Eines der wichtigsten Turniere einer jeden Golfsaison steht unmittelbar vor der Tür. Das sogenannte The Masters Tournament in Augusta findet zum 88. Mal statt. Wer sind die Favoriten? Wer kann möglicherweise überraschen? All das und noch vieles mehr lesen Sie hier.

Ein grünes Jackett kann man in jedem Kleidergeschäft nach Wahl kaufen. Manchen gefällt es, manchen aber auch nicht. Das ist zugegeben keine neue Erkenntnis über Modegeschmack. Dennoch gibt es Menschen, die ein ganzes Jahr darauf hinarbeiten, ein solches grünes Jackett zu bekommen. Ich spreche hierbei nicht über die Teilnehmer von Shopping-Sendungen im Fernsehen sondern von einem Turnier, das ebenfalls im TV zu sehen ist. Das „The Masters Tournament“ vereint die besten Golfer der Welt. Jeder einzelne golft gegen die Konkurrenz um die Wette oder besser gesagt um das beste Par. Und all das, um sich danach das bereits beschriebene Jackett in grün überzustreifen und in hunderte Kameras zu grinsen. Ein Modeereignis in der großen Welt des Golfs. So ganz nebenbei ist zu erwähnen, dass sich der Gewinner und stolze Besitzer des vielbesagten Jacketts auch über eine sehr hohe Geldsumme freuen kann. Also ist das grüne Jackett doch nicht der alleinige Motivationsanschub für die Golfer.
Jahrelange Traditionen

Seit 1934 findet dieses traditionelle Golfturnier statt. Es ist das erste von insgesamt vier sogenannten Major-Turnieren im professionellen Golfsport. Jedes Jahr startet das „Premieren-Major-Turnier“ auf demselben Platz. Auch die Turnierwoche weist eine jahrelange Tradition auf. Am Dienstag vor Beginn des Turniers wartet das sogenannte „Champions Dinner“. Das Menü wird traditionell vom Gewinner des Vorjahres bestimmt. Dieser hört auf den Namen: Jon Rahm. Der 29-jährige Baske gewann im letzten Jahr das Masters Tournament. Nicht nur über ein Kleidungsstück mehr in seinem Schrank freute sich Rahm. Vielmehr noch überwog der Stolz des Spaniers nach dem Gewinn: „Wir träumen alle von Dingen wie diesen als Spieler, und man versucht, sich das vorzustellen, wie es sein wird und wie es sich anfühlen wird. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal weinen würde, weil ich ein Golf-Turnier gewinne, aber ich war sehr nah dran am 18. Loch.“ Auf das bereits beschriebene „Champions-Dinner“ hat der Baske eine enorme Vorfreude: „Mit all diesen großen Champions sprechen zu müssen. Es ist ziemlich beängstigend. Ich denke, ich werde einfach aus dem Herzen sprechen, und das ist es, was normalerweise die bessere Rede liefert.“
Kommt man zum Wochenplan zurück, findet am Mittwoch vor dem Turnierstart der Par-3-Wettbewerb statt. Hierbei können die teilnehmenden Golfprofis ihre Familien und Freunde mit an den Start bringen. Der Gewinn dieses Turniers ist daher lediglich eine Nebensache. Denn laut Statistik ist der Sieg in diesem Turnier ein schlechtes Vorzeichen für das folgende Hauptturnier einen Tag später. Und genau jenes hatte Rahm im vergangenen Jahr 2023 gewonnen. Besonders hervorzuheben war der Erfolg mit Blick auf seine Konkurrenz. Weitere Stars wie Phil Mickelson, Jordan Spieth oder Rory McIlroy hatten gegen den furiosen Basken das Nachsehen.
Vorfreude aufs „Champions-Dinner“

