Der Dauerregen kann schon ganz schön aufs Gemüt gehen. Das Saarland ist zu nass, schon seit September. Felder gleichen Sumpflandschaften. Es soll sogar schon Überlegungen im Land der Tüftler und Bastler geben, eine Arche zu bauen, wenn es so weitergeht.
Immerhin waren die Feiertage erstaunlich ruhig, kleine Pause im politischen Dauerstreit. Das neue Cannabis-Gesetz hat zum Ostermontag noch einige Pflichtkritik gebracht, dazu den mühsamen Kalauer: „Ostern vorbei – Cannabis frei“ und die Rede vom schlechten Aprilscherz.
Apropos Aprilscherze: Frei erfundene Geschichten oder gar richtiggehende Lügen waren zum 1. April erlaubt, weil sie erstens zum Schluss aufgedeckt wurden und zweitens jeder wissen konnte, dass er oder sie an diesem Tag auf der Hut sein musste.
Das aber müssen wir inzwischen rund um die Uhr, 365 Tag im Jahr – in diesem Jahr sogar einen Tag länger. Kein neues Phänomen, aber eines, das uns zunehmend komplett in Beschlag nimmt. Bis in kleine, alltägliche Gespräche, in denen ich gelegentlich ziemlich irritiert bin, was da alles für wahr gehalten wird. Und damit sind keineswegs die noch eher leicht zu enttarnenden Fake News und Verschwörungsmythen gemeint.
Wie soll sich ein Mensch zurechtfinden, der sich eigentlich vernünftig und rational verhalten will, gelernt hat, dabei wissenschaftliche Erkenntnisse ernst zu nehmen, wenn zugleich aber die Wissenschaft erklärt, alles Wissen sei vorläufig? Was also stimmt denn dann noch? Dass wissenschaftliche Erkenntnis nur genau deshalb möglich ist, weil neue Erkenntnisse nie als endgültige, abschließende Wahrheit betrachtet werden, macht die alltäglichen Diskussionen nicht immer leichter. Und von systematischen Desinformationskampagnen zur allgemeinen Verunsicherung ist da noch gar nicht die Rede.
Allem immer mit Zweifel zu begegnen, ist nicht nur eine Überforderung, sondern geht schlicht nicht. Kann da verwundern, wenn sich Menschen wie zwischen Turmbau zu Babel und Sintflut fühlen, kurz vor dem Untergang, und keine Arche in Sicht?
Dabei ist vieles wie bei Aprilscherzen: Wenn ich weiß, von wem was kommt, kann ich einigermaßen abschätzen, ob mich jemand auf Abwege schicken will, nur um selber seinen Spaß daran zu haben. Und wer für sich den Besitz der alleinigen Wahrheit reklamiert, ist sowieso suspekt.