Bei der „Gelato Week Germany 2024“ kommen Eisliebhaber voll und ganz auf ihre Kosten. In Berlin und anderen Städten Deutschlands können vom 18. bis zum 24. April zahlreiche köstliche Kreationen geschleckt werden.
Es ist wieder so weit. Mit den blühenden Hyazinthen, Krokussen und Narzissen hat sich in leuchtenden Farben der Frühling angekündigt. Farbig sind auch weitere Botschafter der wärmeren Monate: Die köstlichen Kugeln der wieder geöffneten Eisdielen bezirzen die Liebhaber in fast allen Farben. Von Cashewnuss-Weiß über Minz-Grün und Mango-Gelb bis hin zu Erdbeer-Rot isst das Auge schon gleich mit.
Die Agentur Berlin Italian Communication zelebriert den Beginn der Eiscreme-Saison dieses Jahr nicht mehr mit der „Berlin Ice Cream Week“. Stattdessen findet das einwöchige Festival jetzt deutschlandweit statt. Und so hat das Event, das seit 2020 jährlich in Berlin stattfindet, auch einen neuen Namen: „Gelato Week Germany“. Vom 18. bis zum 24. April können Eiscreme-Aficionadas und -Aficionados die köstlichen Kugeln nicht nur in zahlreichen Berliner Locations schlecken, sondern auch in etwa 100 weiteren Eisdielen, die von Baden-Baden bis Bielefeld im ganzen Land verteilt sind. Dabei sind mitunter Aromen aus aller Welt am Start: Im baden-württembergischen Bad Krozingen etwa kann man Rosenwassereis mit Safran und Pistaziencrunch goutieren, während es im münsterländischen Hörstel Pastel de Nata und in Düsseldorf Schafskäse-Eis nach sizilianischer Art zu schlecken gibt.
Auch die teilnehmenden Eisdielen in der deutschen Kapitale verführen mit hocharomatischen Ingredienzien wie zum Beispiel in der Eissorte „A night in India“. Mit einem indischen Gewürzaufguss und gerösteten Cashewnüssen könnte sie durchaus Fernweh wecken. In die Ferne schweifen dürfen die Sinne auch beim Genuss der Fusion von Ayran mit Pfefferminze. Oder bei einer vielversprechenden Kreation aus Olivenöl, Rosmarinaufguss und frischen Zitronenschalen.
Heimischer, aber nicht weniger kreativ wird es dann bei Tannen-Eis aus frischen Tannenspitzen, bei grünem Gurken-Eis mit Dill und Crème fraîche oder bei der Fusion aus frischem Rosmarin und Potsdamer Gartenhonig. Blumig klingt auch die Mischung aus Holunderblüten und Lavendel. Viele der Eissorten werden exklusiv für das einwöchige Food-Event hergestellt. Daher lohnt sich für neugierige Schleckermäuler allemal der Streifzug durch ein paar teilnehmende Eisdielen in der zweiten Aprilhälfte.
Veganes Eis ist auf dem Vormarsch
Bei den teilnehmenden Kreateuren dürften im Vorfeld die Köpfe geraucht haben. So auch bei Christian Günzel, Geschäftsführer von „Spoonful Berlin“. Der studierte Betriebswirt war jahrelang in der IT-Branche tätig und hat sich eher mit Bits und Bytes beschäftigt als mit der optimalen Zusammensetzung von eisgekühlten Aromen. Als passionierter Tüftler experimentierte Christian Günzel so lange, bis er die perfekte Balance aus Aroma und Süße gefunden hatte. So viel Aroma wie möglich und so wenig Zucker wie nötig – so sein Credo. Sein Konzept ist aufgegangen. Schließlich führt der Wahlberliner seit mehreren Jahren das Eiscafé „Spoonful Berlin“, von dem es mittlerweile sechs Filialen gibt.
