In „Dream Scenario“ erscheint vielen Menschen derselbe Mann in ihren Träumen. Nicolas Cage feiert in dieser Science-Fiction-Komödie sein Comeback. Seit dem 21. März im Kino zu sehen.
Kaum ein anderer Schauspieler hat seine Karriere so sehr versemmelt wie Nicolas Cage. In den 1980er-Jahren begann sein Aufstieg zum Superstar mit Filmen wie „Rumble Fish“ (1983), „Peggy Sue hat geheiratet“ (1986) und „Mondsüchtig“ (1987); für „Leaving Las Vegas“ (1995) bekam der jetzt 60-Jährige einen Oscar als Bester Hauptdarsteller. Seine Millionengagen investierte Cage in fragwürdige Immobilien und machte so hohe Verluste, dass er in den 2000er-Jahren für mehrere Filme in oft mangelnder Qualität vor die Kameras trat. Action („Drive Angry“), Kriegsfilm („USS Indianapolis: Men of Courage“), Science-Fiction („Astro Boy“), Fantasy („Duell der Magier“), Horror („Mom and Dad“): Cage drehte jeden Film, um seine Steuerschulden zu bezahlen. Das gelang ihm zwar, den Ruf als Trash-Schauspieler wurde Nicolas Cage erst einmal nicht los. Aber er hat die Kurve gekriegt und bekommt seit einigen Jahren wieder Filmrollen mit Anspruch. Auch sein neuer Film „Dream Scenario“ ist sehenswert und unterhaltsam.
Vom Langweiler zum Social-Media-Star
Paul Matthews führt ein unauffälliges Leben. Als Dozent unterrichtet er gelangweilte Studierende, sein Hobby ist das Beobachten von Ameisen, seine Ehe ist längst in Routinen festgefahren. Dann geschieht etwas Seltsames. Immer mehr Leute erzählen ihm, dass er in ihren Träumen erschienen ist – erst seine Tochter, dann seine Jugendfreundin und auch völlig fremde Menschen. Er fragt nach und erfährt, dass sein Auftreten in diesen Träumen ebenso unauffällig ist wie im echten Leben: Stets steht er am Rande der Traum-Szenen und beobachtet offenbar unbeteiligt das Geschehen. Mal sieht er, dass eine Schlafende von Krokodilen bedroht wird; in einem weiteren Traum erlebt er, wie Menschen vom Himmel fallen, sogar Erotikszenen beobachtet er teilnahmslos. Wie kommt es, dass Paul zum Traumbeobachter wird? Ohne die Antwort zu kennen, nimmt Paul diese Merkwürdigkeit an, denn sie verschafft ihm die Aufmerksamkeit, die er sich so lange gewünscht hat. Dass er aber den Menschen weiterhin ebenso im Schlaf erscheint, wie er im echten Leben ist, nervt ihn. Er will nicht länger ein Langweiler sein, kein „bemerkenswerter Niemand“, wie ihn die Träumenden nennen.
Für Nicolas Cage ist der völlig unscheinbare Paul ein Glücksgriff. Mit einer ordentlichen Wampe, einer Halbglatze und Kleidung in Beige und Grau ist Cage kaum wieder zu erkennen. Vorbei die Zeiten, in denen Cage muskelbepackte Knackies („Con Air“ 1997) oder abenteuerliche Schatzsucher („Das Vermächtnis der Tempelritter“ 2004) gespielt hat. Die Rolle des gescheiterten Ehemannes und erfolglosen Professors steht Cage gut und er verkörpert auch Pauls weitere Entwicklung glaubwürdig. Denn dessen unerwartete Karriere gewinnt an Fahrt, als die Medien auf ihn und sein merkwürdiges Erscheinen in den Träumen aufmerksam werden. Das geht für Paul nicht gut aus. „Dream Scenario“ nimmt die Wende von der anfänglichen Gruselstory zur Abrechnung mit schnellem Ruhm und den stets gierigen Medien.
Sehenswerte Tragikomödie
Vor den Kameras wird Paul nun als Erotik-Star, als Mörder und als Freddy Krueger mit Krallenhand aus Plastik inszeniert. Paul kann der Verlockung des Ruhmes nicht widerstehen. Ihm entgleitet sein neues Star-Image als Traummann wider Willen ebenso wie sein Berufs- und Privatleben, denn auch für seine Ehefrau hat Pauls Auftreten auf TikTok und im Fernsehen schwerwiegende Konsequenzen. Damit nicht genug, denn zum Schluss taucht Paul in seinen eigenen Träumen auf – und in denen bleibt er nicht der passive Zuschauer, sondern wird mit Waffengewalt zum Jäger seiner Selbst.
Nicolas Cage schöpft offenbar aus den Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte seiner Rauf-und-Runter-Karriere. Er spielt jede neue Paul-Version mit großer Sorgfalt zur Freude der Filmfans. Er stellt die emotionalen Höhen und Tiefen von Langweiler Paul gekonnt dar und macht den Film zu einer gelungenen Tragikomödie. „Dream Scenario“ markiert das Ende von Cages B-Movie-Karriere. Er ist als Schauspieler kein „bemerkenswerter Niemand“ mehr, sondern seine Karriere gewinnt wieder an Fahrt – eine Nominierung für den Filmpreis „Golden Globe“ für seine Rolle als Paul ist der Beweis.