Das „Fischerberghaus“ oberhalb von Saarfels hat eine große Tradition und seit Anfang März eine neue Pächterfamilie. Ein Ausflug hierher lohnt sich gleich mehrfach: wegen des Essens, der herrlichen Lage und dem unbeschreiblichen Ausblick.
Im März dieses Jahres haben Alexandra und Alois Schmitz gemeinsam mit ihren sechs Kindern das „Fischerberghaus“ in Beckingen-Saarfels übernommen. Sie sind Mitglied von „Ebbes von hei“ (Etwas von hier), der Regionalmarke, die für regionale und gute Lebensmittel steht. Woher das „Fischerberghaus“ seinen Namen hat, kann ich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Einleuchtend finde ich aber diese Geschichte: In dieser Gegend ist früher Kalk abgebaut worden. Unterhalb des „Fischerberghauses“ steht auch heute noch ein alter Kalkbrennofen. Beim Kalkabbau fand man versteinerte Muscheln und Fische. So entstand wohl der Name Fischerberg. Denn einen Fischteich konnte ich weit und breit nicht entdecken.
Auch Balkon des Saarlandes genannt
Vom 352 Meter hohen Fischerberg blickt man weit in das Saartal, mit etwas Glück bei gutem Wetter bis zu den Vogesen. Das „Fischerberghaus“ über Saarfels ist auch als „Balkon des Saarlandes“ mit herrlichem Ausblick bekannt. Es ist eine sogenannte „grüne“ Hütte, Tiere sind hier ausdrücklich erwünscht, und mehr Natur geht auch nicht! Man trifft hier Wanderer, Radfahrer, Reiter, aber auch einfach Menschen, die gerne zum Essen hierher kommen und dabei den sagenhaften Ausblick genießen. Übernachten kann man hier übrigens auch, dank des Saarwald-Vereins, der eine Hütte mit insgesamt 20 Betten hierhin gestellt hat.
Der Chef ist Koch, Metzger und Jäger. Aus seinen erlegten Tieren macht er Würste, Terrinen und Wildgulasch und vieles mehr. Am Ende seines Berufslebens als Metzger war er selbständig und führte in Luxemburg eine Metzgerei. Zuvor arbeitete er in unterschiedlichen Metzgereien des Westsaarlandes. Nun ist er eigentlich bereits in Rente, doch das war ihm zu langweilig. Vor allem deshalb, weil seine Frau als Erzieherin noch im Job ist. Alois Schmitz ist ein dynamischer und fleißiger Mann. Er hat alles im Auge und liebt die Konversation mit seinen Kunden. Hier ruft jemand, da ruft jemand, und die Bierfahrer kommen auch noch. Doch ihn bringt das nicht aus der Ruhe. Die Tische werden nacheinander bedient, und als er bei den Bierfahrern die Rechnung unterschreibt, hat er für diese noch ein paar freundliche Worte und ein Lächeln.
Alles vom erlegten Tier wird verarbeitet
Wandern und Radfahren im Saarland werden immer beliebter. Rund um das „Fischerberghaus“ gibt es zahlreiche Wander- und Radwege. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Man wandert durch schattigen Mischwald und kann einerseits Richtung Fremersdorf ins Saartal blicken, andererseits ins nördliche Saarland, etwa zum Hunsrück oder zum Schaumberg. Der Weg führt uns aber auch durch weite Orchideenwiesen und immer wieder durch urwüchsige Waldpassagen auf schattigen Pfaden im Wechsel mit der offenen und sonnigen Wiesen- und Heckenlandschaft.
Ich habe grundsätzlich keine Lust, dort zu wandern, wo man meint, eine Tüte Pommes frites sei ein Mittagessen. Ich wandere nur dort, wo auch das Essen stimmt! Und so wurde ich auch auf das „Fischerberghaus“ aufmerksam. Gerne wandere ich grenzüberschreitend. Im Bliesgau etwa oder auch in Saarbrücken, wenn wir entlang der Saar wandern.
