Wie sieht der Wald der Zukunft aus? Wenn der Mensch so weitermacht wie bisher: nicht gut. Der Klimawandel schreitet fort und mit ihm das Waldsterben. Doch es gibt noch Hoffnung. Zurück zu den Wurzeln lautet die Devise. Der Wald kennt den Weg.
Deutschland ist eines der waldreichsten Länder Europas. Ein Drittel der Fläche ist mit Wald bedeckt. Der bindet pro Jahr rund 57 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Das ist so viel, wie alle Nutzfahrzeuge im gleichen Zeitraum ausstoßen. Knapp ein Viertel dieses Waldes ist älter als 100 Jahre. 45 Prozent davon sind Laubbäume, über die Hälfte Nadelhölzer, insbesondere Fichte und Kiefer. Doch dem Wald geht es schlecht.
Die jährliche Waldzustandserhebung der Bundesregierung hat ergeben: Vier von fünf Bäumen sind krank. Über Jahrtausende hat der Mensch sich eine Kulturlandschaft geformt. Darin pflanzte er Monokulturen, die er für seine forstwirtschaftlichen Zwecke brauchte. Insbesondere ihnen setzen Trockenstress und Hitze zu. Das Innenklima geht verloren, weil der Wald sich immer weiter aufheizt. Schwere Maschinen und Schadstoffe aus Luft und Landwirtschaft degradieren und belasten die Böden. Diese versauern und trocknen aus. Niederschläge können nicht mehr gespeichert werden. In der Folge sterben Bäume und das Kronendach lichtet sich. Dadurch scheint noch mehr Sonne in den Wald – ein Teufelskreis.
Wo Licht hinfällt, wachsen Gräser und Sträucher. Die sind eine Delikatesse für Rehwild, dessen Population immer weiter wächst. Während die Tiere die Jungbäume anknabbern und damit die natürliche Verjüngung des Waldes aufhalten, streiten Försterinnen und Jäger, wer schuld daran ist.
Der Wald steht kurz vorm völligen Burn-out
Laut dem Thünen-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, fanden 2020 im Cluster „Forst und Holz“ rund eine Million Menschen Arbeit und Einkommen. Im selben Jahr wurde mit dem Wald ein Umsatz von 180.623 Millionen Euro gemacht, das Verlags- und Druckereigewerbe eingeschlossen. Je mehr Holz man dem Wald aber entnimmt, desto mehr heizt er sich auf.
Nach wissenschaftlichen Schätzungen sind derzeit 5,6 Prozent der Waldfläche nutzungsfrei, was dem Ziel der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt entspräche. Allerdings nur, wenn man nicht begehbare Flächen mit einbezieht. Lässt man diese außen vor, bleiben lediglich circa drei Prozent – Ziel verfehlt.
Der Mensch fordert einiges vom Wald: Ressourcen, Kühlung, Schutz und Erholung. Doch der Wald steuert auf einen Burn-out zu. In manchen Sommern im wahrsten Sinne des Wortes.
Wälder wird es immer geben. Dem Menschen aber geht es um den Erhalt seiner Kulturlandschaft. Funktionieren wird das nur, wenn er der Natur ein Stück Kontrolle zurückgibt – und einsieht, dass sie es am Ende vielleicht besser weiß.