer nur laut und hart, sondern es gibt auch Balladen wie Metallicas „Nothing Else Matters“. Diese Musik geht bei mir am meisten ins Blut. Für mich die beste Therapie gerade in Zeiten, in denen man sich so ärgern kann über den Rechtsruck. Da kann man die Musik im Auto mal schön laut machen und alles rauslassen. Das ist wie ein Filter. Rock- und Metalfans gehen auf Festivals wie in Wacken zwar alle ab, aber sie sind eines der friedlichsten Völkchen. Auf der Full Metal Cruise denkt man zuerst, die werden jetzt bestimmt die Kabinen zerstören, aber am Ende sagte sogar das Personal, dass die Metaller zu den friedlichsten und saubersten gehören.
Metal hat den Ruf, nicht die intelligenteste und schönste Musik auf Erden zu sein. Wollen Sie mit Ihrem eigenen Metal-Album gegen dieses Klischee ankämpfen?
Das ist nicht mein Hauptziel, weil ich das nicht so fühle. Es ist ein Klischee, dass Metaller immer laut sind. Auf meinem Album singe ich: Wenn wir Metaller traurig sind, kämmen wir uns die Haare und hören heimlich Ed Sheeran. Das bringt Leute zum Lachen. Der gemeinsame Nenner von Metal- und Schlagerfans ist die Ballade „Wohin du gehst“, ein Herzenslied. Aber ich habe auch ernsthafte Songs mit Ansage wie „Lieder gegen Nazis“, „Klopf Klopf“ oder „Rüstung aus Hass“. Letzteres ist auch das Schlusslied meines neuen Comedy-Programms. Es ist nötig, eine Ansage zu machen gegen Hassprediger und Rassisten. Ich muss auch gegenüber meinen Kindern zeigen, dass ich zumindest versucht habe, etwas zu machen. Toll ist, dass gerade so viele Menschen auf die Straße gehen und gegen Rechts demonstrieren.
Ist der Albumtitel „Ich liebe Menschen“ ein bewusstes Statement gegen den Hass und die Hetze der Gegenwart?
Ja. Der eine oder andere Kritiker könnte jetzt sagen, dass der Titel sehr naiv sei. Aber man muss nicht unbedingt Christ sein, um Nächstenliebe zu verbreiten, wobei ich mich zum christlichen Glauben bekenne. Egal, mit welcher Religion man aufgewachsen ist – man sollte einfach den Menschen respektieren. Bei meinen Shows dürfen alle sein – ob Juden, Moslems oder Christen. Hier herrscht Liebe. Und wem das nicht passt, der muss auch mal auf die Schnauze fallen, damit er endlich checkt, dass Gewalt nie eine Lösung ist. Ich habe ja selbst Kinder. Ich finde es schade, dass der Frust vieler Menschen dazu führt, dass sie einen Sündenbock finden wollen. Und das sind dann meist Ausländer. In einer Demokratie kann man alles kritisieren, aber überhaupt nicht mehr miteinander zu reden oder Medien pauschal als Lügenpresse zu bezeichnen, bringt uns nicht weiter. Mir ist unbegreiflich, dass man so hassen kann.
„Anders gleich“ ist ein Duett mit Peter Maffay. Wie haben Sie aus Maffay den Metal-Rocker herausgekitzelt?
Ich bin sehr froh, dass er zu meinem Freundeskreis zählt. Peter Maffay ist eigentlich Rocker, auch wenn er mit Balladen immer am erfolgreichsten gewesen ist. Aber er sagte zu mir: „Es kann ruhig auf die Zwölf sein. Viele denken, dass mache ich nicht mehr. Doch, doch.“
So hart hat Peter Maffay noch nie geklungen.
Es muss auch hart sein, es ist ja ein Lied gegen Rassismus. Peter war begeistert von dem Text und hat daran nichts verändert. Aber es gibt bei dem Song auch den Peter-Maffay-Moment, wo er kurz ganz alleine singt. Da hört man, dass es wirklich er ist, der da singt.