Angefangen hat alles schon im Jahr 2004, als „Spoonful Berlin“ noch den Namen „Eismanufaktur” trug. Der erste Laden lag damals noch an der Friedrichstraße. Die Eisdiele ist mittlerweile geschlossen, dafür gibt es jetzt eine Filiale an der Auguststraße. Auch in anderen Kiezen darf „Spoonful“ geschleckt werden. So etwa an Standorten in Kreuzberg, Friedrichshain, Wedding, Neukölln und in Rixdorf. „Ich mag den direkten Kontakt mit den Kunden“, erzählt der Eiscreme-Gastronom im Gespräch an der Gärtnerstraße in Friedrichshain. „Menschen, die vor einer Eisdiele stehen, haben gute Laune. Und wenn sie wieder herausgehen, haben sie noch bessere Laune.“
Als Testerin möchte ich mir den Auslöser der guten Stimmung natürlich nicht entgehen lassen. Während meiner Recherche Ende März sind die eigens für die „Gelato Week“ kreierten Sorten Lúcuma und Earl Grey mit Kirsche noch nicht erhältlich. Dafür probiere ich mich durch ein paar andere Sorten – getreu dem Namensmotto – löffelchenweise durch. Der Wahlberliner empfiehlt mir eine seiner Lieblingssorten: Banane-Honig-Eis. Ich bin normalerweise eher leidenschaftslos, was den Geschmack der gelben Tropenfrucht anbelangt, aber von dieser Variante bin ich schon angetan. Mein nächstes Löffelchen tauche ich dann in eine Kugel Grapefruit-Sorbet. Das kühle Etwas beginnt gerade erst auf der Zunge zu zerschmelzen, da ploppt schon ein inneres Bild auf. Ich erinnere mich sofort an den Verzehr einer saftigen Pampelmuse zum Frühstück. Absolut erfrischend!
Komplizierter wird es für mein gustatorisches Gedächtnis beim Antesten von Karamell Fleur de Sel mit karamellisierten Walnüssen. Aber auch das: ein Hochgenuss. Mein Star am Eiscreme-Himmel an diesem Nachmittag ist ein pflanzenbasiertes Schokoladeneis namens „Blackout vegan chocolate“. Ich erlebe zwar keinen inneren Stromausfall, bin aber spontan schon sehr verknallt in diese cremige Textur, die ein wenig an Mousse au Chocolat erinnert. Ich merke überhaupt nicht, dass hierfür keine Sahne verwendet wurde.
Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) zählt übrigens veganes Schokoladeneis zu den neuen Sorten der diesjährigen Eissaison. Weitere Newcomer sind laut BDSI unter anderem Orangen-Sorbet mit einem fast 70-prozentigen Fruchtanteil und pinkes Wassermelonen-Eis. Der Trend zu veganen Eissorten soll dem Verband zufolge anhalten. Als pflanzliche Quellen werden außer Soja und Mandeln auch Hafer oder Erbsenprotein genutzt, heißt es in einer Meldung.
Während ich in Friedrichshain noch ein weiteres Löffelchen probiere – diesmal ist es köstliches Pistazieneis – unterhalten sich mein Gastgeber und ich noch über die Herkunft der kalten Nachspeise. Wann hat ihre Geschichte begonnen? Und wer hat es erfunden? Es gibt mehrere Quellen, die besagen, dass es nicht die Italiener, sondern die Chinesen gewesen sind, die das Speiseeis erfunden haben. Belegt ist die Passion von Alexander dem Großen für Gefrorenes. Auch heißt es, dass der römische Kaiser Nero Eis aus den Bergen transportieren ließ, um es dann mit zerdrückten Himbeeren, Zitronen oder Orangen und Gewürzen zu genießen.
„Es gab mit großer Wahrscheinlichkeit keine einzelne Person oder Gruppe, die die ‚Erfindung‘ für sich beanspruchen könnte“, meint Christian Günzel. „Speiseeis ist in seiner ursprünglichen Form sehr wahrscheinlich viele tausend Jahren alt und weltumspannend“ sagt er. Er nimmt an, dass Menschen in allen Gegenden der Erde, die Zugang zu Schnee oder Gletschern hatten, früher oder später auf die Idee des Eismachens gekommen sind. Seiner Vermutung nach haben sie Früchte mit gefrorenem Wasser gemischt und in den wärmeren Monaten zur Kühlung verzehrt.
„Kühl und süß, wer könnte da im Sommer widerstehen?“, sagt der Berliner Eismacher. Stimmt, auch meine Widerstandskraft schmilzt dahin. Und das nicht erst im Sommer, sondern schon im Frühjahr. Und so freue mich auf die neuen Sorten anderer Eisdielen, die nicht allzu weit weg von meinem Kiez liegen. Dort warten während der „Gelato Week“ dann Sorten wie Tiramisu, Ube oder Avocado mit Passionsfrucht auf mich und alle anderen Eiscreme-Fans.