Ich frage Alois Schmitz nach seiner Jagd. „Die Jagd ist in der Nähe, in Haustadt“, erzählt er. „Wir sind dort drei Pächter. Was wir an Wild erlegen, verarbeiten wir alles selbst. Ich verarbeite auch das Wild anderer Jäger oder kaufe Wild von ihnen auf. Ich mache Wildveredlung, koche selbst viel Wild, etwa Wildgulasch oder Wildbraten. Außerdem mache ich Wildschinken, Wildwurst, Wildpastete, Lyoner, Hackbraten, Jagdwurst. Wiener, Rohesser und Salami. Alles vom Tier wird verwertet.“ Auch das Griebenschmalz ist hier vom Wildschwein. Wild sei das gesündeste Fleisch, sagen viele Fachleute. Wild ernährt sich von Gras, Blättern und Beeren, was dazu beiträgt, dass das Fleisch gesund ist und weniger Schadstoffe und Chemie enthält als Fleisch aus konventioneller Tierhaltung.
Hier im „Fischerberghaus“ wird regional gekocht und auch auf die Wanderer abgestimmt. „Wir bleiben auf dem Boden“, sagt Alois Schmitz. „Es soll sich auch jeder leisten können. Das Geld sitzt ja heutzutage nicht mehr so locker, wie es mal war.“ Seine übrigen Produkte bezieht er von den Bauern der Gegend, die Kartoffeln etwa aus Rimlingen. Oft von Bauern, die ebenfalls im eingangs erwähnten Verband „Ebbes von hei“ Mitglied sind. Und auch bei den Getränken hat Regionalität erste Priorität.
In der Küche hat Schmitz Unterstützung: „Florian Gewo heißt unser Koch. Er ist bei uns angestellt und macht die Küche.“ Wobei sie zu Spitzenzeiten am Wochenende auch schon mal zu viert in der Küche arbeiten, wenn es richtig brummt. Wie schwierig es ist, Wurst zu machen und zu kochen, weiß ich aus eigener Erfahrung. Deshalb ist diese Aufgabenverteilung gut: Florian Diwo macht die Küche, der Chef zerlegt das Wild.
Familie Schmitz hat eine Karte zusammengestellt, die geteilt ist. Einerseits für die, die länger einkehren und dabei etwa eine Tagessuppe oder einen Salat mit Speck, Croutons und Bratkartoffeln bestellen, um danach als Hauptgang zwischen Wildgulasch, Wildbolognese mit Spaghetti, Chili con Carne mit Wildsauce oder Wildbratwurst mit Pommes frites zu essen und danach noch ein gemischtes Eis oder eine Crème brûlée. Wenn diese Gäste abends kommen, finden sie zusätzlich noch Hähnchenflügel und Spießbraten auf der Karte.
Anderseits gibt es für die flotten Mountainbiker, Wanderer oder Pferdewanderer so
etwas wie einen Vesperteller mit Schinken oder Käse. Oder ein Aufschnittteller oder eine hausgemachte Wildpastete. Familie Schmitz versucht einen Spagat, damit jeder auf der Karte etwas findet. Und so etwas braucht’s hier auch. Ich bestellte mir einen absolut korrekt schmeckenden Elsässer Flammkuchen auf traditionelle Art, danach eine Wildbratwurst mit Pommes frites, die besonders gut schmeckte, und zum Espresso eine Crème brûlée. Alles bei bester Aussicht, denn ich aß im Garten. Mir hat das wirklich gut gefallen und ich werde sicher wiederkommen. Denn für mich hat das „Fischerberghaus“ einen besonderen Charme. Weit weg von lärmenden Straßen oder Industrie-Anlagen und doch nur ein paar Meter oberhalb von Saarfels. Hier dachte ich auch wieder: Das Saarland ist so schön! Man muss diese Schönheit nur suchen.
Haus vom Saarwald-Verein erbaut
Übrigens: Als ich meine positiven Eindrücke auf Facebook veröffentlichte, antwortete Jutta Vieh, 82 Jahre: „Danke für die gute Bewertung. Und dafür, dass Sie den Saarwald-Verein erwähnt haben. Das ‚Fischerberghaus‘ wurde zum größten Teil von Mitgliedern des Saarwald-Vereins in ehrenamtlicher Arbeit erbaut. Auch aus Trümmerteilen des ersten Hauses von 1921, das im Krieg zerstört wurde. Jetzt sind wir froh, dass wir einen tollen Pächter gefunden haben, und drücken ihm und seiner Familie alle Daumen. Ich habe beim Bau des ‚Fischerberghaus‘ mitgeholfen, habe die längste Mitgliedschaft im Verein, bin seit 1952 Mitglied. Bin halt schon alt, 82 Jahre und stolz auf ‚unser Haus‘.“ Vielen Dank für diese sympathische Antwort, Frau Vieh.