Genau das soll sich in diesem Jahr ändern. Vom 11. April bis zum 14. April treffen sich die besten Golfspieler der Welt in Augusta. Darunter wenig überraschend auch der bereits beschriebene Vorjahres-Sieger Jon Rahm. Doch Rahm ist in hochklassiger Gesellschaft. Niemand geringeres als der momentane Weltranglisten-Erste Scottie Scheffler und der derzeit Zweite der Welt Rory McIlroy stehen dem Spanier, der auf Platz drei der Welt steht, gegenüber. Scheffler geht als einer der Mitfavoriten auf den Gewinn des Turniers in das Wochenende. Das weiß auch Rahm und zeigt dementsprechend Respekt: „Ich bin mir völlig bewusst, wo Scottie steht. Ich habe es in den letzten zwei Jahren gesehen. Er ist jemand, der es geschafft hat, wenn man unter Druck steht und es erledigen muss.“ Der amerikanische Profigolfer selbst genießt den momentanen Erfolg. Hat er bereits 2298 Punkte auf der Haben-Seite. Trotz der zweifellos großen Euphorie um seine Person weiß der Amerikaner ganz genau, auf dem Boden zu bleiben. „Wenn ich anfangen würde, meine Trophäen zu nehmen und sie im ganzen Haus zu verteilen und mich aufzuführen, würde mir meine Frau wohl einen Schlag auf den Kopf verpassen und mir sagen, dass ich mich mal beruhigen soll“, so der 27- Jährige über seine Einstellung in Verbindung mit seinem aktuellen Erfolg. Trotzdem hat sein momentan größter Konkurrent McIlroy nur Lob für den amerikanischen Über-Spieler: „Die Art, wie er Bälle schlägt, ist im Moment auf einem anderen Level als alle anderen“. McIlroy selbst, wie angesprochen derzeit Zweiter der Weltrangliste, möchte selbstverständlich in diesem Jahr ein anderes „Masters- Gesicht“ zeigen, als er es im vergangenen Jahr getan hatte. Der nordirische Golfstar musste bei dem Vorjahres-Turnier eine Enttäuschung hinnehmen. Neben McIlroy hatte der Weltstar Tiger Woods im letzten Jahr auch kein gutes Turnier absolviert. Der nahezu bei jedem bekannte Weltstar am Eisen musste beim letzten Masters Tournament auf der dritten Runde aufgeben. Woods kann dennoch eine beeindruckende Statistik beim Masters aufweisen. Bereits fünfmal durfte sich der 48-jährige das grüne Jackett überstreifen. Mit einer durchschnittlich erspielten Punktzahl von 71.10 Punkten gehört er zweifellos zu den besten Spielern der Welt. Zwei weitere Spieler, die zu den beliebtesten Golfern im Profibusiness gehören sind Max Homa und Tom Kim. Die beiden Spieler geben Einblick in die Nuancen des Platzes. „Ich denke, man kann 72 Löcher lang mutig spielen. Aber irgendwann muss man in der Mitte der Grüns spielen, abseits der Fahnenstöcke spielen, sich immer wieder bergauf Putts lassen, konservativ spielen“, so Homa über den Platz, der als sogenannten „Second-Shoot-Platz“ bezeichnet wird. Für Kim, der im vergangenen Jahr zum ersten Mal in Augusta an den Start ging, ist die Steigung des Platzes ein wichtiges Thema: „Es ist ein ganz anderer Test für Golf. Es gibt viel mehr Steigung, als es im Fernsehen aussieht. Ich war sehr überrascht, wie viele Höhenmeter es auf und ab gab, selbst auf den Grüns.“
Viele offene Fragen vor dem Turnier

Zum Favoritenkreis für das Masters Tournament zählen also wenig überraschend die bereits genannten Namen Rahm, Scheffler, McIlroy. Aber auch auf Spieler wie beispielsweise den Norweger Viktor Hovland, die amerikanischen Golfstars Jordan Spieth, Brooks Koepka, Xander Schauffele und Patrick Cantlay. Nicht zu vergessen der erfahrene Phil Mickelson, der ebenso ein Wörtchen im Turnier mitsprechen will. Der deutsche Bernhard Langer wird hingegen in diesem Jahr nicht am Masters Tournament teilnehmen. Der 66- jährige Deutsche hatte sich einen Achillessehnenriss zugezogen.
Nichtsdestotrotz können sich die Golf-Fans auf spannende Golf-Tage in Augusta freuen. Jedes Jahr begeben sich die Profis auf eine spannende Reise, die live vor Ort, aber auch vor dem Fernseher keinen Fan ruhig sitzen lässt. Für ereignisreiche Tage wird sicherlich gesorgt sein. Das Masters Tournament hat einfach alles, was Golf-Fans und Sport-Fans im Allgemeinen lieben. Freude über überraschende Siege. Trauer um verpasste Chancen. Spannung, wenn es sein muss bis zum letzten Loch. Wer wird seine Ziele erreichen, wer wird die selbigen verpassen. Es werden neue Helden geboren, viele unterschiedliche Geschichten geschrieben, mit denen niemand gerechnet hat. Viele offene Fragen sind indes in den Tagen des Masters Tournaments zu beantworten: Wird Rahm die Titelverteidigung erlangen? Wird Scheffler seine beeindruckende Form bestätigen? Können die erfahrenen Spieler wie McIlroy oder Woods doch noch oben angreifen und gar den Sieg erreichen? Werden vielleicht Youngsters überraschen und das Feld von hinten aufrollen? All das sind noch offene Fragen. Eine dürfte aber bereits geklärt sein. Das Objekt der Begierde für jeden teilnehmenden Golfprofi in Augusta, egal ob Neuling oder Erfahrener, ist und bleibt das grüne Jackett.