Der 1. FC Kaiserslautern liefert nach dem Sieg im Pokal auch beim HSV eine mutige Leistung ab, verliert jedoch am Ende unglücklich und steht nun tatsächlich auf einem direkten Abstiegsplatz.

Vier Tage nach dem emotionalen Auftritt im Ludwigspark im DFB-Pokal-Halbfinale musste der 1. FC Kaiserslautern im nächsten hochemotionalen Spiel im Hamburger Volksparkstadion bestehen. Nach über 90 Minuten auf Augenhöhe steht am Ende eine 1:2-Niederlage auf dem Papier und die Mannschaft mit leeren Händen da. Dadurch wird die Lage im Abstiegskampf der Zweiten Liga immer bedrohlicher, die Roten Teufel rutschen auf Platz 17 ab und stehen auf einem direkten Abstiegsplatz.
Wer jetzt dachte, dass Friedhelm Funkel nach dem Spiel mit der Leistung seiner Mannschaft nicht einverstanden war, sah sich getäuscht: „Die Mannschaft hat ein großes Lob verdient, wie sie über 90 Minuten versucht hat, dieses Spiel zu gewinnen. Und das wenige Tage nach dem Halbfinale in Saarbrücken, das sehr viel Kraft gekostet hat – auch vom Kopf her“, sagte der 70-Jährige am Mikrofon bei den Kollegen der ARD. „Ich bin total überzeugt, dass wir in den restlichen Spielen die notwendigen Punkte holen, wenn wir so auftreten wie gegen Düsseldorf und heute beim HSV. Auch wenn wir beide Spiele verloren haben. Für mich ist die Leistung wichtig und das Wie – und das war heute sehr gut. Ich habe heute die Mannschaft zum ersten Mal am Mittelkreis zusammen geholt, um ihr zu sagen, dass ich stolz auf sie bin, wie sie bis zur letzten Sekunde gefightet hat. Die Mannschaft ist nicht zusammengefallen wie in früheren Zeiten und hat dann hoch verloren. Wir sind ein ganzes Stück weiter, so wie wir auftreten“, schob Funkel auf der Pressekonferenz nach dem Spiel nach.

Kritikpunkte hatte der erfahrene Trainer nach dem Spiel aber trotzdem: „Wir haben zu wenig aus unseren Kontern gemacht. Das war teilweise halbherzig. Unsere Außenspieler hätten das etwas mutiger machen müssen. Als Aaron Opoku einmal eins gegen eins gegangen ist kurz vor der Pause, hat er quer gespielt und Ragnar Ache musste den Ball nur noch über die Linie drücken. Das haben wir zu wenig gemacht. Wir müssen unsere Torchancen nutzen. Denn das wird meistens bestraft.“ Besonders bitter: Kurz vor dem entscheidenden Gegentreffer zum 1:2 aus Lauterer Sicht vergab Almamy Touré gleich doppelt eine Riesenchance. Einen Vorwurf wollte Funkel seinem Spieler nicht machen, unterstrich aber, wie bitter diese verpassten Gelegenheiten waren: „Almamy Touré ist kein Torjäger, aber den muss er einfach machen. Das weiß er selbst, er hat mir gesagt: ‚Trainer, ich muss den rein machen‘. Ich habe früher auch selbst solche Chancen vergeben, aber in unserer Situation ist das ganz, ganz bitter.“
In Fürth muss gepunktet werden
Innenverteidiger Boris Tomiak, in Saarbrücken unter der Woche der Fels in der Brandung, sah beim Spiel gegen den HSV eine „extrem bittere Niederlage“. „Nicht nur wegen dem Spielverlauf. Wir haben eine echt gute Leistung gebracht und so viele Chancen gehabt hier in Hamburg.“ Doch nur eine nutzte der zurückgekehrte Torjäger Ragnar Ache: Nach Vorarbeit von Opoku glich Ache kurz vor der Halbzeit aus. Zuvor brachte Laszlo Benes den HSV in Führung. Kurz nach der Doppelchance von Touré war es dann Lukasz Poreba, der den HSV auf die Siegerstraße brachte und den FCK schlussendlich auf den direkten Abstiegsplatz schoss. Besonders bitter: Lauterns Ersatz-Schlussmann Robin Himmelmann legte nach dem Tor bei dem Unparteiischen Protest ein, wurde jedoch nicht erhört. HSV-Profi Ransford-Yeboah Königsdörffer soll beim Abschluss sowohl in seinem Sichtfeld als auch im Abseits gestanden sein – die Schiedsrichter überprüften und ließen den Treffer zählen. „Wenn du unten drinstehst, brauchst du auch mal ein Quäntchen Glück. Das fehlt uns momentan in der Liga. Wir müssen in Führung gehen und im Gegenzug fängst du dir das 1:2. Dann wird es natürlich schwer“, sagte Tomiak.

Trotz dieses Rückschlags versuchte der FCK in der Schlussphase der Partie alles, um doch noch irgendwie einen Punkt mitzunehmen. Doch der Ausgleich sollte nicht mehr gelingen. Viel Zeit sich darüber zu beklagen, bleibt den Roten Teufeln nicht: „Wir müssen die Leistung mitnehmen und das Ergebnis ganz schnell verarbeiten. Am Freitag spielen wir schon wieder auswärts. Und da brauchen wir Punkte, egal wie“, sagte Tomiak. Dann tritt der FCK bei der SpVgg Greuther Fürth an. „Es ist nun mehr als gefährlich, wir stehen auf einem Abstiegsplatz. Wir haben jetzt zwei Topspiele gemacht und keinen Punkt geholt. Jetzt ist scheißegal wie wir spielen, wir müssen die Punkte sammeln. Es geht jetzt um sehr viel für den Verein und das muss jeder wissen und weiß auch jeder“, schob Tomiak nach. Ein wenig mehr Ruhe strahlte da Friedhelm Funkel aus, der die Tabellensituation ebenfalls einordnete: „Gut ist, dass alles dicht beisammen liegt. Auch das Ergebnis in Rostock gestern stört mich nicht. Hansa hat gewonnen, dafür hat Wiesbaden keinen Punkt geholt. Ich bin nicht nervös. Die Mannschaft ist auch nicht nervös. Das spürt man im Training und das hat man heute gespürt. Und unsere Fans sind einfach super. Über 6.000 fahren hier mit und haben uns nach dem Spiel für die Leistung applaudiert. Man hat heute keinen Unterschied gesehen zwischen dem Tabellenvierten und dem 17. Das gibt uns Mut und so müssen wir weiter auftreten. Wir müssen punkten in den nächsten Spielen, das wissen wir und das werden wir.“ An Zuversicht mangelt es dem FCK nicht, gerade in dieser Phase könnte die Entscheidung auf Friedhelm Funkel zu setzen Gold wert sein. Kaum ein Trainer hat öfter solche Situationen als Cheftrainer durchlebt – und am Ende sogar noch erfolgreich gestaltet. Die nächste Chance dazu ergibt sich an diesem Freitag gegen Greuther Fürth.