Die Krönung wäre jetzt ein Auftritt von Maffay und Ihnen auf dem Wacken-Festival, wo Sie ja schon einmal gespielt haben. Wäre das theoretisch denkbar?
Auf jeden Fall. Sogar Helene Fischer hat mich schon gefragt, ob das funktionieren würde. Wir haben in ihrer Show einmal zusammen eine Heavy-Metal-Version von „Atemlos“ gesungen. Das fand sie richtig geil. Auch mit Roland Kaiser habe ich eine Rock-Version von „Santa Maria“ gemacht, wie im Februar in der ZDF-Jubiläumsshow zu sehen. Stellen Sie sich einmal vor, ich wäre auf Wacken und es kämen Peter Maffay, Helene Fischer und Roland Kaiser dazu. (lacht) Dann hätte ich es geschafft!
In dem Song zeigen Maffay und Sie Haltung gegen Rassismus, Homophobie und Diskriminierung. Nun haben sich Rechtsextreme, AfD-Funktionäre und private Unterstützer in dem Hotel „Landhaus Adlon“ bei Potsdam über Vertreibungen von Menschen mit Migrationshintergrund beraten. Was haben Sie gedacht, als Sie davon hörten?
Also, diese ganzen Horrormeldungen habe ich gleich in mein neues Programm „Yallah Hopp!“ mit aufgenommen, wo ich sage: „AfD – das Gegenteil von künstlicher Intelligenz. Habt ihr mitbekommen, dass die jetzt Menschen wie mich, die jahrzehntelang zuverlässig ihre Arbeit gemacht haben, aus Deutschland verbannen wollen? Jetzt weiß ich, wie sich meine Ölheizung fühlt!“ Das ist natürlich als Witz gedacht, aber es ist auch eine Ansage. Die AfD-Leute sind schon clever, indem sie genau die Ängste ansprechen, die die Menschen in Deutschland gerade verspüren. Ich glaube aber, der Protest gegen diese Partei hat viele wachgerüttelt. Wir haben doch alle einen Freund, der Ali, Achmed oder Czuckowitz heißt. Das sind Leute, die unsere Heizungen reparieren oder uns pflegen, wenn wir alt sind. Aber es gibt tatsächlich auch Deutschtürken, die bewusst die AfD wählen und jetzt merken, dass sie sich damit selbst aus diesem Land rauswählen. Hoffentlich wachen die jetzt alle auf!
Der Stuttgarter Schlagersänger DJ Robin (Hit: „Layla“) hat sich in einem Interview klar gegen die AfD und Rechtspopulismus positioniert. Das hat eine Welle von Hassnachrichten in den sozialen Medien ausgelöst. Sind Sie auf ähnlich heftige Reaktionen vorbereitet?
Ich habe auch schon solche Reaktionen bekommen. Bei „Lieder gegen Nazis“ erwähne ich ja nicht mal die AfD, aber einige ihrer Leute oder Anhänger schrieben mir: „Du meinst jetzt aber nicht uns, oder?“ Die fühlten sich also ertappt. Dann ist doch eigentlich schon alles gesagt. Je mehr wir anderen den Mund aufmachen, desto kleiner werden die Rechten. Wer versucht, Menschen mit Migrationshintergrund Angst zu machen und sie zu bedrohen, mit dem muss die Regierung knallhart umgehen. Da ist Schluss! Und noch mehr Aufklärungsarbeit an Schulen wäre wichtig.
Ihr Album wurde von Michael Herberger („Sing meinen Song“) und Henning Verlage (Unheilig, Eisbrecher, Frei.Wild) produziert. Die Musik erinnert an Rammstein, Oomph! oder Eisbrecher. Wollen Sie jetzt mit denen in Konkurrenz treten?
Was heißt Konkurrenz, ich möchte Musik machen, die mir liegt. Wenn ich mit der Band durchstarten würde und wir die eine oder andere Halle füllen könnten, würde ich mich freuen. Es ist schon auch eine Sache, die ich sehr gerne mag.